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WAZ: Gesellschaftspolitik im Zentrum - Ersatzweise wird das Kindergeld erhöht - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 11-02-2008

Essen (ots) - In den vergangenen Jahren konkurrierten die
Volksparteien hauptsächlich um die Hoheit über die
Wirtschaftskompetenz. Gerhard Schröder betrieb die Aufholjagd der SPD
derart entschieden, dass er sich den Titel "Genosse der Bosse" zuzog.
Nachdem Rot-Grün die Agenda 2010 durchgesetzt hatte, glaubte Angela
Merkel aufholen zu müssen, was in den Reformwahlkampf 2005 mündete -
und in den verlorenen Sieg.
Nach der Wahl in Hessen und vor der Wahl in Hamburg sowie mit dem
Blick auf die nächste Bundestagswahl melden sich aus Union und SPD
gelegentlich Politiker, die ihre Parteien ermahnen: Ohne
Wirtschaftskompetenz geht es nicht. Den Wahlkampf in Hamburg (und
2009 im Bund?) aber bestreiten beide Parteien mit
gesellschaftspolitischen Themen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen
zeigt die Analyse der Wahl in Hessen, dass die geballte
Wirtschaftskompetenz von Roland Koch kaum jemanden beeindruckt hat.
Wähler haben sich für die Schulprobleme ihrer Kinder interessiert und
ein wenig noch für Mindestlöhne. Daraus könnte man lesen, dass
Menschen sich nicht weiter mit der Wirtschaft beschäftigen, wenn
alles gut läuft.

Tatsächlich aber teilen Wähler überwiegend die Empfindung, dass
der Aufschwung bei ihnen nicht angekommen sei und wissen, dass er an
Schwung verliert. Gleichzeitig haben sie viel über die
Gestaltungskraft der Bundesregierung gelernt. Der Börsenkrise
begegnete die Koalition mit entschlossenen Appellen, nicht in Panik
zu verfallen. Nach der Standortflucht von Nokia warfen einige
Politiker ihr Handy weg. Und während der Diskussion über
astronomische Bezüge für Manager sagte Kanzlerin Angela Merkel, dass
sie überhöhte Gehälter nicht gut finde.

Womöglich halten viele Menschen das wirtschaftliche Geschehen
inzwischen für höhere Gewalt, die sich irgendwo zwischen der EU und
den unbeherrschbaren Finanzmärkten entfaltet. Das wäre für die
Volksparteien verhängnisvoll, die doch gerade erst und viel zu spät
erkannt haben, dass Familienpolitik und Bildungspolitik die
Grundlagen der Wirtschaftspolitik in einem Land bilden, das sich im
Strukturwandel zu einer Wissensgesellschaft befindet.

So deutlich möchte die Große Koalition das auch nicht erklären,
denn sie hat insbesondere die Bildungspolitik derart gering
geschätzt, dass sie im Zuge der Föderalismusreform Zuständigkeiten an
die Länder abgegeben hat, statt Kompetenzen zurückzugewinnen.
Ersatzweise soll nun das Kindergeld erhöht werden.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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