(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum Thema Salafisten in Deutschland

Geschrieben am 12-08-2014

Bielefeld (ots) - Es scheint kein Problem zu geben, auf das
Politiker nicht eine Antwort wüssten. Die ist dann zwar nicht in
jedem Fall zu Ende gedacht, aber das fällt ja nicht unbedingt jedem
auf. Hauptsache, man ist in den Schlagzeilen. Die Übergriffe von
Salafisten auf Jesiden in Herford sind das jüngste Beispiel. Der
sonst pragmatische Wolfgang Bosbach von der CDU fordert, das
Ausländerrecht zu verschärfen. »Wir dürfen nicht an der falschen
Stelle tolerant sein«, sagt er und kann sich breiter Zustimmung
sicher sein. Ausländer sollten schon bei Haftstrafen von einem Jahr
abgeschoben werden, und nicht erst bei Strafen ab drei Jahren, wie es
jetzt Gesetz sei, postuliert der Innenexperte. Das klingt schlüssig,
blendet aber eine Hälfte des Problems aus. Denn eine erhebliche Zahl
von Salafisten, die die freiheitlich demokratische Grundordnung durch
ein Kalifat ersetzen wollen, die die Scharia über alles stellen, sind
Deutsche. So hat von den gut zehn Salafisten, von denen die Herforder
Polizei Probleme erwartet, etwa jeder zweite einen deutschen Pass.
Entweder sind die Männer hier geboren, oder sie haben die
Staatsbürgerschaft später bekommen. Wie also will man einen Deutschen
loswerden, wenn man befürchtet, er könnte einen islamistischen
Anschlag planen? Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) fordert
»die Ausweisung deutscher Islamisten«. Hört sich gut an. Eine
Ausweisung richtet sich aber immer gegen Ausländer. Und: Wohin will
Hermann die Deutschen denn ausweisen? Auch von »Ausbürgerung« war in
den vergangenen Tagen gelegentlich zu hören. Auch die ist nicht
möglich. Nach dem Staatsangehörigkeitsgesetz kann zwar jemandem die
Staatsbürgerschaft entzogen werden, wenn er in eine ausländische
Streitkraft eintritt. Aber er muss auch die Staatsangehörigkeit
dieser fremden Armee besitzen - und das ist beim »Islamischen Staat«
(IS) ja nicht möglich. Es wäre viel ehrlicher, einzugestehen, dass
die Politik nicht für jedes Problem eine Lösung parat hat - und dass
es keinen absoluten Schutz vor einem islamistischen Terroranschlag in
Deutschland gibt. Der Staat kann die geschätzt 6000 Salafisten nicht
rund um die Uhr überwachen. Dafür fehlt nicht nur das Geld, dafür
gibt es auch keine Rechtsgrundlage. Wer in einer offenen Gesellschaft
leben will, muss das Restrisko tragen. Dass das Risiko einigermaßen
einschätzbar bleibt - dafür sorgen Polizei und Verfassungsschutz, die
ein Auge auf die Szene haben. Dabei darf man sich aber nichts
vormachen: So einfach, wie Ermittler Informationen aus dem
linksextremen oder rechtsradikalen Spektrum gewinnen, geht das bei
Salafisten nicht. Es wäre deshalb zu wünschen, dass islamische
Gemeinden stärker versuchten, radikale junge Muslime auf den
gewaltfreien Weg zurückzuführen. Vielleicht kann das helfen, den
einen oder anderen Gotteskrieger zu stoppen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

541664

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Freie Fahrt für den Hilfskonvoi Ravensburg (ots) - Vorhang auf zum nächsten Trauerspiel! 280 Lastwagen mit dringend benötigten Medikamenten und Hilfsgütern sind auf dem Weg in die heftig umkämpfte Ostukraine - und niemand weiß, ob sie ihr Ziel jemals erreichen werden. Ihr größter Makel: Sie kommen aus Moskau und nicht aus Berlin, Paris oder Washington. Die notleidenden Menschen aber, seit Tagen von Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten, dürfte dieses Detail herzlich wenig interessieren. Das Misstrauen, das Wladimir Putin in den vergangenen Monaten zu Recht mehr...

  • Westfalen-Blatt: Pro und Kontra zur Frage "Sollen Videokameras in Autos erlaubt sein?" Bielefeld (ots) - PRO: Warum sollten private Videokameras in Autos verboten werden? Denn nicht die Kameras, sondern ihre Nutzer bestimmen darüber, wie die Aufnahmen verwendet werden, und darüber gibt es einschlägige Bestimmungen. Das Kunsturhebergesetz verbietet es grundsätzlich, Bilder von Personen ohne deren Zustimmung zu veröffentlichen. Wer Aufnahmen aus den Dashcams bei Youtube hochlädt oder per Handy verschickt, riskiert bis zu einem Jahr Gefängnis! Die Bilder dürfen also nur als stille Zeugen dienen. Als solche können sie mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu den Pannenzügen bei der Stuttgarter S-Bahn Stuttgart (ots) - Der Verkehrsverbund Stuttgart meldet für das erste Halbjahr 2014 erneut steigende Fahrgastzahlen. Was auch steigt, ist die Unzufriedenheit der Reisenden, und zwar ganz speziell mit dem System S-Bahn. Die Züge sind nicht zuverlässig und unpünktlich wie noch nie. Nun offenbart sich mit den für Rollstuhlfahrer viel zu hohen Einstiegen bei 87 neuen Fahrzeugen des kanadischen Hersteller Bombardier ein weiteres Problem. Der Nahverkehrsnutzer reibt sich angesichts solcher Geschichten verwundert die Augen. Wenn Autos erkennbar mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Vorsicht vor Kreml-Hilfe = Von Godehard Uhlemann Düsseldorf (ots) - Wenn Menschen geholfen werden kann, die hungern und dursten, die dringend ärztliche Hilfe benötigen oder kein Dach mehr über dem Kopf haben, dann muss man vorbehaltlos eingreifen. Doch in der Ost-Ukraine toben seit vielen Wochen erbitterte Kämpfe. Die Zentralregierung in Kiew sowie der Westen sehen Moskau als Kriegstreiber. Ihn haben sie mit Sanktionen belegt. Und ausgerechnet der Kreml empfiehlt sich nun als Retter in der Not. Er spielt sich als Nothelfer auf. Die Angst in der Ukraine ist verständlich, dass Moskau mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Die Anklage-Bank = Von Georg Winters Düsseldorf (ots) - Noch gibt es viele Wenn und Aber in Sachen Deutsche Bank: Die Anklage ist noch nicht offiziell; es steht nicht fest, ob und wie viele amtierende und frühere Manager wegen möglicher Verfehlungen im Kirch-Prozess vor Gericht müssen. Und über Allem steht die Tatsache, dass auch dann jedem Beschuldigten seine Schuld erst einmal nachgewiesen werden muss. Doch all diese Einschränkungen ändern nichts an der Tatsache, dass allein die Anklage ein Fiasko ist für die Bank. Sie öffnet einmal mehr den Blick darauf, dass zwischen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht