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Schwäbische Zeitung: Kommentar: Mehr Herz zum Verstand

Geschrieben am 05-12-2013

Ravensburg (ots) - Kriegsflüchtlinge, Armutsflüchtlinge, politisch
Verfolgte: Aus unterschiedlichen, aber subjektiv immer guten Gründen
suchen Menschen Zuflucht im reichen, freien, sicheren Teil Europas.
Dass Deutschland zu den attraktivsten Zielen zählt, liegt auf der
Hand. Wen kann, wen soll, wen muss man aufnehmen? Wann ist das
ominöse Boot voll? Provozierender Gedanke: Wäre dieser Papst
Franziskus in Personalunion deutscher Innenminister, so ginge es
nicht um 5000 syrische Flüchtlinge oder um 20 000, sondern um
Hunderttausende. Franziskus würde die Weiterreise der gestrandeten
Afrikaner von Lampedusa nach Berlin und München organisieren, und wer
in Rumänien oder in Bulgarien Not leidet, wäre ebenfalls willkommen.
Mit der Begründung hätte Franziskus keine Probleme: Hier gibt es so
viel Sattheit und Reichtum, dass Teilen kein Problem sein kann.

Leider kann sich aber auch kein Papst eine gerechte Welt
schnitzen. Auch keine ideale Gesellschaft. Und - das ist gar nicht
zynisch gemeint - eine von purem Idealismus gespeiste Politik wäre
zum Scheitern verurteilt. Sie muss auch pragmatisch sein, von Herz
und Verstand gesteuert. Konkret heißt das: Es können nicht alle, die
kommen wollen, aufgenommen werden, weil die Gesellschaft dann
rebellieren würde. Es sollten aber die Menschen willkommen sein, die
ihr nacktes Leben retten konnten, und denen zu Hause Tod und
Verfolgung droht. Im Moment sind das insbesondere die vom Bürgerkrieg
gequälten syrischen Flüchtlinge. Eine Armutszuwanderung aus Rumänien
oder Bulgarien lässt sich dagegen kaum vermitteln.

Die Politiker werden entscheiden, wie viele syrische Flüchtlinge
dieser Gesellschaft zumutbar sind. Aber eigentlich sollte die Frage
von der Gesellschaft selber beantwortet werden. Kirchen,
Gewerkschaften, Verbände, Vereine haben die Aufgabe, ein Klima zu
schaffen, das einen sowohl vernünftigen wie humanitären Umgang mit
der Zuwanderungsfrage erlaubt. Wenn zum Verstand etwas mehr Herz
käme, würde das den reichen Deutschen gut anstehen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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