(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Sparen an der falschen Stelle - Leitartikel von Christine Richter zu den Plänen von Berlins Finanzsenator, die Förderung des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg drastisch zu kürz

Geschrieben am 22-08-2013

Berlin (ots) - Berlins Finanzsenator ist immer für eine
Überraschung gut. Leider nicht nur für die schönen. Diesmal hat es
Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) auf den Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg (VBB) abgesehen. Nußbaum will die finanziellen
Zuweisungen in den nächsten Jahren deutlich reduzieren, im kommenden
Jahr um rund zwölf Prozent, 2015 sogar um 30 Prozent. Und weil der
zweite Träger des VBB, das Land Brandenburg, dann automatisch auch
seine Mittel kürzen muss, bedeutet dies nur eins: das Aus für den
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Eine wahrlich böse Überraschung -
für den VBB und seinen Geschäftsführer Hans-Werner Franz, aber auch
für alle Fahrkunden in der Region.

Der Verkehrsverbund ist nämlich wichtig für die rund 1,3
Milliarden Fahrgäste pro Jahr. Er kümmert sich nicht nur um
Kundenanfragen und erteilt Auskunft über die günstigsten
Fahrverbindungen, er garantiert auch eine klare Verkehrsstruktur mit
einheitlichen Tarifen. Der VBB, 1996 gegründet, organisiert außerdem
die Ausschreibungen und hat den Ländern Berlin und Brandenburg schon
eine Menge Geld gespart. Und schließlich untersucht der VBB
kontinuierlich die Qualität des Verkehrsangebotes - und ist damit ein
sehr guter Interessenvertreter der Kunden. All dies Aufgaben, die
unerlässlich sind - und die, sollte es den VBB nicht mehr geben, ein
anderer übernehmen müsste.

Deshalb fragt sich mancher im Senat, im Abgeordnetenhaus und erst
recht in der brandenburgischen Regierung - die von Nußbaums Plänen
völlig überrascht wurden -, was das nun wieder soll. Will Nußbaum,
der Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist
und mit BVG-Chefin Sigrid Nikutta sehr gut kann, die BVG stärken,
indem er den VBB zur Aufgabe zwingt? Möchte er sich an
VBB-Geschäftsführer Franz rächen, der stets offene und klare Worte
zur Qualität im Nahverkehr oder auch zu den Fehlern im Senat bei der
S-Bahn-Ausschreibung gefunden hat? Oder will Nußbaum einmal mehr den
Berliner Verkehrssenator Michael Müller (SPD) ärgern, mit dem er so
gar nicht kann und über nahezu jedes Thema, das die beiden Senatoren
betrifft, streitet? Müller jedenfalls hat den finanziellen Kürzungen
beim VBB im Senat, als dieser den Haushaltsplan für die kommenden
zwei Jahre beschlossen hat, nicht widersprochen.

Die Abgeordneten sollten Nußbaums Spiel nicht mitmachen, sondern
den VBB angemessen ausstatten - so wie Brandenburg und die Landkreise
es wollen. Es geht auch nicht um Milliarden, sondern um 2,5 Millionen
Euro, die das Land Berlin pro Jahr an den VBB zahlen muss. Insgesamt
erhält der VBB von seinen Anteilseignern rund 6,3 Millionen Euro im
Jahr - eine geradezu lächerliche Summe im Vergleich zu den 35
Millionen Euro, die das BER-Desaster derzeit jeden Monat kostet.
Andere Länder gründen Verkehrsverbunde, Berlin sollte seinen stärken,
nicht schwächen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

481324

weitere Artikel:
  • WAZ: Die Ohnmacht der Weltgemeinschaft. Kommentar von Christopher Onkelbach Essen (ots) - Grauenhafte Bilder - Sterbende, Tote, zahllose Kinder, wer kann das ertragen? Es ist eine menschenverachtende Szenerie, in der man sich nicht einmal über die zynische Frage wundert, ob die Rebellen das Massaker selbst veranstaltet haben, um die Weltöffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen? Mindestens ebenso wahrscheinlich ist die Version, dass der syrische Despot sein Volk vergasen lässt, um jener Weltgemeinschaft ihre Ohnmacht vor Augen zu führen. Und zwar dann, wenn deren Vertreter genau hinsehen. Die Drohgebärden mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zum NSU-Prozess - Nicht nur auf die Polizei schauen Ravensburg (ots) - Opferanwalt Mehmet Daimagüler ist enttäuscht. Bei der Themenliste, was die Deutschen so beschäftige, stehe das Wetter ganz oben, auch über die NSA redeten noch viele, aber das Thema NSU tauche nicht auf. Er hat recht. Das beispiellose Versagen der Sicherheitsbehörden bei zehn Morden quer durch die Republik interessiert nicht wirklich viele. Die Empörung folgt immer dem gleichen Muster. Geschieht irgendwo eine schwere fremdenfeindliche Straftat, ist das Entsetzen groß, vor allem, wenn noch Kinder betroffen sind. mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zur geplanten Behördenreform - Schmutzige Arbeit delegieren Ravensburg (ots) - Eins hat sich in zweieinhalb Jahren Grün-Rot deutlich gezeigt: Die Landesregierung tut sich angesichts zahlreicher Reformpläne schwer mit dem Sparen. Insofern ist es ein attraktives Angebot der Landkreise, die schmutzige Arbeit des Stellenabbaus und der Gehaltskürzungen zu übernehmen. Das Land spart, die Landkreise sind die Bösen - und das auch noch freiwillig. Doch aufgrund eines aktuellen Haushaltsdefizits von 1,8 Milliarden Euro kann es sich Grün-Rot kaum leisten, irgendeinen Einsparvorschlag ungeprüft abzulehnen. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Der NSU-Ausschuss hat seinen Abschlussbericht vorgelegt Cottbus (ots) - Auch wenn der NSU-Untersuchungsausschuss gestern nach eineinhalb Jahren einen beeindruckenden Abschlussbericht vorgelegt hat, heißt das nicht, dass die Arbeit nun eingestellt werden kann. Das Gegenteil ist der Fall. So einzigartig die Mordserie und die Vielzahl der damit verbundenen Pannen aufseiten der Ermittlungsbehörden auch gewesen sind, so allgegenwärtig ist die rechte Gewalt in Deutschland. 2012 gab es laut Bundesinnenministerium 17600 politisch rechts motivierte Straftaten bundesweit, fast 50 am mehr...

  • Rheinische Post: Risiko Sucht = Von Reinhard Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Die Untersuchung der AOK zum Suchtverhalten der Deutschen beinhaltet zwei gute Nachrichten: Junge Leute trinken weniger Alkohol als oft vermutet. Und: Es sind eher wenige Frauen, die täglich ein Glas Wein oder Bier trinken. Trotzdem hat die Studie einige ernüchternde Ergebnisse: Wenn in einem Jahr allein bei den 11 Millionen AOK-Mitgliedern 2,4 Millionen Arbeitstage direkt wegen Suchtproblemen ausfallen, dann deutet dies auf Hunderttausende schwierige Schicksale hin: Denn es gehört einiges dazu, bis ein Arzt einen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht