(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Studienbedingungen

Geschrieben am 07-07-2008

Leipzig (ots) - Wer je eine Hörsaalbank an einer deutschen Uni
gedrückt, sich in der Unibibliothek durch Fachliteratur gekämpft und
auf eine Antwort des zuständigen Professors gewartet hat, dem muss
man nicht erklären, wie es um die Lehr-, Struktur- und
Betreuungsqualität an deutschen Hochschulen bestellt ist.
Dabei gilt unter Studenten die goldene Regel, dass im Mikrokosmos Uni
alles mindestens doppelt so lange dauert und deutlich komplizierter
ist als im Alltags- oder Berufsleben. Die Vorlesung ist so trocken
wie unverständlich, der Professor erst wieder in zwei Wochen zu
erreichen, das benötigte Buch wird gerade restauriert, der
Kopierautomat ist defekt, das Seminar zu voll und die Abschlussarbeit
wird erst im nächsten Jahr korrigiert.
Wer sich beschwert, erhält leicht variierende Antworten mit immer
gleicher Grundtendenz. Es ist richtig, dass es den Universitäten an
finanziellen und personellen Mitteln mangelt. Jahrzehntelang wurden
die Hochschulen kaputt gespart, Professuren und Mitarbeiterstellen
bei gleichzeitig steigenden Studentenzahlen gestrichen. Der
Wissenschaftsrat fordert daher berechtigterweise eine Milliarde Euro
jährlich mehr für dringend benötigtes zusätzliches Personal, Tutorien
oder Bibliotheksausstattung.
Immer nur nach mehr Geld zu rufen, wäre aber zu einfach und greift zu
kurz. Denn die hohe Zahl der Studienabbrecher ist nicht zuletzt der
Gleichgültigkeit und dem mangelnden Engagement der Professoren sowie
der Unverständlichkeit und Realitätsferne der Lehrveranstaltungen
geschuldet.
Das liegt unter anderem daran, dass die Forschung der Lehre, dem
eigentlichen Kerngeschäft der Hochschulen, längst den Rang abgelaufen
hat. Einfallsreiche Lehrkonzepte oder gute Bewertungen von Studenten
zählen wenig. Möglichst viele Publikationen in renommierten
Zeitschriften sorgen dagegen für die erstrebte hohe Reputation. Nicht
zuletzt können die begehrten und karrierefördernden Drittmittel nur
über Forschung, nicht aber durch eine gute Lehre eingeworben werden.
Wie vom Wissenschaftsrat gefordert, ist daher ein Mentalitätswandel
an den Universitäten hin zu einer neuen Lehrkultur überfällig. Dafür
braucht es einerseits Anreize und eine verbesserte Anerkennung der
Lehrqualität. Andererseits muss eine offensichtliche Vernachlässigung
von Lehre und Betreuung schärfer sanktioniert werden. Studentische
Evaluationen können hier als wichtiges Messinstrument fungieren. Das
spornt die Professoren an und gibt den Studenten das Gefühl, dass
ihre Nöte endlich ernst genommen werden.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

146967

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Offene EU Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Die Worte von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble klingen gut. Der Minister will die illegale Migration bekämpfen und die legale steuern. Doch wie das effektiv geschehen soll, bleibt offen. Immerhin leben in Deutschland bereits rund 200 000 Ausländer ohne Papiere. Sie ihnen nachträglich zuzubilligen, ist der falsche Weg, denn er schafft Anreize für andere, diesem falschen Weg nach Deutschland zu folgen. Eine Lösung ist das nicht. Menschen, die nach Deutschland und damit in die EU wollen, brauchen mehr...

  • Rheinische Post: Sommer-Krise Düsseldorf (ots) - Von Gerhard Voogt Gestern war kein angenehmer Tag für Schulministerin Barbara Sommer (CDU). Nachdem unsere Zeitung berichtet hatte, sie werde von dem Medien-Profi Michael Spreng beraten, musste sie viele Anfragen beantworten. Sommer, der die Nachricht offenbar peinlich ist, verschanzte sich zunächst hinter einem vagen Dementi. Erst am Nachmittag rang sie sich zu einem Eingeständnis durch. Ja, sie kenne den PR-Experten. Bei einem Treffen habe man sich über allgemeine Themen der Schulpolitik unterhalten. Einen Beratervertrag mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die G8 und die Welternährungskrise Hunger nach Lösungen Cottbus (ots) - Manche Anklagen gegen den G8-Gipfel klingen, als werde der afrikanische Hunger allein in Berlin, Brüssel oder New York gemacht. Das ist eine Vereinfachung, die wenig zur Lösung der Nahrungsmittelkrise beiträgt. Wenn in Simbabwe, Sudan oder Somalia Menschen hungern, dann, weil Diktatoren, Korruption oder Bürgerkriege ihre Länder ruiniert haben. Bei dem gestrigen Treffen mit den Repräsentanten Afrikas haben die führenden Wirtschaftsnationen das Thema der "guten Regierungsführung" deshalb zu Recht angesprochen. Es nützt nämlich mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kritik an der Finanzausstattung der Universitäten Noch ein weiter Weg Cottbus (ots) - Bis zur "Bildungsrepublik" ist es noch ein weiter Weg. An den Schulen ist das jeden Tag aufs Neue zu erleben - veränderte Lehrpläne und gemeinsame Standards nutzen wenig, wenn Lehrer fehlen oder die schulische Infrastruktur miserabel ist. An den Universitäten sieht es nicht besser aus. Es fehlt schlicht Geld, bemängelt der Wissenschaftsrat. Die Qualität von Lehre und Forschung ist in keinem guten Zustand. Das Klagelied ist bekannt. Doch dass es immer noch so aktuell ist, muss schon verwundern: In den vergangenen Jahren kreisten mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Scheinheilige Energie-Debatte Düsseldorf (ots) - Früher hatten die Deutschen vor allem Angst, den Job zu verlieren. Heute haben sie Sorge, Strom und Benzin nicht mehr bezahlen zu können. Angesicht des Energiehungers in Asien und der Endlichkeit der Ressourcen verständlich. Umso unverständlicher ist die reflexhafte Kritik von Verbraucherschützern an der Netzagentur. Die erlaubt den Versorgern nun, höhere Gewinne zu machen. Was an den Stammtischen jetzt als staatlich goutierte Abzocke gilt, ist tatsächlich ein notwendiger Anreiz. Energiekonzerne sind keine karitativen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht