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Mittelbayerische Zeitung: Amerikas Jugend erhebt sich / Die Proteste von Hunderttausenden Schülerinnen und Schülern könnten endlich Bewegung in die festgefahrene Waffendebatte in den USA bringen. Leit

Geschrieben am 25-03-2018

Regensburg (ots) - ie Schüler von Parkland haben frischen Wind
nach Washington gebracht. Ihr "Marsch für unser Leben" geriet zu dem
bewegenden Zeugnis einer Generation, die Leidtragende des Waffenwahns
in den USA geworden sind. Sie sprechen mit der Autorität von
Betroffenen, die gegen das Versagen und die Untätigkeit der Älteren
rebelliert. Zu Recht. Seit dem Massaker an der "Columbine Highschool"
vor den Toren Denvers, 1999, erlebten 187 000 Schüler in 193 Schulen
der USA Schießereien. Fast 200 kamen dabei ums Leben. Wenn man die
Opfer von Waffengewalt außerhalb der Schulen und die Selbstmorde
hinzurechnet, nimmt das Problem epidemische Ausmaße an. Das Morden
von Parkland brachte das Fass zum Überlaufen. Angesichts der
empörenden Unfähigkeit der Politik, etwas gegen die Waffengewalt zu
tun, nimmt die "Generation Columbine" die Dinge nun selber in die
Hand. Ihre Leidenschaft mobilisierte einen der größten Proteste in
der Geschichte der amerikanischen Hauptstadt. Und erinnerte an ein
paar Wahrheiten, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Dass
es nicht normal ist, von bewaffneten Lehrern unterrichtet zu werden,
durch Metalldetektoren die Schulen zu betreten oder sich auf den
Ernstfall bei einer Massenschießerei vorzubereiten. Ob die
Massenproteste in Washington und 800 Städten weltweit als
Frühjahrserwachen einer neuen Jugendbewegung oder Großereignis der
Pop-Kultur in die Geschichte eingehen wird, lässt sich noch schwer
abschätzen. Einerseits gibt es ein hohes Frustrations-Potenzial, das
schnell zu Enttäuschungen und Ernüchterung führen kann. Tendieren die
Aussichten auf ernsthafte Reformen der Waffengesetze doch gegen Null,
solange der von der Waffenlobby mit 30 Millionen Dollar gesponserte
Präsident im Weißen Haus sitzt. Im Kongress gibt es bis November
republikanische Mehrheiten, die das Thema nicht einmal auf die
Tagesordnung bringen. Egal, wie die Wahlen im November ausgehen,
bräuchte es selbst bei einem Sieg der Demokraten in beiden Kammern
eine doppelte Zweidrittel-Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus.
Nur so kann das sichere Veto Donald Trumps gegen substanzielle
Veränderungen der Waffengesetze überstimmt werden. Andererseits hat
diese im Schatten des 11. September und Irak-Kriegs aufgewachsene
Generation allen Grund aufzubegehren. Sie badet im Fall der
Massenschießereien an Amerikas Schulen bereits die Konsequenzen einer
politischen Kultur aus, in der die Kunst verlorengegangen ist,
Kompromisse zu finden. Und steht vor immer höheren Bildungsschranken,
die vielen den Besuch des Colleges unmöglich machen. Ihr gehören die
"Dreamer" genannten Einwandererkinder an, denen die Abschiebung in
Länder droht, die sie nicht kennen. Aber auch die jungen Schwarzen
der "Black Lives Matter"-Bewegung, die gegen Polizeigewalt und
Rassismus mobilisieren. Diese jungen Amerikaner sind nicht zu
beneiden für das, was die Generation ihrer Eltern ihnen hinterlassen
hat. Inklusive der Wahl eines Präsidenten, dessen Politik einen
Scherbenhaufen zurückzulassen droht. Es kann schon sein, dass aus dem
Zusammenschluss der "Parkland-Kids", "Dreamer" und "Black Lives
Matter"-Aktivisten eine breite Jugendprotestbewegung hervorgeht, die
Washington herausfordert. Ändern wird sich letztlich aber nur etwas,
wenn es den Schülern gelingt, ihren Protest in Wählerstimmen
umzusetzen. Die Wahlbeteiligung der jungen Wähler bei
Präsidentschafts- und Kongresswahlen hängt der älterer Amerikaner
kontinuierlich hinterher. Demonstrieren ist gut, wählen gehen ist
besser.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

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