(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Mäßigung ist das Gebot der Krise/ Ein Leitartikel vom Jochim Stoltenberg

Geschrieben am 03-03-2014

Berlin (ots) - Zumindest diese Angst angesichts der Lage in der
Ukraine ist unbegründet: Einen Krieg durch militärisches Eingreifen
der Nato zur Abwehr russischer Expansionspläne wird es nicht geben.
Weil die vertraglichen Voraussetzungen dafür ebenso fehlen wie der
politische Wille der Verbündeten. Groß und völlig berechtigt ist
dagegen die Sorge, dass die Beziehungen zwischen West und Ost - also
zwischen Amerika und Europa einerseits, Putins Russland andererseits
- zurückfallen in den Kalten Krieg, von dem wir doch hofften, ihn
dank Michail Gorbatschow und mit dem Fall der Mauer vor 25 Jahren
überwunden zu haben.

Mit der faktischen Machtübernahme auf der Krim, Teil des
souveränen Staates Ukraine, und damit ein völkerrechtswidriger Akt,
provoziert der Kremlchef die Übergangsregierung in Kiew ebenso wie
die westlichen Regierungen von Berlin bis Washington. Doch es hilft
niemandem, das Säbelrasseln des einen mit Drohgebärden des anderen zu
beantworten. So schwer es auch fallen mag, in dieser
brandgefährlichen wie emotional aufgeladenen Stimmung den Dialog zu
suchen, eine Gesprächsebene für alle Beteiligten zu finden - es
bleibt der einzig richtige Weg.

Auf ihn bewegen sich die EU-Regierungschefs zu, wenn sie sich zu
einem Sondergipfel treffen. "Fact Finding Mission" oder
"internationale Kontaktgruppe", über die Bundeskanzlerin Angela
Merkel vorab sondierend mit Putin telefoniert hat, ohne auf schroffe
Ablehnung zu stoßen, sind erfolgversprechender als Sanktionen, wie
sie Washington präferiert. Zumal diese schnell zum Bumerang werden
können angesichts der noch vorhandenen Abhängigkeit vom russischem
Gas und Erdöl.

Der Dialog aller Beteiligten ist auch deshalb der einzige Weg zur
Deeskalation, weil keine Seite wirklich unschuldig ist an dem, was
sich in und um die Ukraine zugespitzt hat. So verständlich der
Aufstand gegen den mittlerweile flüchtigen Staatspräsidenten
Janukowitsch, so provozierend manche zumindest empfohlene
Drangsalierung des pro-russischen Bevölkerungsteils. Die EU wiederum
hat die Ukraine mit dem (gescheiterten) Assoziierungsabkommen vor die
Schicksalswahl zwischen Europa und Russland gestellt, ohne die zu
erwartenden Folgen zu bedenken. Von Russlands Versuch, die Ukraine
durch den Einsatz militärischer Macht zu spalten, ganz zu schweigen.

Der Kommentar im Internet: www.morgenpost.de/125396903



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514936

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Zum Pulverfass Krim - der Machtkampf zwischen Moskau und Kiew Cottbus (ots) - Die ukrainische Übergangsregierung in Kiew spricht von einer russischen "Kriegserklärung" und hat die Alarmstufe Rot ausgelöst. Der Westen prangert Moskaus "unglaublichen Akt der Aggression" an und erwägt Sanktionen. Droht in diesen schicksalsträchtigen Tagen ein neuer Krieg in Europa? Das Säbelrasseln in der Krim-Krise tönt so laut, dass es sinnvoll ist, zunächst die Tatsachen sprechen zu lassen. Fest steht: Das russische Militär hat die Halbinsel de facto besetzt und übt dort über eine Marionettenregierung die politische mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ukraine Bielefeld (ots) - Déjà vu in Brüssel: Das aggressive Vorgehen Russlands auf der Krim erinnert an den Einmarsch im Kaukasus vor sechs Jahren. Wieder einmal muss die EU in einer eilig einberufenen Krisensitzung zu einer gemeinsamen Position finden. Schon fordern Hardliner, dass man Russland dieses Mal streng bestrafen solle. Aber was kommt danach? Die Warnungen vor einem blutigen Krieg in Europa sind nicht aus der Luft gegriffen. Deshalb muss der Westen auf Dialog statt Sanktionen setzen. Mit dieser Strategie konnte auch der Kaukasus-Konflikt mehr...

  • Badische Zeitung: Krim-Krise / Putins Schwäche Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - Putins Traum von der Eurasischen Union ist ohne Kiew eine Seifenblase, sein Hegemonialanspruch auf Weißrussland und die zentralasiatische Steppe begrenzt. Was für eine Schmach für den stolzen Kremlherrscher. Manches spricht dafür, dass Putin die Nerven verloren hat: Er hätte abwarten können, bis die Prowestler in Kiew sich selbst entzaubern, wie sie es nach der Orangenen Revolution von 2004 schon einmal getan haben. Stattdessen greift er militärisch nach der Krim - und könnte die Rest-Ukraine für immer verlieren. Immerhin: mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zum Schweizer Volksentscheid Osnabrück (ots) - Ausgeruhter Umgang Die Aufregung war groß, als sich die Mehrheit der Schweizer Anfang Februar per Volksentscheid für eine Begrenzung der Zuwanderung ausgesprochen hat. Die EU-Kommission reagierte zu Recht besorgt auf das Ergebnis. Das Abkommen könnte schließlich drastische Auswirkungen auf den Binnenmarkt haben. Überdeutlich zeigte sich zudem: Das Ja zur Initiative der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) gegen Massenwanderung war gleichzeitig ein Nein an die Globalisierung und die europäische mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Benjamin Netanjahu Osnabrück (ots) - Zeit läuft ab Zuletzt hat sich US-Präsident Barack Obama auffallend aus den Bemühungen um einen Nahost-Frieden herausgehalten. Sein Außenminister John Kerry war es, der zwischen Palästinensern und Israelis hin und her pendelte und versuchte, dem Prozess neues Leben einzuhauchen. Trotzdem gibt es bisher kaum Hoffnung, dass bis zum Ablauf der nächsten Verhandlungsfrist Ende April ein Durchbruch gelingen wird. Zwischen den USA und Israel besteht zwar traditionell ein enger Schulterschluss. Doch derzeit sind Misstöne mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht