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Europäischer Aufbruch bei der Bekämpfung des Klimawandels gefordert

Geschrieben am 15-11-2013

Berlin (ots) -

Dahrendorf Symposium legt fünf Kernempfehlungen vor

Die katastrophalen Auswirkungen des Taifun Haiyan unterstreichen
die Dringlichkeit der Fragen, die in diesen Tagen auf dem
UN-Klimagipfel in Warschau verhandelt werden. Dies zeigte sich auch
beim diesjährigen Dahrendorf Symposium, das heute in Berlin zu Ende
geht. Hier befassten sich Wissenschaftler, Politiker und Fachleute
nicht nur mit dem Klimawandel als Umweltproblem, sondern auch mit
seiner entwicklungspolitischen, ökonomischen, sozialen und
rechtlichen Dimension. Europa als wichtiger Akteur im weltweiten
Kampf gegen den Klimawandel muss neue Lösungsvorschläge anbieten. Die
fünf wissenschaftlichen Arbeitsgruppen des Dahrendorf Symposiums
geben folgende zentrale Empfehlungen zu einem gemeinschaftlichen
Vorgehen Europas:

1. Europa muss bei den Klimaverhandlungen mit einer Stimme
sprechen

"Derzeit gibt es ein ganzes Bündel von europäischen Ansätzen. Die
internationalen Verhandlungen werden daher von unterschiedlichen
nationalen als auch Gruppeninteressen bestimmt. Europa läuft dadurch
Gefahr, seinen Einfluss gänzlich einzubüßen. Wir empfehlen den
Regierungen der EU-Mitgliedstaaten einen Kurswechsel. Die
vorherrschende kurzsichtige Politik unkoordinierter Strategien und
Politikwechsel muss zugunsten eines gemeinsamen Ansatzes aufgegeben
werden." - Helmut K. Anheier, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe
'Europe and the World', Dekan und Professor der Soziologie, Hertie
School of Governance, und Arne Westad, Co-Vorsitzender der
Arbeitsgruppe, Direktor von LSE IDEAS, Professor für Internationale
Geschichte, LSE.

2. Eine gemeinsame Vision für den europäischen Energiesektor der
Zukunft ist essentiell

"Die Modernisierung des Energiesektors in Europa wird durch die
fehlende Verzahnung von lokaler, nationaler und supranationaler Ebene
gebremst. Vor allem der Ausbau der Netze braucht eine koordinierte
Steuerung und Aufsicht. Hinderlich ist auch, dass in der
Energieeffizienz-Debatte ein künstlicher Widerspruch zwischen der
Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Ausstieg aus der
Kohle aufgebaut wird. Eine offene Kommunikation zwischen allen
europäischen Partnern und die Bereitschaft, von positiven Beispielen
zu lernen, sind Voraussetzungen für die Entwicklung einer gemeinsamen
Vision." - Claudia Kemfert, Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe
'Governance and Policy Aspects of Climate Change', Professorin,
Hertie School, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt, DIW
Berlin, und Karsten Neuhoff, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe,
Professor, TU Berlin, Leiter der Abteilung Klimapolitik, DIW Berlin.

3. Klimagerechtigkeit muss ins Zentrum internationaler
Überlegungen rücken

"Wir können die Klimakrise nicht bewältigen, ohne die Auswirkungen
zu bedenken, die unsere Handlungen für die Schwächsten dieser Erde
sowie für zukünftige Generationen haben. Europa muss Verantwortung
dafür übernehmen, eine gerechte Antwort auf die Klimakrise zu finden,
die über die Frage der gerechten Verteilung von Nutzen und Lasten
hinausgeht. Lokale Gemeinschaften müssen darin gefördert werden,
ihren eigenen Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu gehen und
ihre spezifischen Klimarisiken selbst zu bewältigen.
Klimagerechtigkeit erfordert auch einen Paradigmenwechsel
hinsichtlich grundlegender Rechtsgrundsätze und die Anerkennung einer
verbindlichen Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen." -
Conor Gearty, Vorsitzender der Arbeitsgruppe 'Social Legal Aspects of
Climate Change' und Direktor des Institute of Public Affairs der LSE
sowie Professor of Human Rights Law an der juristischen Fakultät der
LSE.

