(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Öffentliche Deutlichkeit - Leitartikel zur neuen Spionageaffäre

Geschrieben am 06-07-2014

Ravensburg (ots) - Bisher war Bundespräsident Joachim Gauck
seltsam still, wenn es um abgehörte Kanzlerinnen-Handys oder das
Ausspähen unser aller Emails ging. Doch jetzt wird auch er leicht
ungehalten über das Verhalten der amerikanischen Geheimdienste. Der
Mann, der aus seinem DDR-Leben und als Stasi-Unterlagen-Chef nach der
Wende weiß, was es bedeutet, wenn eine Überwachungskrake den Alltag
eng macht. Nun sei es aber mal genug, hat Gauck gesagt, in der ihm
eigenen väterlich-norddeutschen Art. Und meinte damit, die neue
Spionageaffäre um US-Geheimdienste. Die meist verhaltenen Reaktionen
von Bundespräsident und Kanzlerin auf das Ungemach, das die
Amerikaner in Berlin anrichten, sind aus ihren ostdeutschen
Biographien zu deuten. Und sie sind weniger energisch, als manch
einer im Westen der Bundesrepublik es sich wünscht. Sie kamen erst
vor 25 Jahren mit den USA, dem Land der Träume und der Freiheiten, in
Berührung. Zu einer Zeit, als viele im Westen schon mal als
Austauschschüler in den USA gewesen waren, sich mit Stipendien und
Geschäftskontakten eine Nähe hergestellt hatte, die Ostdeutsche wie
Merkel und Gauck nie hatten. Vielleicht ist auch darum die Empörung
im Westen der Bundesrepublik heftiger: Dort wird das Verhältnis zu
Amerika leidenschaftlicher gepflegt, der Anti-Amerikanismus ebenso
wie die Zuneigung zu den USA und die Bewunderung für den
amerikanischen Traum. Dass ein BND-Mann den amerikanischen Diensten
Unterlagen verkaufte, bestätigt zwar alle Vorurteile über die CIA
oder die NSA. Es bekräftigt aber vor allem alle Klischees über den
BND als einer Truppe, die lieber Zeitungsartikel abschreibt als vor
die Tür zu gehen. Es braucht deutliche Worte in Berlin. Es reicht
kaum, wenn Merkel erklärt, sie werde Obama schon sagen, was sie
denke, sich dann aber im Rosengarten des Weißen Hauses Küsschen geben
lässt. Öffentliche Deutlichkeit von der Kanzlerin wie dem
Bundespräsidenten will das Land. Gegenüber den eigenen Diensten wie
gegenüber den USA.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

536198

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: BND Spionage - Milde Mahnungen nur noch lächerlich Ein Kommentar von Stefan Vetter Düsseldorf (ots) - Joachim Gauck hat in den letzten Wochen jede Menge Klartext gesprochen. Seine Äußerungen gefielen längst nicht allen. Und zweifellos ist manches davon auch zu hinterfragen. Aber Gauck vermochte wichtige gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Zur NSA-Affäre indes hat der Bundespräsident lange Zeit beharrlich geschwiegen. Doch auch damit ist es jetzt vorbei. Der Fall bekommt eine neue Dimension. Auch für Angela Merkel. Denn bislang hat die Kanzlerin lediglich ein paar eher dürre Bemerkungen zu den aktuellen Vorgängen mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Spionage Ulm (ots) - Es reicht! Mit dieser einfachen Botschaft drückt der Bundespräsident genau das aus, was jeder Bürger mit Blick auf den außer Rand und Band geratenen Spähtrieb der Amerikaner schon lange fühlt und denkt. Geht's eigentlich noch? Kann da endlich mal jemand gehörig auf den Tisch hauen? Auch wenn die Worte Joachim Gaucks in den US-Spionagezentralen keinerlei Wirkung entfalten dürften: Dass immer häufiger der Bundespräsident sagt, was sich die regierenden Politiker nicht so richtig trauen, fällt auf. Beispiele aus den vergangenen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gauck Bielefeld (ots) - Wo die Kanzlerin still zürnt, da spricht der Bundespräsident. Joachim Gauck reagierte prompt auf den Verdacht, der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags könnte durch die US-Geheimdienste ausspioniert worden sein. Gauck sagte scharf: »Dann ist ja nun wirklich zu sagen: Jetzt reicht's auch einmal.« Der Bundespräsident als Klartextredner. Im konkreten Fall dürfte das den meisten Deutschen aus der Seele sprechen. Denn was immer auch im Zuge der neuerlichen Affäre herauskommt, klar ist: Auf die vermeintlich so mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Pkw-Maut Bielefeld (ots) - Von wegen Autobahn-Maut: Alexander Dobrindt zaubert mit der generellen Straßennutzungsgebühr ein ganz besonderes Kaninchen aus dem Hut. Die so genannte Infrastrukturabgabe, die der CSU-Bundesverkehrsminister heute vorstellen will, wird also für alle bundesdeutschen Straßen kassiert. Mit dieser Abgabe und der Vermeidung des Wortes Maut versucht Dobrindt trickreich, die aufkommende Kritik an Transitgebühren für Ausländer im Keim zu ersticken. Doch letztlich sind es gezinkte Karten, mit denen Dobrindt spielt. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Konzept zur Pkw-Maut¶ Ein Scheitern ist programmiert¶ KATRIN CLEMENS¶ Bielefeld (ots) - Der Verkehrsminister plant die Quadratur des Kreises: Wer mit seinem Auto auf deutschen Straßen unterwegs ist, soll in Zukunft zahlen. So sieht es zumindest das Konzept vor, das Alexander Dobrindt heute präsentieren will. Die Vignettenpflicht soll für In- und Ausländer gleichermaßen gelten, allerdings sollen die deutschen Autofahrer mit einer entsprechenden Senkung der Pkw-Steuer wieder entlastet werden. Ausländische Autofahrer finanziell stärker zu belasten als deutsche, ist mit dem geltenden EU-Recht unvereinbar. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht