(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Koalitionsverhandlungen

Geschrieben am 07-11-2013

Bielefeld (ots) - Gemeinhin freut sich der Mensch aufs Wochenende,
selbst wenn er Politiker ist. Nicht so an diesem Freitag, und schon
gar nicht, wenn er oder sie ein CDU-Bundestagsmandat hat. Denn dann
muss man sich daheim im eigenen Wahlkreis fragen lassen, was die
Union bisher bei den Koalitionsverhandlungen herausgeholt hat. Was
schafft Wohlstand, statt ihn zu verfrühstücken? Wo wird die eigene
Handschrift erkennbar? Auf den ersten Blick gar nicht, auf den
zweiten werden allenfalls Restbestände von sozialer Marktwirtschaft
deutlich. Fast niemand spricht mehr davon, 2014 ohne neue Schulden
auskommen zu wollen. Allein Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
blieb gestern seinen Mahnungen treu. Die Berechnungen der
Steuerschätzer waren hochwillkommen, denn auf dem Weg der Vernunft
sind dem Kassenwart längst die Verbündeten ausgegangen. Das hohe
Ziel, 2015 mit der Rückzahlung von Krediten zu beginnen, scheint
gänzlich vergessen zu sein. Stattdessen kommt ein milliardenschweres
Projekte zum nächsten: Infrastrukturinvestitionen, superschneller
Datenverkehr, Mindestrente, volle Rente in bestimmten Fällen schon
mit 63 statt 67 und wahrscheinlich Mindestlöhne, die das Jobwunder
beenden. Was gut und teuer ist, wird aufgelistet. Aber nichts davon
kann der gemeine Abgeordnete dem Wahlvolk als wirklich gesichert
zusagen. Denn alles zusammen kostet vier bis fünfmal mehr, als man
sich leisten kann. Das scheinbar unkontrollierte Brainstorming der
Koalitionäre hat sich zu mehr als 50 Milliarden Euro an Belastungen
aufgeschaukelt. Seriös anzunehmen ist aber nur eine freie Spitze von
zehn bis 15 Milliarden Euro. Gut 50 Milliarden - das war ungefähr der
Gesamtwert der Wahlversprechen der SPD vor dem 22. September. Damals
betonten die Sozialdemokraten noch, dass dieses nur mit kräftigen
Steuererhöhungen machbar sei. Heute nicht mehr. Zugleich haben Teile
der Union ihre sozialdemokratische Ader entdeckt und kräftig
draufgesattelt. Auch hier schweigt des Sängers Höflichkeit, wenn die
Frage nach der Finanzierbarkeit aufkommt. Damit entmündigen sich die
Arbeitsgruppen selbst. Wenn am Ende die drei Parteichefs zum
Streichkonzert zusammentreten, musizieren nur noch die wenigsten aus
dem großen Orchester der Koalitionäre mit. Die laufende
Wünsch-Dir-Was-Show hilft niemanden, wenn letztlich doch im kleinen
Kreis gekungelt wird. Vieles läuft zu rund in Berlin. Das ist
verdächtig. Die SPD braucht Vorzeigbares für ihren Bundesparteitag
Ende kommender Woche in Leipzig und vor allem bei der
Mitgliederbefragung. Das Verfahren hebt die nur mit 25,7 Prozent
gewählte Partei zumindest gefühlt auf Augenhöhe mit der Union (41,5
Prozent). Was tun, wenn eine verärgerte Unionsbasis für sich etwas
Vergleichbares fordert, aber zu Weihnachten nichts bekommt?



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

495608

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Leitzinssenkung Bielefeld (ots) - Völlig überraschend hat die Europäische Zentralbank gestern den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Geld wird folglich noch billiger. Die Europäer folgen damit den Vorgaben aus den USA. Auch dort verharrt der Leitzins auf historischem Tief. Für die Sparer in Deutschland ist die Entscheidung der Währungshüter ein Schlag ins Gesicht. Denn der jahrelange Niedrigzins frisst Sparguthaben, macht die risikolose Altersvorsorge - die der Staat von uns Bürgern als Schutz vor Altersarmut verlangt - nahezu mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Arafat Halle (ots) - Arafat, von dem die Legende geht, er habe jahrzehntelang aus Angst vor Anschlägen nie öfter als eine Nacht im gleichen Bett geschlafen, hatte am Ende seines Lebens mehr Feinde als Freunde. Der Kreis von Tatverdächtigen umfasst gleichermaßen Israelis wie Palästinenser. Und vielleicht auch unbekannte Dritte. Wem aber nützte Arafats Tod? Den Israelis, die sich auf diese Weise ihres größten Feindes entledigt, ihn aber zum Märtyrer gemacht hätten? Der radikalen Hamas, die die Palästinenser immer wieder in Bruderkriege mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Leitzins Halle (ots) - Von einer "Enteignung der Sparer" wird gesprochen und über "finanzielle Repression" geschimpft. Beides ist Unsinn. Sicher, den Geldanlegern entgehen Zinseinnahmen. Doch wenn der Zins zu hoch ist und die Konjunktur nicht läuft, dann gibt es niemanden, der den Sparern ihre Zinsen erwirtschaftet. Finanzanleger können nicht sichere, attraktive Renditen erwarten, wenn die Realwirtschaft, die diese Renditen verdienen muss, am Boden liegt. Und von "finanzieller Repression" zu sprechen, ist ebenfalls schräg. Niemand ist gezwungen, mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Währungshüter verschärfen den Krisenmodus = von Annette Ludwig Düsseldorf (ots) - Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hatte versprochen, die Zinsen im Euro-Raum noch für einen längeren Zeitraum niedrig zu halten. Dass er sie aber nochmals senken würde, hatten die meisten nicht erwartet. Der überraschende Schritt gestern zeigt: Die Krise in Europa ist noch längst nicht ausgestanden, auch wenn es viele Politiker gerne glauben wollen. Zwar war es zuletzt eher ruhig um die Krisenländer Griechenland, Spanien, Portugal und Italien geworden - und es hatte sogar einige positive mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Spardebatte in Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Hat die von den massiven Protesten im Sommer erschreckte Landesregierung mit Lippenbekenntnissen nur auf Zeit gespielt? Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)hat zwar etwa versprochen, dass die Uniklinik Halle bleibt. Von "in der jetzigen Form" war keine Rede. Tatsache ist: Die entscheidende Phase der Sparverhandlungen findet nun nach der Bundestagswahl statt. Und im nasskalten November fallen Proteste auf Marktplätzen und der Druck auf die Regierung schmaler aus. Wenn doch drastisch gekürzt wird, kann man keinen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht