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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu Meinungsumfragen vor den Wahlen:

Geschrieben am 19-02-2008

Bielefeld (ots) - Hamburg wählt am 24. Februar einen neuen Senat -
und die Meinungsforscher haben Hochsaison. »Keine klaren Verhältnisse
in Hamburg« - so die Vorhersage für das voraussichtliche
Fünf-Parteien-Parlament. Demoskopen liefern die Daten, die vor allem
das Fernsehen veröffentlicht - und die dann in vielen weiteren Medien
verbreitet werden.
In Zeiten, in denen zuweilen von »Weimarer Verhältnissen« die Rede
ist, sollten in erster Linie die auftraggebenden TV-Sender
sorgfältiger und vorsichtiger mit den Ergebnissen aus
Meinungsumfragen umgehen - zumal die von den Demoskopen so genannten
Toleranzwerte (Abweichungen vom tatsächlichen Resultat) bis zu 2,5
Prozent betragen können, also angesichts der derzeit knappen
Mehrheitsverhältnisse wahlentscheidend wären.
Können Umfragewerte durch Berichterstattung und Interpretation den
Wahlausgang beeinflussen? Spätestens seitdem TV-Duelle zur
Mediendemokratie gehören, ist dies anzunehmen.
Nicht zu unterschätzen sind demoskopische Phänomene wie der
»Last-Minute-Swing« und der »Band-Waggon-Effekt«, wonach sich die
Unentschlossenen den nach Umfragewerten wahrscheinlichen Gewinnern
anschließen.
Seriöse Demoskopen wehren sich dagegen, dass ihre Momentaufnahmen als
Prognosen verkauft werden. Aber sie füttern die Fernsehsender mit
Daten und spielen das Spiel mit, weil die Branche auch von der
Wahlberichterstattung lebt. Jedenfalls scheint das Schmerzensgeld
hoch genug dafür zu sein, dass die Schuld an »falschen« Vorhersagen
(wie bei der Bundestagswahl 2005) den Meinungsforschern gegeben wird
und nicht den Journalisten, die marktschreierisch mit Stimmungen
handeln. Dazu meint Forsa-Chef Manfred Güllner: »Wir haben nie
gesagt, wir könnten Prognosen zu einer Wahl liefern. Das ist erst am
Wahlabend möglich.«
Entscheidungen fallen kurzfristiger, der Wähler wird wechselhafter
und wählerischer - also können sich spontane Kampagnen auch noch
unmittelbar vor der Wahl in Prozenten auszahlen. Oder eben nicht, wie
Roland Kochs Wahlkampf in Hessen zeigte.
Die Ursache für die wachsende Unentschlossenheit sieht Matthias Jung
von der Forschungsgruppe Wahlen in der zunehmend erodierenden
Gesellschaft, in der Familie, Kollegen und Freunde immer weniger
Einfluss auf die Wahlentscheidung einer Person haben.
Ein Verbot der Veröffentlichung von Umfrageresultaten in der
Vorwahlphase, wie in Frankreich vor zehn Jahren einmal vorgeschlagen,
hätte im Internetzeitalter der schnellen Informationen keine Chance.
Jede von wem auch immer in Auftrag gegebene Umfrage wäre binnen
Stunden ins Netz durchgesickert.
Umfrage-Ergebnisse sollten nicht als tatsächliches, sondern
allenfalls als wahrscheinliches Abstimmungsverhalten transportiert
werden. Bei jeder »Sonntagsfrage« müsste man dies viel stärker
betonen. Alles andere läuft unter unseriöser Stimmungsmache.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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