(Registrieren)

Aachener Zeitung: Das mach' ich. Basta! / Gerhard Schröder feiert mit Wladimir Putin / Kommentar von Peter Pappert

Geschrieben am 29-04-2014

Aachen (ots) - Russland hat sich - unter Bruch des Völkerrechts -
in einem Akt offener psychischer und getarnter physischer Gewalt die
Krim unter den Nagel gerissen. Sodann hat der Kreml gewaltbereiten
Separatisten in der Ost-Ukraine zumindest Sympathie - wenn nicht
Unterstützung - signalisiert, sie damit zu Gewaltaktionen animiert
und selbst an der Grenze ein erhebliches Bedrohungsszenario
aufgebaut, das schlimmste Befürchtungen verursacht. Ein autoritäres
Regime, das das freie Wort mehr unterdrückt als schätzt, tut sich
leichter mit solchen überkommenen Formen der Machtausübung; freien
Gesellschaften fällt das schwerer. Dem "dekadenten Westen" mal zu
zeigen, wo es langgeht, entspricht durchaus Putins politischer Linie.
Die europäischen Demokratien haben verständlicherweise - und Gott sei
Dank - Skrupel, so unverhohlen auf Gewalt zu setzen. Sie wirken
hilflos in ihrem Bemühen, irgendwie angemessen auf die anhaltenden
russischen Provokationen zu reagieren. Soll man den Westen dafür
tadeln, dass er diskutiert, zweifelt, sich windet, welche Reaktionen
und Sanktionen angemessen sind, und keinesfalls militärische
Antworten ins Kalkül zieht? Man kann auf jeden Fall erwarten, dass
seine Politiker zumindest alles unterlassen, was die russische
Staatsführung als Beistand, Sympathie oder Zustimmung verstehen
könnte. Obwohl es fast lächerlich wirkt, das zu erwähnen, scheint der
Hinweis nötig zu sein; denn vermeintlich Selbstverständliches hält
sogar einen erfahrenen Staatsmann wie Gerhard Schröder nicht von
Dummheiten ab. Auch und gerade in der Krise um die Ukraine muss man
mit Putin reden - zweifellos. Obama tut es, Merkel tut es, Hollande
tut es. Man muss alles versuchen, um Putin und dessen Handeln zu
verstehen. Wie will man sonst zu erträglichen Lösungen kommen? Aber
man muss nicht mit ihm Geburtstag feiern, ihn mit strahlendem Lächeln
umarmen. Als Freund des Autokraten im Kreml und als Lobbyist für die
Wirtschaftsinteressen russischer Staatskonzerne lässt Schröder jede
nötige Distanz vermissen. Ein Ex-Kanzler ist nie nur Privatmann -
schon gar nicht, wenn er Spitzenpolitiker der allerersten Garde
trifft. Schröder weiß das; es ist ihm egal. Was der Altkanzler sich
geleistet hat, ist unnötig, gedankenlos und letztlich unverschämt
gegenüber den unmittelbar Betroffenen des aktuellen Konflikts und
denjenigen, die sich für Verständigung engagieren. Dass Schröder
damit Außenminister Steinmeier brüskiert, mag manchem egal sein. Dass
er damit seiner SPD schadet, mag der eine oder andere sogar begrüßen.
Aber er schadet der Bundesrepublik. Denn nach wie vor gibt es -
gerade auch bei engsten Verbündeten - Skepsis, dass sich Berlin in
einer Sonderrolle gegenüber Russland sehen könnte. Die darf es nie
geben. Nebenbei bemerkt: Sollte auch der außenpolitische Sprecher der
Unionsfraktion im Bundestag, Philipp Mißfelder, an der Party in St.
Petersburg teilgenommen haben, würde das keine Rolle spielen. Der
Mann hat sich bisher weitgehend als politische Luftnummer erwiesen,
als jemand der allenfalls überschätzt wird - vor allem von sich
selbst.



Pressekontakt:
Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

524850

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Arbeits- und Sozialministerin Nahles (SPD): Abbau der kalten Progression hat keine Priorität Bremen (ots) - Der immer wieder versprochene Abbau der sogenannten kalten Progression rückt in weite Ferne. Er sei "sicherlich erstrebenswert, hat aber aus meiner Sicht keine Priorität", sagte Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) im Interview mit dem in Bremen erscheinenden WESER-KURIER (Mittwochausgabe). Vorrang habe der angestrebte ausgeglichene Haushalt, so Nahles weiter. Sie verwies zugleich darauf, dass die Verminderung der kalten Progression eine "faire Finanzierung" voraussetze. Über die Gegenfinanzierung gibt mehr...

  • WAZ: Die zwei Gesichter der Leiharbeit. Kommentar von Wilfried Goebels Essen (ots) - Die Leiharbeit hat zwei Gesichter. Einerseits soll sie Betrieben bei Auftragsspitzen helfen und Jobsuchenden das Tor zur Festanstellung öffnen. Auf der anderen Seite gibt es einen Verdrängungseffekt bei Stammbelegschaften durch Lohndumping bei Leiharbeitern. Inzwischen hat sich aber in der Leiharbeitsbranche die Erkenntnis durchgesetzt, dass dubiose Praktiken in der Arbeitnehmerüberlassung dem Geschäft am Ende mehr schaden als nutzen. Das positive Ergebnis der NRW-Arbeitsschützer lässt aufhorchen: Die Zahl der Verstöße mehr...

  • WAZ: Putin, Schröder und die Deutschen. Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Man kann sich diese beiden wilden Kerle mühelos vorstellen, wie sie sich männerbündlerisch in die Arme nehmen; sich schenkelklopfend gegenseitig bestätigen, wie blöd die doch sind, die Weiber. Die Timoschenko, die doch ohnehin in den Knast gehört, und die Merkel, die es wieder mal nicht gebacken kriegt. Die verweichlichten, halbschwulen Europäer, die gar nicht begreifen, wie sie sich gerade winselnd den Amis und ihrer Kanonenbootpolitik ausliefern. Putin und Schröder, die letzten Machos in West und Ost. Und hoch die mehr...

  • neues deutschland: Kommunalwahl: Brandenburger NPD lässt rechtsradikale Straftäter für sich antreten / Verein Opferperspektive: »Wie dreist die NPD mit Gewalttätern wirbt, ist erschreckend« Berlin (ots) - Für die neofaschistische NPD kandidieren bei der Kommunalwahl am 25. Mai in Brandenburg mehrere Straftäter. Das berichtet die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe). Demnach bewirbt sich beispielsweise in Joachimsthal Thomas Haberland um ein kommunales Mandat. 1992 brannte er mit einem Komplizen die jüdische Häftlingsbaracke in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen nieder. Haberland wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Anna Spangenberg, Geschäftsführerin des mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Wird Schröder seiner Rolle als Altkanzler gerecht? = von Olaf Kupfer Düsseldorf (ots) - Tatsächlich lässt sich streiten: Über die Bilder einer Umarmung, über eine Geburtstagsfeier mit Putin - zur Unzeit. Aber: Man darf ein hohes Maß an Intelligenz bei dem Altkanzler vermuten, dessen Sicht auf Russland sich von der zu häufig populistischen Haltung der deutschen Öffentlichkeit seit jeher unterschieden hat. Schröder hat oft betont, dass Russlands Weg hin zu einer Demokratie noch brauchen wird. Wie das auch hierzulande Zeit benötigt hat. Dass er dabei russische Mentalitäten berücksichtigt, mag verschreckend mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht