(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Ukraine

Geschrieben am 03-03-2014

Bielefeld (ots) - Déjà vu in Brüssel: Das aggressive Vorgehen
Russlands auf der Krim erinnert an den Einmarsch im Kaukasus vor
sechs Jahren. Wieder einmal muss die EU in einer eilig einberufenen
Krisensitzung zu einer gemeinsamen Position finden. Schon fordern
Hardliner, dass man Russland dieses Mal streng bestrafen solle. Aber
was kommt danach? Die Warnungen vor einem blutigen Krieg in Europa
sind nicht aus der Luft gegriffen. Deshalb muss der Westen auf Dialog
statt Sanktionen setzen. Mit dieser Strategie konnte auch der
Kaukasus-Konflikt entschärft werden. Die Lage in der Ukraine spitzt
sich stündlich zu. Der Einmarsch russischer Truppen auf der Krim ist
der vorläufige Höhepunkt im geopolitischen Gezerre um die Ukraine
zwischen Ost und West. Keine Frage, Russland verstößt mit seinem
Vorgehen gegen das Völkerrecht: So hat Moskau der Ukraine im so
genannten Budapester Protokoll von 1994 die Wahrung ihrer
territorialen Integrität zugesichert. Dass Putin sich darum nun
nicht mehr schert, eröffnet der EU eine solide Grundlage für
Sanktionen. Russland ist keineswegs so unverwundbar, wie es das Land
selbstbewusst propagiert. Schließlich werden 50 Prozent des
russischen Außenhandels mit der EU abgewickelt, 75 Prozent der
ausländischen Investitionen kommen aus der EU. Darüber hinaus ist ein
großer Teil des Vermögens der Moskauer Machtelite in Europa angelegt.
Strafaktionen würden das Land treffen. Dennoch sind sie zum jetzigen
Zeitpunkt der falsche Weg. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat
Recht, wenn er die Stunde der Krisendiplomatie ausruft. Diese ist
notwendiger denn je. Der Gesprächsfaden zu Russland darf dabei nicht
abreißen. Schließlich hat sich erst vor wenigen Tagen gezeigt, dass
Ost und West gut miteinander können, wenn es denn sein muss. Zur
Erinnerung: Erst als Russland ebenfalls einen Sondervermittler nach
Kiew geschickt hatte, gelang es dem EU-Vermittlungstrio um
Außenminister Steinmeier Wiktor Janukowitsch sowie die Opposition auf
ein Abkommen festzunageln. Dieses ist zwar aufgrund der Entwicklungen
längst überholt. Doch immerhin hat der europäisch-russische Dialog
dazu beigetragen, das Morden auf dem Maidan zu beenden. Russland noch
weiter in die Enge zu treiben, ist keine Lösung. Alles, was über
Drohgebärden hinausgeht, trägt nicht zur Deeskalation bei. Im
Gegenteil: Eine neue Ost-West-Konfrontation wie im Kalten Krieg ist
programmiert. Das kann sich in Europa 25 Jahre nach dem Mauerfall
niemand wünschen. Umso wichtiger ist es, dass Kiew und Moskau
aufeinander zugehen. Hier ist die EU als Mediatorin in der Pflicht.
Schließlich hat sie ihren Teil zur Installation des Übergang-Regimes
beigetragen. Ihren Einfluss auf die Regierung sollte Brüssel darüber
hinaus nutzen, um Druck auszuüben. Nur wenn in der Ukraine
pro-russische und pro-westliche Kräfte gleichberechtigt sind, gibt es
eine Chance auf Frieden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514938

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Krim-Krise / Putins Schwäche Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - Putins Traum von der Eurasischen Union ist ohne Kiew eine Seifenblase, sein Hegemonialanspruch auf Weißrussland und die zentralasiatische Steppe begrenzt. Was für eine Schmach für den stolzen Kremlherrscher. Manches spricht dafür, dass Putin die Nerven verloren hat: Er hätte abwarten können, bis die Prowestler in Kiew sich selbst entzaubern, wie sie es nach der Orangenen Revolution von 2004 schon einmal getan haben. Stattdessen greift er militärisch nach der Krim - und könnte die Rest-Ukraine für immer verlieren. Immerhin: mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zum Schweizer Volksentscheid Osnabrück (ots) - Ausgeruhter Umgang Die Aufregung war groß, als sich die Mehrheit der Schweizer Anfang Februar per Volksentscheid für eine Begrenzung der Zuwanderung ausgesprochen hat. Die EU-Kommission reagierte zu Recht besorgt auf das Ergebnis. Das Abkommen könnte schließlich drastische Auswirkungen auf den Binnenmarkt haben. Überdeutlich zeigte sich zudem: Das Ja zur Initiative der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) gegen Massenwanderung war gleichzeitig ein Nein an die Globalisierung und die europäische mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Benjamin Netanjahu Osnabrück (ots) - Zeit läuft ab Zuletzt hat sich US-Präsident Barack Obama auffallend aus den Bemühungen um einen Nahost-Frieden herausgehalten. Sein Außenminister John Kerry war es, der zwischen Palästinensern und Israelis hin und her pendelte und versuchte, dem Prozess neues Leben einzuhauchen. Trotzdem gibt es bisher kaum Hoffnung, dass bis zum Ablauf der nächsten Verhandlungsfrist Ende April ein Durchbruch gelingen wird. Zwischen den USA und Israel besteht zwar traditionell ein enger Schulterschluss. Doch derzeit sind Misstöne mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zum Terroranschlag in Kunming Osnabrück (ots) - Pekings Terrorproblem Selbstverständlich ist es ein Terroranschlag, wenn ohne jede Vorwarnung gezielt Zivilisten niedergemetzelt werden wie nun bei dem Blutbad in der chinesischen Stadt Kunming. Dass sich Peking über westliche Regierungen beschwert, die in ihren Reaktionen den Begriff "Terror" vermieden, ist nachvollziehbar. Zumal dieselben Regierungen ansonsten nicht eben sparsam mit diesem Wort umgehen, sofern es um ihre eigenen Interessen geht. Daran wird die chinesische Führung den Westen erinnern, sollte mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zur Krise um Ukraine und Krim Osnabrück (ots) - Russland nicht das Reich des Bösen Russland ist das Reich des Bösen? In der Krise um Ukraine und Krim gibt es im Westen gegenwärtig kaum andere Stimmen. Die Empörung ist aber erstens nicht gerechtfertigt und zweitens Teil eines Mechanismus, der dann wirklich böse enden kann. Die westliche Diplomatie hat im Vorfeld versagt. Es misslang ihr nicht nur, die Lage im Dialog mit Russland im Zaum zu halten, sie fachte sie durch ihre Haltung an. Wenn nicht blind vor Euphorie, so riskierte der Westen in den aufgeregten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht