(Registrieren)

LVZ: Ex-Geiseln: Wir waren immer in der Hand ein und derselben Entführergruppe/Ohne Schröders Nein zum Irak-Krieg wäre die Sache wohl nicht so glimpflich abgegangen

Geschrieben am 05-05-2006

Leipzig (ots) - Die beiden frei gelassenen Irak-Geiseln René
Bräunlich und Thomas Nitzschke waren die gesamten 99 Tage ihrer
Gefangenschaft in der Hand ein- und derselben Entführergruppe. "Es
war immer die selbe Gruppe, die uns gefangen hielt. Es stimmt nicht,
dass wir ,verkauft' wurden" erklärte Thomas Nitzschke in einem
Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe).
Bräunlich schilderte in dem Interview die Entführer als "Moslems mit
großem Engagement". Sie hätten fünf Mal am Tag gebetet, immer ihre
religiösen Pflichten erfüllt. "Und sie haben uns, so weit es ging,
über das Gute im Islam erzählt, sie haben oft im Koran gelesen. Aber
fanatisch waren die nicht. Die haben signalisiert: Wir akzeptieren
auch andere."

Nitzschke und Bräunlich betonten, "wir sind nicht misshandelt
worden". Es habe sich ganz offensichtlich um Leute gehandelt, "die
für ihr Land kämpfen wollten", die sich "für ihr Land eingesetzt
haben".

Die beiden Geiseln schilderten aber auch ihre Gefangenschaft in
immer fast dunkler Umgebung als "eine Art Folter". Sie seien
"tagelang" in Erdlöchern und Sandkuhlen eingepfercht gewesen. Mit
Ausnahme von zwei, drei der Bewachern, die ein paar Brocken Englisch
gesprochen hätten, hätten die beiden keinerlei Gesprächsmöglichkeit
gehabt. Man habe "nichts erfahren", von dem was im Irak, in
Deutschland, in der Heimat in der Zeit ihrer Gefangenschaft los
gewesen sei. Berichte, einer der Bewacher habe deutsch gesprochen und
sie mit Nachrichten aus der Heimat versorgt, seien definitiv falsch.

Zur Frage des möglichen Leichtsinns angesichts ihren
Arbeitseinsatz im nördlichen Irak in Baidschi, einer Gegend, die als
die gefährlichste im Land gilt, sagte Thomas Nitzschke: "Wir wussten,
wo wir hingehen. Uns war aber nicht bewusst, dass das eine der
gefährlichsten Zonen des Irak ist. Ganz im Gegenteil. Uns wurde
gesagt, dass diese Ecke eigentlich ganz ruhig ist." Zudem sei während
der Vorbereitung der Montagereise und bis zur Entführung ständig ein
deutsch sprechender Iraker an ihrer Seite gewesen, der immer betont
habe: "Machen Sie sich keine Sorgen. Wir tun alles Mögliche, sie sind
hier sicher", erinnert sich René Bräunlich. "Der vermittelte so ein
Gefühl: Lehnen sie sich zurück, es ist alles abgeklärt." Nitzschke
ergänzte: Er werfe sich vor, "dass ich den Sicherheitsleuten blind
vertraut hatte". Der Firma Cryotec und deren Chef, die sie entsandt
hatten, seien "keinerlei Vorwürfe" zu machen.

Beide Geiseln hoben hervor, sie hätten abwechselnd Todesangst und
immer wieder Hoffnung gehabt, lebend heraus zu kommen. Die Entführer
hätten ihnen von Anfang an gesagt, es würde ihnen nichts passieren.
Aber dann sei das Schlimmste die Ungewissheit über 99 Tage hinweg
gewesen.

Bräunlich und Nitzschke wiesen auf das gute Ansehen Deutschlands
wegen der Rolle der Bundesrepublik während des Irak-Krieges hin. "Die
haben immer gesagt, dass alles gut ist und dass Deutschland gut ist.
Das war schon viel Wert, dass Deutschland nicht am Irak-Krieg
teilgenommen hat. Dafür möchten wir uns noch einmal ganz herzlich
beim früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder bedanken, dass er
Deutschland fern gehalten hat vom Irak-Krieg", sagte Bräunlich.
"Sonst wäre die Sache für uns ganz bestimmt viel prekärer geworden
und man hätte uns auch ganz gewiss noch sehr viel strenger
behandelt", ergänzte Nitzschke.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/72626-2000


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

10916

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Balkan-Dilemma Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Allen Sorgen über die teils chaotischen, teils korrupten Verhältnisse in Rumänien und Bulgarien zum Trotz zeigt sich: Die Entwicklung zu einem EU-Beitritt der beiden Balkanstaaten schon 2007 ist wohl politisch unumkehrbar. Gerade besonders schwerwiegende Entscheidungen entwickeln eine Eigendynamik. Die ist am Ende meist mächtiger als der Einwand, dass die einst beschlossenen Kriterien-Kataloge faktisch gar nicht erfüllt werden. Die Bundestagsabgeordneten, die den Beitritt noch ratifizieren müssen, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt Linkspartei will SPD zum "Anhängsel" machen Halle (ots) - Um langfristig die Regierung stellen zu können, will die Linkspartei.PDS die SPD zu ihrem "Anhängsel" machen. Das sei strategisches Ziel seiner Partei bis 2011, sagte Landtagsfraktionschef Wulf Gallert in einem Gespräch mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagsausgabe). Die Linkspartei wolle die politische Auseinandersetzung in Sachsen-Anhalt bestimmen und "die dominierende Kraft" werden. "Wir wollen die Koalition vor uns hertreiben und haben dafür gute Voraussetzungen, weil sich die SPD aus der sozialen mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Union ermahnt Sozialbehörden zur Kooperation mit Ausländerbehörden Stuttgart (ots) - Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU), fordert von den Sozialämtern eine bessere Kooperation mit den Ausländerbehörden. Den Stuttgarter Nachrichten (Samstag) sagte er: "Die Sozialbehörden erkennen in ihrem regelmäßigen Umgang mit Ausländern als Erste, ob Integrationsdefizite bestehen. Sie sollten die Ausländerbehörden umgehend davon unterrichten." Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=39937 Pressemappe via mehr...

  • Rheinische Post: Lasche Steuerfahndung: Fiskus verliert Milliarden Düsseldorf (ots) - Deutschland entgehen Milliarden an Steuereinnahmen, weil sich die Bundesländer nicht auf ein einheitliches und konsequentes Vorgehen bei der Fahndung nach Kapitalflüchtlingen einigen können. Dies geht aus einem internen Papier des Bundesfinanzministeriums an den Rechnungsprüfungsausschuss hervor, wie die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet (Samstagausgabe). Zum Beleg für den lohnenden Einsatz der Steuerfahndung heißt es: "Bisher wurden aufgrund der Ermittlungen in den so genannten Bankenprüfungen Mehrsteuern mehr...

  • Rheinische Post: CDU/CSU-Fraktion richtet "Frühwarnsystem" in Brüssel ein Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, will noch in diesem Jahr ein "Frühwarnsystem" in Brüssel einrichten, um missliebige EU-Richtlinien rechtzeitig stoppen zu können. Mit Blick auf das "Ärgernis" der Antidiskriminierungs-Richtlinien sagte Kauder in einem Interview der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe): "Das hätte man in Brüssel verhindern müssen. Wenn die Dinge dort beschlossen sind, ist das Kind vielfach schon in den Brunnen gefallen." Seine Fraktion wolle möglichst bis Herbst in Brüssel mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht