(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Haushalt 2009 = von Alexander Marinos

Geschrieben am 02-07-2008

Düsseldorf (ots) - Sechs Flaschen Rotwein will Peer Steinbrück
darauf verwetten, dass die Regierung 2011 die schwarze Null schafft.
Klingt gewagt. Ist es aber nicht.
Gewagt wäre es gewesen, wenn der Bundesfinanzminister schon für 2009
einen ausgeglichenen Haushalt angestrebt hätte, um so besser auf die
Risiken eines drohenden Abschwungs vorbereitet zu sein. Gewagt wäre
es gewesen, nicht nur das Geld aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer
einzustreichen und sich über sprudelnde Steuereinnahmen dank einer
tollen Konjunktur zu freuen, sondern aktiv Ausgaben zu reduzieren.
Gewagt wäre es gewesen, den Haushalt strukturell zu verändern und das
Steuersystem zu vereinfachen. Es hätte ja nicht gleich die
Bierdeckel-Reform sein müssen; wir wären schon glücklich gewesen,
wenn die Steuererklärung auf zwei DIN-A4-Seiten passen würde.
Natürlich ist es Steinbrück hoch anzurechnen, dass er viele Wünsche
seiner Kabinettskollegen abwehren konnte. Fast 50 Milliarden Euro
wollten sie mehr ausgeben. Nur mit Unterstützung der Kanzlerin waren
derlei Maßlosigkeiten zurückzuweisen. Insofern ist die Achse
Steinbrück-Merkel die letzte funktionierende in der Koalition.
Aber dafür, dass die Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik das
vielleicht einzige Premium-Projekt der Bundesregierung sein sollte,
ist das Ergebnis zu dürftig. Wer 2009 im Vergleich zu 2008 fünf
Milliarden Euro mehr ausgibt und 10,5 Milliarden Euro neue Schulden
aufnimmt, der kann das nicht ernsthaft als Sparpolitik bezeichnen.
Sparen heißt, hinterher mehr Geld zu haben als vorher - und nicht
umgekehrt.
Unterm Strich ist es Steinbrück und auch Merkel nicht gelungen, den
Ausgabendrang der Koalition entscheidend zu drosseln. Die jüngste
Rentenerhöhung, die fast nichts brachte, dafür aber ziemlich teuer
war, spricht Bände.
Was 2011 passiert, steht derweil in den Sternen. Dazwischen liegt
eine Bundestagswahl und - im schlimmsten Fall - ein konjunktureller
Einbruch. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue Regierung sich nicht
mehr an alte Versprechen gebunden fühlt, ist groß. Wenn seine Flasche
Rotwein zehn Euro kostet, wird Steinbrück dann 60 Euro berappen
müssen. Ein überschaubares Finanzrisiko - zumindest für den Minister.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

146218

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Rente mit 67 Halle (ots) - Auskömmliche Renten soll es auch morgen geben, aber nicht um den Preis horrender Beitragssätze. Längere Lebensarbeitszeit muss sein, sie muss aber ebenso erfüllbar sein; auch dürfen die "neuen alten" Arbeitnehmer nicht zu einem gesetzlich verordneten Sozialkostenfaktor für die Wirtschaft werden, weil dies Arbeitsplätze vernichtete. Was tun? Ohne Bereitschaft zu lebenslangem Umschulen wird es nicht gehen. Darüber hinaus muss sich auch etwas in der Tarifgestaltung bewegen: Wenn die Leistungsfähigkeit im Alter abnimmt, sollten mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zum Bundeshaushalt: Weiden (ots) - " ... Höhere Kosten sind beschlossen oder angekündigt, höheres Wohn- und Kindergeld etwa. Weiteren Entlastungen, die aus allen Lagern unter dem Stichwort "Mehr Netto vom Brutto" zu hören sind, wird sich Steinbrück entgegenstemmen. Seine Amtszeit soll schließlich nicht als Randnotiz vermerkt werden wie die des Oskar Lafontaine über die Wintermonate 1998/1999. Der gebürtige Hamburger tritt an, sich den Ruf eines manchmal knauserigen Bundes-Buchhalters zu verschaffen." Originaltext: Der neue Tag Digitale Pressemappe: mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Ein wenig Hoffnung (Kommentar zu Steiff) Mainz (ots) - Steiff kehrt China nach vier Jahren offenbar ein gutes Stück weit desillusioniert vom ach so gepriesenen Produktionsstandort den Rücken und wird wieder ausschließlich in Deutschland produzieren. Bahnt sich da ein Trendwechsel an, ist das Reich der Mitte also keineswegs das künftige Mekka der Marktwirtschaft? Die Entscheidung des baden-württembergischen Herstellers von edlen Stofftieren, die keineswegs nur für Kinder hergestellt werden, ist eine Ausnahme. Dass sie wirklich nichts mit der Angst vor Schadstoffbelastungen zu mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Ein Spielball (Kommentar zu Kliniken) Mainz (ots) - Ein Drittel der gut 2000 kleineren Krankenhäuser ist in die roten Zahlen gerutscht. Dem Rest geht es auch nicht gut. Das Geld reicht vorne und hinten nicht. Es wird an allen Ecken und Kanten gespart, trotzdem droht vielen Einrichtungen die Pleite. Die Patienten fühlen sich allzu oft nicht gut aufgehoben, weil Ärzte und Pflegepersonal zu wenig Zeit haben, sich um die Kranken zu kümmern. Ein Teil der Probleme ist hausgemacht. Einige Kliniken haben viel zu spät modernisiert und nicht auf die Kosten geachtet. Wahrscheinlich ist mehr...

  • Rheinische Post: EU schwingt die Raucher-Keule Kommentar VON GERHARD VOOGT Düsseldorf (ots) - Viele Raucher erleben in diesen Tagen schwere Zeiten. Nachdem das Nichtraucherschutzgesetz in NRW in Kraft getreten ist, darf in den Restaurants und Gaststätten nur noch in bestimmten Ausnahmefällen geraucht werden. Schon kündigt die EU-Kommission in Brüssel den nächsten Schritt an. Eine Änderung der Arbeitsschutzverordnung soll künftig auch die Mitarbeiter von Kneipen vor dem blauen Dunst der Gäste schützen. "Rauchen einstellen", heißt es dann auch in vielen Betrieben, die sich jetzt flugs zum "Raucher-Club" erklärt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht