(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Stammzellen

Geschrieben am 14-02-2008

Mainz (ots) - Die Gräben sind tief schließlich handelt es sich um
eine Gewissensfrage. Das Thema Stammzellenforschung ist verbunden mit
dem Schutz von (ungeborenem) Leben, und da sind die Deutschen nicht
ohne Grund besonders sensibel. Das zeigte auch die gestrige Debatte
im Bundestag. Fakt ist: Nirgends sonst sind die Regeln so restriktiv
wie hier, nicht einmal in streng katholischen Ländern wie Spanien und
Italien. Deutsche Forscher beklagen daher zu Recht, dass sie wieder
einmal vom internationalen Wissenschaftsmarkt abgehängt sind, ebenso
wie die Pharmaindustrie.
Experimentieren mit alten, mit aus Hautzellen oder wie gestern
bekannt geworden aus der Leber gewonnenen Stammzellen, das ist für
die Medizin keine ernsthafte Alternative ohne embryonale Stammzellen
als Referenzzellen funktioniert es nicht. Das mögliche medizinische
Potential ist enorm, der Erfolg bisher allerdings noch hypothetisch.
Die Abgeordneten sollten all diese Argumente hören, entscheiden
müssen sie aber letztlich so, dass sie ruhigen Gewissens schlafen
können. Diese Verantwortung kann ihnen keiner nehmen.
Forschungsgegnern, die gegen eine Verschiebung des Stichtages
stimmen, steht allerdings möglicherweise in ein paar Jahren der
nächste Gewissenskonflikt bevor. Wenn nämlich in anderen Teilen der
Erde durch Stammzellenforschung tatsächlich wirksame Medikamente auf
den Markt kommen, die gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die
Parkinsonsche Krankheit oder Diabetes helfen. Was dann? Aus ethischen
Gründen auf einen Import verzichten und schwer kranken Menschen Hilfe
vorenthalten, die sie als Bürger eines anderen Staates bekommen
würden? Einen Krankentourismus ins Ausland in Kauf nehmen, eine
Zwei-Klassen-Medizin, bei der die, die das Geld haben, dorthin
reisen, wo ihnen wirkungsvoll geholfen wird, und die anderen weiter
leiden müssen? Noch ist nicht bewiesen, dass es je die "Wundermittel"
aus der Stammzellenforschung geben wird. Aber die Gewissensfragen
werden im Fall des Falles akut werden. Über die Antworten sollten
alle vorsichtshalber schon einmal nachdenken.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Melanie Wied
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

120008

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zu Zumwinkel Ulm (ots) - Der Vorgang um Post-Chef Klaus Zumwinkel ist ohne Beispiel in der deutschen Wirtschaft. Er ist schockierend für diese Gesellschaft und vernichtend für die deutsche Managerriege. Haftbefehl für einen ihrer führenden Köpfe - es ist nicht zu fassen. Zwar gilt auch für Zumwinkel die Unschuldsvermutung, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Doch wenn die Staatsanwaltschaft so schweres Geschütz auffährt, wenn sie durch ihr Handeln in Kauf nimmt, dass Ansehen der respektierten Person Zumwinkel und Image der deutschen Wirtschaft mehr...

  • WAZ: Zumwinkel, Nokia, usw.: Unternehmer und ihre Verantwortung - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Was verbindet den Fall Zumwinkel, die Bankenkrise und Nokia in Bochum? Genau: Gier. Die Entfesselung dieser tief menschlichen Untugend hat dramatische Folgen, und längst kommt man nicht mehr damit hin, das alles unter der Überschrift "bedauerliche Einzelfälle" zu betrachten. Man muss sich vielmehr ernsthaft Sorgen machen um unsere Soziale Marktwirtschaft. Mit großer Geschwindigkeit wächst ein kulturell-mentales Umfeld heran für Anti-Marktwirtschaft, für den Glauben an den Staat als Retter in der Not, für die Hoffnung mehr...

  • WAZ: Finanzkrise in Bayern: Peinliche Fehler - Kommentar von Norbert Robers Essen (ots) - Opposition, urteilte einst SPD-Chef Müntefering, ist Mist. So gesehen steckt die bayerische SPD schon lange tief im Dreck. Seit 46 Jahren regiert die CSU mit absoluter Mehrheit - es bedarf daher einer großen Portion Mut und Idealismus, um sich für sozialdemokratische Spitzenpositionen in Bayern zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile wittern die Genossen Morgenluft. Ganz abgesehen davon, dass das neue Münchener CSU-Führungsduo Huber/Beckstein bei weitem noch nicht an die Popularität von Edmund Stoiber heranreicht - hinzu mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kontroverse zur Stammzellenforschung im Bundestag: Der bigotte Mittelweg Cottbus (ots) - Unter allen Standpunkten, die gestern im Bundestag zur Stammzellenforschung eingenommen wurden, ist die radikale Ablehnung wenigstens konsequent. Das Leben beginnt mit der Befruchtung des Eis, sagt sie. Wir können mit der Stammzellenforschung vielleicht irgendwann Therapien entwickeln, die schwere Krankheiten heilen. Aber wir dürfen es nicht. Wir dürfen nicht anderes Leben dafür töten. Dieser Standpunkt ist klar. Aber er hat schon vor langer Zeit verloren. Bei der Präimplantationsdiagnostik und beim Abtreibungsparagrafen. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Zu den Ermittlungen gegen Postchef Zumwinkel: Ramponiertes Ansehen Cottbus (ots) - Noch ist es nicht gänzlich erwiesen, aber die Verdachtsmomente scheinen sehr groß zu sein. Wenn es stimmt, dass Klaus Zumwinkel, der seit 1990 an der Spitze der Deutschen Post steht, eine Million Euro an Steuern hinterzogen hat, dann erhält nicht nur das Klischee von der geldgierigen Manager-Gesellschaft neue Nahrung. Es würde auch die Frage aufwerfen, ob die vielen Debatten, die in den vergangenen Jahren über die Selbstbedienungsmentalität der Reichen in den Konzernvorständen geführt wurden, nicht gänzlich ins Leere liefen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht