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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Obama in Berlin

Geschrieben am 24-07-2008

Bielefeld (ots) - US-Fernsehstationen staunen schon seit Tagen
über die Obama-verrückten Deutschen. Gestern Abend endlich konnten
die »Obama-crazy Germans« selbst überprüfen, ob stimmt, was eine
völlig übersteigerte Heilserwartung in den Senator aus Illinois
hineinprojiziert hatte.
Neben der Begeisterung für einen frischen, unverbrauchten Politiker
mit den allerbesten Absichten trat auch Ernüchterung. Realismus statt
Happening schwang mit in seiner durchaus staatsmännischen Rede an der
Siegessäule. Obama konnte gar nicht anders, als die in ihn gesetzten
messianischen Hoffnungen zurück zu stutzen. Statt eines Super-Stars
erlebten 200 000 den möglicher Oberbefehlshaber der mächtigsten
Nation der Neuzeit.
Luftbrücke und Mauerfall, Familiengeschichten und Weltsolidarität
waren die langen Linien einer rhetorisch wie inhaltlich stimmigen
Ansprache. Wer genau hinhörte, dem entgingen aber auch nicht Aspekte
von Blut und Boden. Das war womöglich die wahre Botschaft des Barack
Obama an Europa und an seine Wählerschaft daheim.
Unmissverständlich wurde klar, was der Demokrat will, sollte er am
4. November ins Weiße Haus gelangen: Deutschland muss stärker zum
Antiterror-Kampf beitragen. Dabei wird hierzulande das
Afghanistan-Mandat gerade um 1000 auf 4500 Soldaten aufgestockt.
Obama vermied konkrete Zahlen. Hätte er sonst über 6000, gar 8000
deutsche Kämpfer beiderseits des Hindukusch, also auch in Pakistan,
sprechen müssen?
Obama streute zwischen Bekenntnisse zum Klimawandel und Kampf für
die Menschenrechte von Somalia bis Birma die Worte »Opfer«,
»Lastenteilung« und (fehlendes) »Vertrauen ineinander«.
Keine Nation, auch nicht die stärkste, könne allein gegenüber der
Herausforderung des Terrorismus bestehen, redete er dem alten Europa
ins Gewissen. Will sagen: Mehr als 4000 Leichensäcke mit toten GIs
sind nicht fair.
Eigentlich ist Obama noch gar nichts, nicht einmal ein von den
Demokraten tatsächlich nominierter Präsidentschaftskandidat. Und auch
die Deutschen, die zu 76 Prozent den vermeintlich legitimen Erben von
John F. Kennedy fast ungeprüft wählen würden, nutzen ihm nicht. Sie
haben kein Wahlrecht jenseits des Atlantiks.
Irak, Afghanistan, Nahost und Berlin-Paris-London im Schnelldurchgang
hatte sich Obama selbst verordnet. Es galt, den Vorwurf mangelnder
außenpolitischer Erfahrung zu kontern. Dabei dürfte der politische
Durchlauferhitzer kaum etwas mitnehmen nach Hause. Einzig die Bilder
aus Berlin und Bagdad sind für Extra-Stimmen am Wahltag gut.
Obama steht für Veränderung und Wandel in den USA. Das ist der Kern
der Obama-Begeisterung bei uns. Dahinter steht eine tiefe, rational
kaum zu erklärende Ablehnung von Präsidenten wie George W. Bush, der
wie fast alle seine Vorgänger auch Krieg führt.
Weniger Überhöhung bewahrt vor Überschätzung. Gut, dass Obama Zeit
hatte, uns das einmal zu erklären.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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