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Joschka Fischer setzt auf Barack Obama

Geschrieben am 13-08-2008

Hamburg (ots) - Joschka Fischer, ehemaliger deutscher
Außenminister, wünscht sich Barack Obama als nächsten US-Präsidenten.
"Ich bin für Obama", sagt Fischer der ZEIT. Angesichts globaler
Herausforderungen wie dem Klimawandel, der drohenden
Weltwirtschaftskrise und den Kriegen in Afghanistan und im Irak traue
er Obama mehr Gestaltungskraft zu. Obamas Rivale John McCain hingegen
sei "schon sehr alt, und ob er die Welt von heute wirklich versteht,
wie dies der Präsident der USA eigentlich sollte, weil vor allem er
diese Welt eben führen muss, das weiß ich nicht, da habe ich meine
Bedenken."

Zu Obamas Rede in Berlin sagt Fischer: "Mir hat die Begeisterung
der Deutschen gut gefallen, das war eine echte Demonstration des
Proamerikanismus. Wenn auch deutlich geprägt von dem Wunsch: Bitte
erlöse uns von George W.!" Einwände, Obamas Äußerungen seien ziemlich
unkonkret gewesen, hält Fischer entgegen: "Seine Rede in Berlin war
Klartext. Er hat den Europäern gesagt: Mit mir wird in Zukunft
gemeinsam entschieden und dann gemeinsam gekämpft, und wenn es sein
muss, auch gemeinsam gestorben. Die Arbeitsteilung: Wir kämpfen und
ihr baut auf, die wird so nicht mehr funktionieren." Diese
Einschätzung teile er, sagt Fischer, angesichts der bisherigen
europäischen Außenpolitik verstehe er "die Kritik der Amerikaner und
bewundere sie, dass das nicht sehr viel mehr in Verachtung gegenüber
den Europäern umschlägt".

Fischer, der 2006 eine einjährige Gastprofessur in Princeton inne
hatte, ist indes kein Bewunderer des amerikanischen Lebensstils
geworden: "Ich bin von dem Land und seinen Leuten fasziniert, aber
dauerhaft dort zu leben würde mir sehr schwerfallen. Ich habe mich
früher immer gefragt, warum die deutschen Emigranten wie Brecht oder
Thomas Mann nach dem Krieg nach Deutschland zurückgekommen sind.
Jetzt kann ich das ganz gut verstehen." Als Ursachen hierfür nennt
Fischer zum einen "das gesellschaftliche Verhalten: Die Amerikaner
sind erst mal sehr direkt im Kontakt, sehr freundlich, aber dann
steht man vor einer riesigen Chinesischen Mauer vor dem eigentlichen
Ich. Da kommen Sie lange nicht durch oder darüber hinweg." Zudem
hätten ihn die Klassenunterschiede überrascht: "Theoretisch wusste
ich das ja alles auch vorher schon, aber es ist noch mal was anderes,
wenn Sie mitbekommen, dass Leute nicht zum Arzt gehen können, obwohl
sie chronisch krank sind, weil sie ihr monatliches Budget
überschritten haben und dann tagelang mit rasenden Kopfschmerzen
abgedunkelt zu Hause liegen und man dann selbst anfängt, sich um sie
zu kümmern ... Es ging vielen Menschen um einen herum richtig
schlecht, und das lässt mich nicht unberührt. In Deutschland wird
bisweilen vergessen, was ein entwickelter Sozialstaat wirklich
bedeutet."

Als junger Mann hätten die USA stets zu seinem Lebensgefühl
gehört, "positiv und negativ", sagt Fischer. "Es gab den
Vietnamkrieg, aber es gab auch Bob Dylan. Ich hatte immer das Gefühl,
letztlich sind wir uns sehr ähnlich, die Europäer und die Amerikaner.
Nach dem Jahr in Princeton muss ich sagen: Das Gegenteil ist der
Fall." Fremd, sagt Fischer, sei ihm sogar das Essen gewesen. "Ich bin
nach einigen Monaten extra in New York zur Metzgerei Schaller + Weber
marschiert ... Deutschland ist das Land des Brotes und der Würste.
Darauf sollten wir stolz sein, da gibt es nichts zu schämen."

Originaltext: DIE ZEIT
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_9377.rss2

Pressekontakt:
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 34 vom 14. August 2008
senden wir Ihnen gern zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Elke Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.:
040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: bunse@zeit.de)


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