(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Atomverhandlungen eröffnen neue Möglichkeiten für alle / Die iranische Chance

Geschrieben am 15-03-2015

Cottbus (ots) - Überall im Straßenbild in Teheran und natürlich
auch in den Medien ist Propaganda gegen den "großen Teufel" USA und
noch mehr gegen Israel zu sehen. Aber die Menschen in den Basaren und
auf den Straßen begrüßen jeden West-Besucher überschwänglich. Zu
Hause versuchen sie heimlich, wie sie zu leben. Das erinnert alles an
die Schlussphase des Ostblock-Sozialismus: Öffentliches und privates
Bewusstsein fallen erkennbar auseinander, es tobt ein teils offener,
überwiegend aber verdeckter Machtkampf zwischen der Elite, die sich
Ajatollahs nennt, und - mindestens in den großen Städten - einer
großen Mehrheit des Volkes, die diese Elite loswerden möchte.
Gleichzeitig ist der Iran eines der am weitesten entwickelten Länder
in der gesamten Region. Wenn dieses Land, statt unter der Knute der
scharfen Wirtschaftssanktionen zu stehen, Investitionen anziehen
dürfte, es würde ökonomisch aufblühen, ja regelrecht explodieren. Und
das brächte dann auch die politischen Verhältnisse zum Tanzen. Dafür
gibt es freilich drei Voraussetzungen: Der Iran müsste Israels
Existenz akzeptieren, er müsste einen Modus Vivendi mit den USA
finden, und er müsste als erstes sein Atomprogramm so kontrollieren
lassen, dass die heimliche Herstellung von Nuklearwaffen
ausgeschlossen ist. Derzeit ist man so nah an einem Abkommen darüber
wie noch nie. Doch werden die Verhandlungen überlagert von der Wahl
in Israel, dem nicht ausgestandenen Machtkampf in Teheran - dort geht
es wohl bald um die Nachfolge von Ajatollah Chamenei - und dem
Tauziehen zwischen Präsident Obama und den Republikanern im
amerikanischen Kongress. Die Hardliner in Jerusalem, Teheran und
Washington haben, so unterschiedlich sie sind, alle eins gemeinsam:
Sie leben politisch von der Konfrontation. Diese Haltung ist sehr
kurzsichtig. Denn es gibt jetzt eine Chance, die vielleicht nie
wieder kommt: Nämlich diese schiitische islamische Republik
herauszureißen aus einer muslimischen Welt, die sich immer mehr
antiwestlich entwickelt. Schon kooperiert der Westen ja heimlich mit
dem Iran beim Kampf gegen IS. Es gibt die Chance, jene Kräfte in
Teheran zu stärken, die mehr Freiheit, mehr Wohlstand, mehr
internationale Kooperation wollen. Eine Gewissheit ist diese Folge
nicht, gewiss ist aber: Wenn erst die Atomverhandlungen gescheitert
sind, wenn aus der verbalen Konfrontation wieder die der forcierten
atomaren Rüstung wird, womöglich gepfeffert mit israelischen
Präventivschlägen, dann ist das Fenster für lange Zeit zu, durch das
mehr Freiheit in die iranische Gesellschaft und Politik ziehen
könnte. Wer hätte dann gewonnen?



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

562967

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Leipziger Buchmesse Segel gesetzt Thomas Klingebiel Bielefeld (ots) - Frankfurt schrumpft, Leipzig wächst. Die kleine Schwester des Weltbuchtreffs in Frankfurt lockt Jahr für Jahr mehr Besucher nach Sachsen. Inzwischen scheinen die Grenzen des Wachstums erreicht. Nicht nur in den Messehallen war es - besonders am Samstag - unglaublich voll. Da müssen sich die Messemacher für nächstes Jahr etwas einfallen lassen. Der große Zuspruch zeigt aber auch, dass in Leipzig vieles richtig gemacht wird. Israel anlässlich der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen vor 50 Jahren als Gastland mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Griechenland-Krise Europäisches Problem Knut Pries, Brüssel Bielefeld (ots) - Der griechische Premier Tsipras hat ja recht: Die große wirtschaftliche, soziale und humanitäre Krise seines Landes ist nicht nur ein griechisches, sie ist auch ein europäisches Problem. Entscheidend ist dabei freilich das Wörtchen "auch". Es ist in manchen Verlautbarungen der in Athen Regierenden mit bloßem Ohr kaum mehr wahrnehmbar. Statt dessen klingt es so, als habe allein der Kreditgeber die Not des Schuldners zu verantworten. Das ist indes genauso falsch wie die umgekehrte Heuchelei, wonach niemand sonst etwas mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Ukraine, alleingelassen / Das Krimszenario wiederholt sich nun im Donbass. Putin ist konsequent, die EU laviert. Leitartikel von Nina Jeglinski Regensburg (ots) - Die Welt schaute Anfang März 2014 überrumpelt und konzeptlos zu, wie Russlands Regierung im Handstreich die Krim annektierte. Weder die EU noch die USA waren auf ein solches Szenario vorbereitet. Präsident Putin jedoch hatte seit Jahren in Manövern und verbal auf die Landeinnahme hingearbeitet. Der Georgienkrieg 2008 hätte die Experten im Westen hellhörig werden lassen müssen. Doch wirtschaftliche Verbindungen zu Russland haben die Russlandpolitik aller Bundesregierungen in den vergangenen 15 bis 20 Jahren geprägt. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rechtsextremismus immer gefährlicher Unterschätzte Angst Amina Vieth Bielefeld (ots) - Der Kampf gegen den Terror gestaltet sich immer schwieriger. Einige tausend Kilometer weit weg wird er vom Islamischen Staat ausgeübt. In Deutschland selbst droht noch ein anderer Terror: der Rechtsextremismus. Durch die zunehmende Gewalt der Dschihadisten beflügelt, wird die rechte Szene wieder stärker und für viele Bürger wieder attraktiver. Sie organisiert sich neu, die Strippenzieher sind smarter als ihre Vorgänger und wissen, wie sie junge Menschen für sich begeistern können. Es ist eine rechte Radikalisierung. mehr...

  • Rheinische Post: Stärke demonstriert Kommentar Von Jörg Isringhaus Düsseldorf (ots) - Die Ankündigungen lasen sich wie eine Art Vorhölle für Normalbürger: Extremisten jeder Couleur hatten Wuppertal als Spielplatz auserkoren, um dort ihre verquere Weltsicht zu verbreiten. Angesichts der bisher einmaligen Gemengelage und der erwarteten Zahl von Salafisten, Hooligans, Rechts- und Linksextremen sowie "Pegida"-Anhängern war im Vorfeld die Rede davon, dass die Stadt brennen werde. Dass es dazu nicht kam, ist zum einen der Besonnenheit der Wuppertaler zu verdanken. Wer nicht raus musste, blieb zu Hause mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht