Umweltexperten wollen Strategiewechsel zur Eindämmung verkehrsbedingter Klimagase
Geschrieben am 13-05-2006 |   
 
    Berlin (ots) - Nach der Weigerung europäischer Autobauer, Sprit  sparende Pkw zu entwickeln, fordern internationale Experten bei einem transatlantischen Workshop der Deutschen Umwelthilfe verbindliche  Verbrauchsgrenzen - Deutsche Autohersteller sollen ihre Klage gegen  das kalifornische Klimaschutzgesetz zurückzuziehen
     Berlin, 13. Mai 2006: Verbindliche Höchstgrenzen beim  Kraftstoffverbrauch neu zugelassener Pkw-Modelle werden angesichts  der globalen Klimaerwärmung, einer immer rascheren Abfolge von  Ölkrisen und der rasant wachsenden Zahl von Autos auf der Welt in  absehbarer Zeit zwingend. In Europa müssen sie von der EU-Kommission  erlassen werden, nachdem bereits heute erkennbar ist, dass die  deutschen und europäischen Autohersteller ihr vorgebliches Ziel, den  Kraftstoffverbrauch über so genannte "Flottenverbräuche" bis 2008  spürbar zu senken, deutlich verfehlen werden. Ein "Weiter-so"  verbietet sich nicht nur aus Gründen des Klima- und  Ressourcenschutzes, sondern auch aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit.
     Weil immer mehr Länder Höchstverbräuche für neu zugelassene Pkw  vorschreiben oder entsprechende Regelungen vorbereiten, kann nur mit  einer vergleichbaren Regelung in Europa verhindert werden, dass die  europäische Automobilindustrie gegenüber den bei  verbrauchsoptimierten Fahrzeugen führenden japanischen Herstellern  weiter an Boden verliert. Das sind die zentralen Ergebnisse eines  transatlantischen Expertentreffens über Strategien zur Begrenzung von Klimagasemissionen im Straßenverkehr, zu dem die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) Ende April nach Berlin geladen hatte.
     An dem Workshop - über den jetzt ein Kurzbericht vorliegt  (Download unter www.duh.de) - nahmen neben deutschen und europäischen Nichtregierungsorganisationen aus dem Verkehrsbereich, Umwelt- und  Verkehrsexperten aus dem Bundesumweltministerium und dem  Umweltbundesamt, Fachleuten aus dem Bundestag und dem EU-Parlament  auch hochrangige Gäste aus Kalifornien teil - dem US-Staat, der unter Gouverneur Arnold Schwarzenegger zum Gegenpol der klimafeindlichen  Anti-Kyoto-Politik der Bush-Administration geworden ist. Angeführt  wurde die Expertendelegation aus dem US-Sonnenstaat von den früheren  kalifornischen Umweltministern James M. Strock (1991-1997) und Alan  C. Lloyd (2005 - 2006). Lloyd, der inzwischen von Gouverneur  Schwarzenegger zum Leiter eines ehrgeizigen, langfristigen  Klimaschutzprogramms für Kalifornien berufen wurde, gilt als Vater  des Klimaschutzgesetzes AB 1493, gegen das derzeit amerikanische,  europäische und insbesondere auch deutsche Autohersteller  (DaimlerChrysler, Volkswagen, BMW, Porsche) vor kalifornischen  Gerichten klagen.
     Das Expertentreffen fand unter dem Eindruck des kürzlich erfolgten Eingeständnisses von Mitgliedern des Verbandes der Europäischen  Autohersteller ACEA statt, dass die 1998 eingegangene Verpflichtung  zur Reduzierung der durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen neu  verkaufter Pkw bis 2008 auf 140 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer (g  CO2/km) nicht eingehalten werde.
     "Das Instrument der "Selbstverpflichtung" der Wirtschaft gegenüber Gesellschaft und Politik ist mit der offiziellen Ankündigung der  Nichteinhaltung über diesen Einzelfall hinaus  desavouiert. Nun muss  die EU handeln und ab 2008 DaimlerChrysler & Co mit verbindlichen  Normen veranlassen, endlich verbrauchsarme Autos zu bauen", sagte  DUH-Bundes¬geschäftsführer Jürgen Resch als Gastgeber des Workshops.  Er gab damit der Überzeugung der überwiegenden Mehrheit der Experten  von diesseits und jenseits des Atlantiks Ausdruck. Dringend notwendig sei es nun, dass die EU-Kommission zur Strategie verbindlicher  Verbrauchsgrenzwerte für neu zugelassene Pkw zurückkehre, die sie  bereits Ende der 90er Jahre verfolgt hatte. Damals hatte sich die  Herstellerindustrie mit ihrer 140-g CO2/km-Zusage erfolgreich einer  Entschließung des EU-Parlaments widersetzt und sich  ordnungsrechtlichen Verbrauchsvorgaben entzogen. Nur verbindliche  Verbrauchsgrenzwerte gäben den Entwicklungsingenieuren hinreichend  konkrete Ziele vor, so dass sie "statt immer leistungsstärkerer  künftig die überfälligen verbrauchsärmeren Fahrzeuge konstruieren",  sagte Resch.
     Einig waren sich die rund 50 Workshop-Teilnehmer darüber hinaus,  dass Spritschlucker künftig spürbar höher besteuert werden müssten.  Der Widerstand der deutschen Autohersteller DaimlerChrysler,  Volkswagen, BMW und Porsche gegen die inzwischen von über zehn  US-Bundesstaaten übernommene kalifornische Klimagasgesetzgebung sei  ein einzigartiger Skandal. Vor dem Hintergrund, dass ein Land wie  China bereits im Sommer 2005 verbindliche Höchstverbräuche für neu  zugelassene Pkw eingeführt, Japan dies für 2010 fest beschlossen habe und andere Staaten wie Kanada ähnliche Konzepte verfolgten, forderten Teilnehmer des Workshops, den Druck auf die Autoindustrie weltweit zu verstärken. Angesichts der Ergebnisse der Klimaforscher und der  dramatischen Folgen extremer Wetterlagen wie im vergangenen Herbst in New Orleans sagte der bisherige kalifornische Umweltminister Alan  Lloyd, die Verantwortlichen Manager "können versuchen, weg zu laufen, aber sie können sich nicht länger verstecken."
     Ein weiterer Workshop zum Thema verbindliche Höchstverbräuche für  Pkw soll vor der Sommerpause mit Experten insbesondere aus Japan und  China in Berlin stattfinden.
     Unterstützung erhielten die in Berlin versammelten Fachleute  wenige Tage nach dem Workshop aus Großbritannien. Der britische  Industrieminister Alistar Darling forderte wegen der mangelnden  Fortschritte der europäischen Autohersteller bei der Einhaltung ihrer CO2-Reduktionsverpflichtungen ebenfalls feste Verbrauchsgrenzen  ("mandatory limits") für neu zugelassene Pkw.
  Originaltext:         Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
  Für Rückfragen: Jürgen Resch Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)   Hackescher Markt 4 10178 Berlin Tel.: 030/ 25 89 86-  Tel. mobil: 0171 3649170,  Tel. 07732/9995-0,   Fax. 07732/9995-77, resch@duh.de
  Dr. Gerd Rosenkranz Leiter Politik Hackescher Markt 4 10178 Berlin Tel.: 030/ 25 89 86-15 mobil 0171/ 56 60 577 E-Mail: rosenkranz@duh.de
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