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Lausitzer Rundschau: 70 Jahre nach ihrer Gründung - wie modern ist die CDU?

Geschrieben am 26-06-2015

Cottbus (ots) - Zweifelsfrei ist die CDU darum bemüht, jung und
frisch zu wirken. Deswegen hat die Vorsitzende Angela Merkel nach der
Bundestagswahl 2013 den jetzt 40-jährigen Peter Tauber zum
Generalsekretär gemacht. Seitdem wird getwittert, gefacebooked, die
Union ist bei youtube und google+ unterwegs. Der Staub von 70 Jahren
- mithilfe der sozialen Medien soll er beiseite gefegt werden. Doch
das allein reicht nicht. In sieben Jahrzehnten ist die Partei nicht
nur, aber auch eine Dame ohne Unterleib geworden. Wenn die CDU am
Montag mit einem großen Festakt ihr Gründungsjubiläum feiert, dann
kann sie auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken. Sie
stellte fünf der acht Kanzler, darunter den der Deutschen Einheit.
Sie stellt die bislang einzige Frau in diesem Amt. Die Union
bestimmte die zentralen Weichenstellungen für die Republik - Soziale
Marktwirtschaft, Westanbindung, europäische Integration. Jede
Entscheidung war zu ihrer Zeit heftig umstritten. In 70 Jahren hat
aber nur die CDU ihren Status als Volkspartei tatsächlich behaupten
können. Mit Angela Merkel an der Spitze hat sich gleichwohl viel
verändert. Seit 15 Jahren ist sie Vorsitzende, und niemand vor ihr
hat die Union so umgekrempelt wie sie. Gewiss, die derzeitige Stärke
der CDU im Bund ist auch der Schwäche der anderen zu verdanken. Aber
Merkel hat die Unterschiede zur politischen Konkurrenz so weit
nivelliert, wie es sich die Gründungsväter und -mütter wohl nie
hätten vorstellen können. Die Union bietet kaum noch Angriffsfläche.
In der Familienpolitik ist die Partei inzwischen biegsam wie Schilf
im Wind. Mit der Energiewende hat Merkel den Grünen den Wind aus den
Segeln genommen. Sie hat die Wehrpflicht abgeschafft und die
sozialdemokratische Agenda 2010 fortgeführt. Um nur einige Beispiele
zu nennen. Gerade deswegen steht die Partei 70 Jahre nach ihrer
Gründung auf tönernen Füßen. Sie wird vor allem getragen vom Ansehen
ihrer Vorsitzenden. Wer indes in die Länder schaut, der muss sich
Sorgen machen um die CDU - personell ist die Decke dünn, kaum einer
hat es bisher geschafft, nur etwas aus dem Schatten der Parteichefin
herauszutreten. Auch trägt Merkel die Verantwortung dafür, dass die
Union so oft und so heftig wie nie in ihrer Geschichte um die eigene
Identität ringt. Viele Mitglieder sind auf Sinnsuche. Sie fragen
sich, was davon geblieben ist, dass die stolze CDU politisch einst
ausgemacht hat. Außer vielleicht, den Kanzler zu stellen. Fragen, auf
die Merkel keine Antworten gibt. Der Streit um die Homo-Ehe belegt
dies wie kein anderer. Da geht es um mehr als nur um ein
tagespolitisches Thema. Die Homo-Ehe berührt den Kern der Partei, die
innere Leitplanke der CDU, die Merkel an vielen Stellen schon
abgebaut hat. Der Streit ist exemplarisch, weil er mit der Frage
verbunden ist, wie viel Modernität die Union verträgt, was für sie
überhaupt modern sein sollte. 70 Jahre nach der Gründung zeigt sich,
die Dame ohne Unterleib braucht mit Blick darauf dringend mehr
Diskurs, mehr Abgrenzung - und weniger politisches Einerlei. Das wäre
ihr zum Geburtstag zu wünschen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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