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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Tiefensee

Geschrieben am 31-10-2008

Leipzig (ots) - Von Dieter WonkaTiefenseesVerantwortung
Möglicherweise ist Verkehrsminister Tiefensee Deutschlands billigster
Minister. Auf seinem Amtsstuhl, zumindest soweit es die Bahn
betrifft, sorgt er mit den Führungstugenden eines ungelenken
Praktikanten an der Seite des bulligen Machers Mehdorn für
größtmögliche Turbulenzen. Achsschäden, ICE-Chaos, Entlassungen
falsch gepolter Staatssekretäre und tolle Gehaltssprünge bei
Beteiligten kommen als Ergebnis dieser Arbeit die Bürger nur
scheinbar teuer. In Wahrheit hat Tiefensee die cleverste Variante zur
Torpedierung der geplanten Bahn-Privatisierung gewählt. In so ein
Unternehmen will doch keiner mehr als Anteilseigner einsteigen,
selbst ohne Finanzkrise. Gewonnen wäre damit ein neuerliches
Nachdenken über den Umgang der Politik mit dem Volkseigentum des
Schienensystems als Einrichtung der Grundversorgung. Das wäre viel
wert.
Sollte Tiefensee so gerechnet haben, ohne an die Reputation der
eigenen Person, ohne an die Glaubwürdigkeit der aktuellen Debatten um
Managerbezüge, Extraprofite und Verantwortung durch Führungsstärke
gedacht zu haben, dann hätte er schon jetzt Großartiges geleistet.
Für den Fall, dass der Verkehrsminister aber bisher rein fachlich
sein Bestes gegeben hat, ihm seine Ex-Staatssekretäre und der Herr
Mehdorn einfach auf der Nase herumtanzten und der Minister das alles
noch gar nicht oder einen Teil davon viel zu spät gemerkt haben
sollte, dann gibt es nur eins:Rücktritt - freiwillig, oder auf
Geheiß.
Er ist Politiker, nicht einer, der unter Artenschutz steht, auch
nicht durch ostdeutsche Herkunft. Für ihn ist die Übernahme der
Gesamtverantwortung in einer absurden Pannen-Kaskade Teil des Jobs.
Das unterscheidet ihn von Herrn Mehdorn, der könnte sich noch retten,
wenn er einfach freiwillig auf Bares verzichtete.
Zur Strafe sollte er dann vielleicht das aktuelle Zug-Chaos durch 14
Tage Dauerfahrt mit der noch dem Bund zu 100 Prozent gehörenden Bahn
quer durch Deutschland erleiden, ohne Platzkarte, mit Verspätungen
und dem dummen Gefühl, was passiert wohl, wenn die Achse nicht hält.
Wenn es gut läuft, kann man über eine kleine Bahn-Privatisierung
durchaus nachdenken. Noch mehr betriebswirtschaftliches Verhalten
schadet dem Unternehmen ganz sicher nicht. Sofern der Bund als
Mehrheitseigner seiner Aufsichtspflicht nachkommt, ist auch alles in
Ordnung. Spätestens an dieser Stelle wäre es aber schon wieder vorbei
mit dem Vertrauen, bliebe der Minister Tiefensee. Denn Vertrauen ist
Chefsache und nichts, was auf einen Sekretär abgeladen werden kann.
@d.wonka@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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