4. Es müssen effektive Ziele für die Zeit nach "Europe 2020"
gesetzt und das europäische Emissionshandelssystem reformiert werden

"Die Europäische Union muss sich einseitig verpflichten, den
Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zum Jahr
1990 um 40 Prozent zu reduzieren sowie Zielvorgaben für die
Decarbonisierung des Energiesektors bis 2030 definieren, wobei die
Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten zu berücksichtigen sind.
Wir schlagen zudem eine Reform des EU Emissionshandelssystem (EU ETS)
in folgender Weise vor: Mittels eines transparenten preisbasierten
Mechanismus werden dem System automatisch Emissionsschutzrechte
zugeführt oder entzogen. Der Preis, der diesen Mechanismus auslöst,
ist nicht in absoluten Zahlen zu beziffern, sondern entspricht einem
Preistrend innerhalb eines definierten Zeitraums. Mithilfe dieses
Mechanismus innerhalb eines regulierten Systems könnten Unternehmen
das Volumen der automatisch ins System eingespeisten oder daraus
abgezogenen Emissionsrechte einschätzen und auf dieser Grundlage
Emissionsrechte kaufen und verkaufen. Dadurch entfällt die
Notwendigkeit, das Volumen von Emissionsrechten zu erhöhen oder
abzusenken, der Interventionsbedarf würde minimiert."- Luca Taschini,
Vorsitzender der Arbeitsgruppe 'Economics and Climate Change' und
Research Fellow am LSE Grantham Research Institute.

5. Die Staaten Südeuropas sollten eine Schlüsselrolle bei der
Bekämpfung des Klimawandels spielen

"Wir sehen ein beträchtliches Potenzial in der Kombination von
Investitionen in Energie-Infrastruktur mit einem Wachstumsplan für
die südeuropäischen Länder, deren Wirtschaft unter der Finanzkrise
besonders gelitten hat und leidet. Es gilt, öffentliche
Investitionsprogramme für diese Mitgliedstaaten zu etablieren. Ein
solches Programm würde nicht nur Wachstumsimpulse geben, sondern auch
die europäische Solidarität stärken: Bei der Bekämpfung des
Klimawandels geht es vielmehr um den gemeinsamen Nutzen als um die
Umverteilung der Lasten." - Felix Creutzig, Vorsitzender der
Arbeitsgruppe 'Infrastructure and Climate Change' und Projektleiter
der Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change
(MCC).

Zu den Referenten des Dahrendorf Symposiums 2013 zum Thema
Klimawandel gehörten die EU-Kommissare Connie Hedegaard und Günther
Oettinger, die Politiker Cem Özdemir und Norbert Röttgen, Lord
William Wallace of Saltaire, Mitglied im Britischen Oberhaus, sowie
Ottmar Edenhofer, Direktor des MCC sowie stellvertretender Direktor
und Chefökonom des PIK, und Ernst-Ulrich von Weizsäcker, Co-Chair des
International Resource Panels des UNEP.

Weitere Informationen zu den Empfehlungen und geplanten
Publikationen finden Sie auf der Website des Dahrendorf Symposiums:
www.dahrendorf-symposium.eu. Twitter: @dahrendorf_sym / #dsym2013
Pressefotos können Sie bei uns anfordern.

Das Dahrendorf Symposium ist eine Initiative der Hertie School of
Governance, der London School of Economics and Political Science und
der Stiftung Mercator. Ziel ist es, im Geiste Lord Ralf Dahrendorfs
etablierte Denk- und Argumentationsweisen zur Zukunft Europas zu
hinterfragen und der europäischen Debatte neue Impulse zu geben.



Pressekontakt:
Regine Kreitz, Head of Communications, Hertie School of
Governance,Tel.: 030-259 219 113, Fax: 030-259 219 444, E-Mail:
press@dahrendorf-symposium.eu


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