(Registrieren)

WAZ: Kampfeinsatz in Afghanistan: Es mangelt an Ehrlichkeit - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 29-01-2008

Essen (ots) - Für die Soldaten, die in Afghanistan die
Eingreiftruppe der Norweger ablösen, wird der Einsatz gefährlich. Sie
sollen den Wiederaufbau unter deutschem Kommando im Norden sichern,
also notfalls auch ihren Landsleuten mit Waffen zu Hilfe kommen. Denn
deren Einsatz ist bereits gefährlich.

Über Ängste der Soldaten erfährt man wenig, umso mehr über die
Ängste der Bundesregierung, die Öffentlichkeit über diese Mission
ehrlich aufzuklären. Weil sie die pazifistische Stimmung im Lande
kennt, scheut sie sich, ihre Verantwortung als vollwertiges Mitglied
in der Nato offen zu benennen. Deshalb spricht man von der
Anforderung der Nato, die geprüft werde, der man wohl entsprechen
werde. In Wahrheit ist die Entscheidung gefallen, die Soldaten sind
praktisch marschbereit. Das verzögernde Manöver sollte vielleicht
verhindern, dass bei den Landtagswahlen noch mehr Menschen die
Linkspartei wählen, weil die alles Militärische ablehnt.

Ganz sicher aber steht eine längerfristig angelegte Taktik
dahinter: die des Einsickerns. So wie feindliche Truppen zugweise im
Grenzgebiet vorrücken, so soll das Ausmaß des deutschen Engagements
in den Gehirnen der Bürger vorrücken: Vom Brunnenbau über den
Tornadoflug zum Kampfeinsatz. Man sollte aber Gehirne von Bürgern
nicht unterschätzen. Ein Teil ihres Unbehagens kann in der mangelnden
Ehrlichkeit der Regierungsvertreter gründen. Menschen lesen durchaus
mal eine Zeitung und wissen, dass Straßenbau in Afghanistan zwar eine
gute Sache ist, aber auch eine lebensbedrohliche - ein Kampfeinsatz
im Zweifel. Im Schattenreich eines Krieges gibt es keine Ruhezonen
ohne Angriffe, Selbstmordattentate, Sprengfallen, nicht einmal im
Norden. Und in der Nato gibt es keine Aufteilung: Die Deutschen
leisten den Friedensdienst, die anderen den Militärdienst. Jedenfalls
gilt das nicht mehr lange, was die Verbündeten immer deutlicher
formulieren.

Die Bundesregierung spricht jedoch nicht von "Kampfeinsatz",
sondern von robustem Mandat. Erst in den vergangenen Wochen
verwendeten Abgeordnete im Bundestag das feindliche Wort, was die
Frage provoziert, ob Bürger jetzt mit der Taktik des Einsickerns auf
die Verlegung von Soldaten in den umkämpften Süden vorbereitet werden
sollen. So schafft man kein Vertrauen in lebenswichtige
Entscheidungen. Über Afghanistan muss öffentlich debattiert werden,
mit den schwierigen Argumenten für den Einsatz und den einfachen
Argumenten dagegen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

116904

weitere Artikel:
  • WAZ: Die Links-Partei im Aufwind: Aufplusterei - Kommentar von Norbert Robers Essen (ots) - Die Linke ist dort angekommen, wo sie immer hinwollte: Sie ist in aller Munde. Das ist einerseits verständlich, weil es die Fantasien über ein neues, ein fünfgliedriges Parteiensystem in Deutschland und die daraus resultierenden Folgen anregt. Andererseits sollte man die Linke nicht größer und bedrohlicher machen als sie ist. Kleine Parteien profitieren grundsätzlich von einer niedrigen Wahlbeteiligung wie jetzt in Hessen und Niedersachsen. Zudem sind unter den knapp 384 000 Stimmen, die die Linke in beiden Ländern bekommen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum neuen Zivildienstgesetz: Bielefeld (ots) - Zivildienstleistende sollen ihre Dienstzeit von neun Monaten bald um bis zu sechs Monate verlängern können, um Lücken in der Biografie zu vermeiden und sich weiter zu qualifizieren. Ein Segen für junge Männer? Oder reine Ausbeutung? Keine Frage, die freiwillige Verlängerung ist hilfreich, um Übergangszeiten zwischen Zivildienst und Ausbildung oder Studium zu überbrücken. Die Zivis säßen nicht auf der Straße, erhielten eine Bezahlung und wären über ihre Dienststelle und den Bund sozial- und krankenversichert. Und die Betriebe mehr...

  • Westfalenpost: Sagen, was Sache ist Deutscher Kampfeinsatz in Afghanistan Hagen (ots) - Von Jörg Fleischer Das Wort Kampfeinsatz war in den Reihen der Bundesregierung lange Zeit ein Unwort, wenn es um den Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan ging. Lange Zeit prägten vorrangig die schönen Begriffe Wiederaufbau und Stabilisierung das Bild vom guten deutschen Soldaten am Hindukusch. Vom Krisengebiet Afghanistan mochten Kanzlerin und Verteidigungsminister zwar sprechen, aber vom Krieg am Hindukusch lieber nicht. Vertrauen in den Einsatz hat diese Informationspolitik nicht geschaffen - eher Skepsis und Ablehnung mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Vor 75 Jahren gelangte Hitler an die Macht Noch lange nicht vorbei Cottbus (ots) - Fünfundsiebzig Jahre sind eine lange Zeit. Ein ganzes Menschenleben liegt zwischen dem Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde und heute. Ist es da nicht an der Zeit zu sagen, das ist vorbei, und wendet sich anderen Dingen zu? Es ist noch lange nicht vorbei. Denn über die Ursachen und Hintergründe des Übergangs von der Weimarer Republik zu einer brutalen, verbrecherischen Diktatur gibt es mehr Unkenntnis und Legenden als Wissen. Das zeigen Umfragen zum Thema nicht nur unter Jugendlichen. Und je weniger mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Bundeswehr soll schnelle Eingreiftruppe in Afghanistan stellen Überzeugungsarbeit nötig Cottbus (ots) - Seit Wochen wurde seitens der Nato die Forderung nach einer schnellen Eingreiftruppe der Bundeswehr erwartet. Jetzt liegt sie auf dem Tisch. Die Soldaten sollen im Norden Afghanistans eine überaus gefährliche Aufgabe übernehmen, militärisch gegen Terroristen vorgehen und mögliche Evakuierungen absichern. Nach dem Einsatz der Tornados, über den in Deutschland heftig gestritten worden war, ist diese Mission von einer neuen Qualität. Sie umfasst erstmals unstrittig direkte Kampfeinsätze. Wenngleich Berlin längst Zustimmung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht