(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zum Umgang der modernen Mediengesellschaft mit einer Katastrophe Wir sollen wissen, was wir tun

Geschrieben am 25-03-2015

Cottbus (ots) - Darum werfe den ersten Stein, wer ohne Schuld ist.
Auch diese Zeitung ist es nicht, auch nicht der Autor dieser Zeilen.
Es gibt einerseits massenhaft ehrlichen Schock über den Absturz,
aufrichtiges Mitgefühl mit den Angehörigen, echte Trauer um jeden,
der dort so jäh gestorben ist. Nicht nur bei den Mitarbeitern der
Airlines, nicht nur bei den Mitschülern in Haltern. In ganz
Deutschland, vielleicht sogar weit darüber hinaus. Man spürte am
Dienstagvormittag förmlich, wie das Land innehielt. Doch, das ist die
andere Seite, die Menschen, sofern sie nicht direkt betroffen sind,
kehren sich nicht trauernd in sich. Dazu ist jeder Einzelne dann doch
zu weit weg, zu neugierig, auch zu sensationslüstern. Deshalb
konsumieren wir Nachricht um Nachricht, Bild um Bild. Wie in einer
Endlosschleife. Batterien von Fernsehkameras sind an der Landestelle
der Hubschrauber aufgebaut - die doch nur immer das Gleiche zeigen
können. Ein Experte nach dem anderen wird interviewt, keiner weiß
etwas. Live-Schalten, Sonderpressekonferenzen, Sonderseiten in den
Zeitungen. Grafiken, Animationsfilme, das volle Programm. Alles
läuft schon nach einem Tag wie jahrelang eingeübt, das Sendeschema
und die Werbeblöcke geben den Takt vor. Gruseln live und rund um die
Uhr. Es ist eine Maschinerie. Das Trauerritual der Massen- und
Informationsgesellschaft heißt "Brennpunkt" oder "Spezial". Und die
Politik folgt diesem Mechanismus, sie muss. Staatschefs telefonieren
miteinander und versichern sich gegenseitig des tiefen Mitgefühls,
Parlamentssitzungen beginnen mit Gedenkminuten, die
Nationalmannschaft spielt mit Trauerflor. Wie auch sonst. Man könnte
sich fragen: Was wollen Steinmeier, Dobrindt, Merkel und Kraft im
französischen Gebirge, während dort die Trümmer noch rauchen? Dort
lebt keiner mehr. Ein Minister hätte gereicht, um zu erkunden, was an
technischer Hilfe aus Deutschland notwendig ist. Aber darum geht es
nicht. Die Menschen wollen Bilder, die ihre Oberen zeigen, wie sie
irgendetwas tun. Egal was. Auch dass Bundspräsident Gauck seine
Südamerika-Reise abbricht, ist objektiv gesehen völlig nutzlos für
alles, was derzeit in den Alpen oder in Düsseldorf notwendig ist. Er
kann nicht helfen. Aber oh weh, er wäre einfach weiter gereist. Dann
wäre er massiv als gefühllos kritisiert worden. Es ist wie eine
kollektive Ersatzbeschäftigung, eine Übersprungshandlung.
Wahrscheinlich können wir gar nicht anders. Nicht die Medien, nicht
die Politiker, nicht die Bürger. Kein Problem. Wir sollten nur alle
miteinander wissen, was wir da tun und es nicht übertreiben. 



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

563645

weitere Artikel:
  • neues deutschland: BUND-Experte zu Dobrindt-Maut: "Grundfalsch" Berlin (ots) - Der Verkehrsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Werner Reh, hat die geplante Pkw-Maut in einem Beitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagausgabe) als "grundfalsch" bezeichnet. "Wenigfahrer subventionieren Vielfahrer und alle zusammen subventionieren die Firmenwagen, die nicht selten viele zehntausend Kilometer pro Jahr zurücklegen", schreibt Reh. Außerdem solle das Mautprojekt von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zusätzliches Geld in eine mehr...

  • NOZ: Gespräch mit Jens Bullerjahn, Vorsitzender der Tarifgemeinschaft der Länder Osnabrück (ots) - Länder: Einigung bei Tarifverhandlungen möglich Bullerjahn geht optimistisch in die vierte Runde der Gespräche in Potsdam Osnabrück. Die Arbeitgeber gehen optimistisch in die vierte Runde der Tarifverhandlungen für die 800 000 Angestellten der Länder am Samstag in Potsdam. Jens Bullerjahn, Vorsitzender der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag): "Die Gespräche sind weit fortgeschritten. Eine Einigung und anständige Tarifanhebungen sind möglich, allerdings nur, mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Bistum Münster kritisiert Weigerung der Stadt Münster zur Bezuschussung des Katholikentags 2018 Köln (ots) - "Parteipolitisches Getöse droht Münster als Hauptstadt der Provinzialität dastehen zu lassen" - Spiegelbild einer "neuen Phase" im Staat-Kirche-Verhältnis Nach der Weigerung der Stadt Münster, den Katholikentag 2018 finanziell zu unterstützen, hat das gastgebende Bistum Münster diese Entscheidung scharf kritisiert. Viele Mitglieder des Rats seien "weder an Beratung noch an Fakten interessiert gewesen", sagte der Diözesanbeauftragte für den Katholikentag 2018, Domkapitular Klaus Winterkamp, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mehr...

  • Rheinische Post: Arbeitgeber-Chef weist griechische Korruptionsvorwürfe zurück Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat Korruptionsvorwürfe gegen deutsche Unternehmen in Griechenland zurückgewiesen. "Zur Korruption gehören generell immer zwei: einer, der gibt, und einer, der nimmt", sagte Kramer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Keiner gibt gerne freiwillig. Das tut er nur, wenn ein anderer etwas fordert", betonte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). "Korruption ist nie gerechtfertigt", sagte Kramer. Mitglieder der griechischen mehr...

  • Rheinische Post: Arbeitgeber-Chef: "Frauen sollen zum Betriebsrat gehen" Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat erwerbstätige Frauen, die sich schlechter bezahlt fühlen als männliche Kollegen, aufgefordert, darüber mit ihrem Arbeitgeber oder dem Betriebsrat zu sprechen. "Wenn eine Mitarbeiterin das Gefühl hat, sie werde ungerecht behandelt, muss sie zum Arbeitgeber und zum Betriebsrat gehen", sagte Kramer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Der Betriebsrat habe Informationsansprüche. "In unserem Unternehmen kommt der Betriebsrat zweimal im Jahr und macht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht