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WAZ: Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Kommentar von Frank Preuß

Geschrieben am 12-02-2014

Essen (ots) - Dreieinhalb Jahre hat es gedauert bis zu dieser
Anklageschrift. Dreieinhalb Jahre, in denen nicht nur Opfer und
Hinterbliebene der Loveparade-Katastrophe immer wieder gefragt haben:
Warum geht es nicht schneller? Die Wunden sind tief und werden nicht
verheilen. Aber um je so etwas ähnliches wie Frieden zu finden, war
die Hoffnung stets groß, dass die Verantwortlichen möglichst bald zur
Rechenschaft gezogen würden. Die Juristerei aber ist Ergebnis einer
kühlen Recherche, die sich weder Druck noch Stimmungen unterwerfen
darf und bei der die Gründlichkeit Vorrang hat. Eine Gründlichkeit,
auf die mögliche Angeklagte das gleiche Recht haben wie die Opfer.
Der Prozess um die Duisburger Tragödie wird das menschliche
Gerechtigkeitsgefühl einer harten Prüfung aussetzen. Dazu reicht der
Blick auf die, die angeklagt werden und besonders auf die, die nicht
angeklagt werden. Wie kann es sein, dass der damalige
Oberbürgermeister nur als Zeuge vorgeladen wird, wie ist es möglich,
dass auch der Veranstalter nicht auf der Anklagebank Platz nehmen
muss? Lässt man die Großen laufen und schnappt sich nur die Kleinen?
Es mag schwer zu ertragen sein, aber Recht kann unsere Sehnsucht nach
Gerechtigkeit nicht immer befriedigen. Staatsanwälte können
moralische Schuld geißeln, sie aber nicht zum Inhalt einer Anklage
machen. Was Adolf Sauerland anbetrifft, so haben die Duisburger
getan, was sie tun konnten: ihn aus dem Amt gejagt. Angeklagt werden
die, bei denen Staatsanwälte davon ausgehen, dass sich ihre Schuld im
juristischen Sinne nachweisen lässt. Im Fall des Loveparade-Dramas
offenbart sich die Tragik dieser Logik. Der Wunsch ganz oben, etwas
unbedingt möglich zu machen, ist groß - wer auf den unteren Ebenen
wehrt sich oder hält etwaigen Widerstand mit Blick auf die
persönlichen Konsequenzen durch? Nach dreieinhalb Jahren nähern wir
uns nun einem Prozess. Das ist gut. Aber vor Enttäuschungen, wenn
eines Tages die Urteile gesprochen werden, sind wir damit nicht
sicher.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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