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Forschungsbericht zu Klimawandel und Gesundheit Ärzte fordern Sofortmaßnahmen von Bund und Ländern

Geschrieben am 14-11-2019

Berlin (ots) - Gemeinsame Pressemitteilung von

The Lancet Countdown: Tracking Progress on Health and Climate Change /
Bundesärztekammer / Charité - Universitätsmedizin Berlin / Helmholtz Zentrum
München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt /
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung / Hertie School

Berlin, 14.11.2019 - Bis zum Ende dieses Jahrhunderts sind jährlich bis zu fünf
zusätzliche Hitzewellen in Norddeutschland und bis zu 30 in Süddeutschland zu
erwarten, wenn wir mit dem Ausstoß von Treibhausgasen so weitermachen wie
bisher. Damit einhergehender Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen
können schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit haben. Dazu zählen
unter anderem Hitzschlag, Herzinfarkt und akutes Nierenversagen aufgrund von
Flüssigkeitsmangel. Am stärksten gefährdet sind ältere Menschen, Säuglinge,
Patienten mit chronischen Erkrankungen sowie Personen, die schwere körperliche
Arbeit im Freien verrichten, etwa Bauarbeiter.

Zu diesen Ergebnissen kommt ein heute veröffentlichter Forschungsbericht der
renommierten medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet". Dieser ist Teil des
internationalen Forschungsprojekts "The Lancet Countdown on Health and Climate
Change". Zum ersten Mal wird dieses Jahr auch ein Deutschland-Bericht (Policy
Brief) des Lancet Countdown vorgestellt. Kooperationspartner des Projektes sind
die Bundesärztekammer, die Charité - Universitätsmedizin Berlin, das Helmholtz
Zentrum München, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie die Hertie
School.

Nach dem Forschungsbericht nimmt auch die Gefährdung durch Infektionskrankheiten
aufgrund des Klimawandels zu. Dies betrifft durch Zecken und Mücken übertragbare
Infektionen, die es in Teilen Deutschlands schon heute gibt, wie zum Beispiel
FSME und Borreliose, aber auch neue Infektionskrankheiten, wie Dengue, Zika und
Chikungunya. Dieses Jahr gab es erstmals Mücken-assoziierte West-Nil-Fieber
Fälle bei Menschen in Deutschland. Außerdem vermehren sich bei höheren
Temperaturen Blaualgen und Vibrio-Bakterien in Seen und in der Ostsee, was beim
Baden Gesundheitsprobleme verursachen kann.

"Der Bericht belegt eindrücklich, dass die gesundheitlichen Auswirkungen des
Klimawandels nicht irgendwann in weit entfernten Weltgegenden spürbar werden,
sondern hier und heute", sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt.
Die Politik müsse geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um Risiken für die
Gesundheit abzuwenden. So müssten Gesundheitseinrichtungen durch ausreichend
Personal und räumliche Ressourcen auf Extremwetterereignisse vorbereitet werden.
"Neben einem nationalen Hitzeschutzplan sind konkrete Maßnahmenpläne für
Kliniken, Not- und Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen zur Vorbereitung
auf Hitzeereignisse notwendig", betonte Reinhardt.

Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie am
Helmholtz Zentrum München, untersucht in der NAKO Gesundheitsstudie bei 200.000
Erwachsenen die körperlichen Reaktionen auf extreme Wetterereignisse und wie sie
durch den Klima-wandel verschärft werden: "Wir gehen davon aus, dass die
Auswirkungen von Hitze viel weitreichender sind, als dies gegenwärtig durch
Studien dokumentiert ist. Mit Hilfe der NAKO Gesundheitsstudie können wir die
Auswirkungen von Hitze auf chronisch kranke Personen, wie zum Beispiel
Diabetiker untersuchen."

Prof. Dr. Sabine Gabrysch, Ärztin und Professorin für Klimawandel und Gesundheit
an der Charité und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betonte die
enormen Chancen für unsere Gesundheit durch sogenannte Win-win-Lösungen: "Wenn
wir Kohlekraftwerke abschalten und unsere Städte fahrradfreundlicher gestalten
und dadurch der Autoverkehr abnimmt, nützt das nicht nur dem Klima. Diese
Maßnahmen helfen auch gegen Luftverschmutzung und führen zu mehr Bewegung.
Beides ist ein direkter Gewinn für unsere Gesundheit durch weniger
Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Vorsorge ist besser als Nachsorge, und
die beste Vorsorge bei Klima und Gesundheit ist die rasche Verringerung unseres
Ausstoßes von Treibhausgasen."

Tagung in der Hertie School in Berlin

Nach der Präsentation des Forschungsberichts vor der Bundespressekonferenz in
Berlin werden die Ergebnisse am Nachmittag auf einer Tagung in der Hertie School
diskutiert. "Das Monitoring dient nicht nur dazu, die Dynamik der
Wechselbeziehungen zwischen Gesundheit und Klimawandel abzubilden. Wir wollen
auch eine verlässliche Grundlage für politische Entscheidungen liefern", sagte
vor der Tagung Slava Jankin, Professor für "Data Science and Public Policy" an
der Berliner Hertie School und als Autor an den Arbeiten des Lancet Countdown
beteiligt.

Auch Bundesärztekammer-Vorstandsmitglied PD Dr. Peter Bobbert wird auf der
Tagung sprechen. Er betonte im Vorfeld die Notwendigkeit, die Forschung zu den
Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Gesundheit des Einzelnen sowie auf die
globale Gesundheit zu intensivieren. Bobbert verwies darauf, dass sich im
nächsten Jahr der Deutsche Ärztetag intensiv mit den gesundheitlichen Folgen des
Klimawandels beschäftigen wird.

Die heutige Tagung in der Hertie School ist für Journalistinnen und Journalisten
öffentlich (Anmeldung: www.hertie-school.org/en/lancetcountdownreport2019/).

Den Policy Brief für Deutschland sowie den Report 2019 können Sie hier abrufen:
www.lancetcountdown.org/resources/ www.lancetcountdown.org/2019-report/



Pressekontakt:
Bundesärztekammer
Stabsbereich Politik und Kommunikation
Tel.: +49 30 400 456 - 700
presse@baek.de

Charité - Universitätsmedizin Berlin
Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation
Tel.: +49 30 450 570 400
presse@charite.de

Helmholtz Zentrum München -
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Abteilung Kommunikation
Tel.: +49 89 3187-2711
presse@helmholtz-muenchen.de

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: +49 331 288 2507
presse@pik-potsdam.de

Hertie School
Director Communications
Tel.: +49 30 259 219 113
pressoffice@hertie-school.org

Original-Content von: Bundesärztekammer, übermittelt durch news aktuell


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