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Allg. Zeitung Mainz: zu Böhmer

Geschrieben am 24-02-2008

Mainz (ots) - Sachsen-Anhalts CDU-Ministerpräsident Wolfgang
Böhmer ist bislang als besonnener Mann in Erscheinung getreten, nie
als Scharfmacher. Das unterscheidet ihn fundamental vom
brandenburgischen Innenminister Jörg Schönbohm, der vor drei Jahren
beim Thema Kindstötung in unsäglicher Weise über die Menschen in
Ostdeutschland herzog und ihnen pauschal "Verwahrlosung"
unterstellte. Zugunsten Böhmers ließe sich spekulieren, dass ihm, der
in der DDR als Gynäkologe und Chefarzt tätig war, nun die Nerven
durchgegangen sind, weil er zum einen die vielen Fälle von ermordeten
Babys sieht, ihm zum anderen die staatlich abgesegnete
Abtreibungspraxis des SED-Staates noch auf der Seele liegt; dabei mag
eine Rolle spielen, dass Böhmer zu DDR-Zeiten in Kirchenkreisen aktiv
war. Zu seinen Lasten wäre aber zu argumentieren, dass er als Arzt
ein stabilisierender Faktor jenes DDR-Systems gewesen sein muss und
seine Kritik heute deshalb in gewisser Weise heuchlerisch erscheint.
An dieser Stellen sollten sich Westdeutsche allerdings zurückhalten,
denn keinem in der alten Bundesrepublik steht es zu, Bürgern der
ehemaligen DDR vorzuwerfen, sie hätten das System eher und intensiver
bekämpfen sollen. Wie auch immer man nun die Argumente pro und contra
Böhmer und seine Motivlage gewichtet: im Ergebnis sind seine
Äußerungen eine Unverschämtheit gegenüber seinen eigenen Mitbürgern
in den neuen Ländern. Selbst wenn man die Auffassung vertritt, dass
Abtreibung als vorsätzliche Tötung werdenden Lebens moralisch
verwerflich ist, so verbietet sich dennoch eine auch nur ansatzweise
Gleichsetzung mit Kindstötung, das heißt dem Totschlag oder Mord an
Babys. Ein Ministerpräsident, der unterstellt, "für manche" sei
Kindstötung "ein Mittel der Familienplanung", ist nicht tragbar,
selbst wenn seine Worte Folge einer Art von Blackout gewesen sein
sollten.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Melanie Wied
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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