(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Angela Merkel und die NSA-Affäre - Die Kanzlerin blickt nach vorn Ein Kommentar von Werner Kolhoff

Geschrieben am 19-07-2013

Düsseldorf (ots) - Peer Steinbrück hat Angela Merkel aufgefordert,
die Späh-Affäre zu ihrem persönlichen "Irak" zu machen, sich wie ihr
Vorgänger Gerhard Schröder offen und standhaft gegen den
amerikanischen Partner zu stellen. Gestern hat die Kanzlerin in der
ihr eigenen Hase-und-Igel-Art reagiert: Ich bin schon da. Sie
zitierte wie zum Hohn Schröders Satz, dass nicht das Recht des
Stärkeren gelte, sondern die Stärke des Rechts. Freundlich im Ton hat
Merkel den USA nicht einen Krieg verweigert, sondern eine Art Krieg
erklärt. Erstens die Durchsetzung von deutschem und europäischem
Recht für alles, was auf deutschem und europäischem Boden
stattfindet. Und zweitens: Die Formulierung einer industriellen
europäischen Internetstrategie.

Würde beides realisiert, wäre das eine weit in die Zukunft
reichende Antwort auf die Schnüffelei der NSA. Und sie wäre besser
als der Blick zurück, der unter dem Stichwort "Aufklärung" gemacht
wird. Denn dann hätte das Ausspionieren auch der Industrie und der
Politik in Europa den USA keinen Vorteil gebracht, sondern
gegenteilige Effekte ausgelöst: Die langfristige Abschottung der
europäischen Datenströme und mehr noch, die Herausbildung einer
eigenen europäischen IT-Industrie.

Und in der Tat: Warum nur Google, Facebook, Apple, Twitter, Intel,
Microsoft, Youtube und Co., die mit dem Geheimdienst alle so
bereitwillig kooperieren, warum nicht eine eigene IT-Industrie, die
europäischen Rechtsstandards unterliegt? Zumal nicht nur der laxe
Umgang der US-Anbieter mit Daten den hiesigen Ansprüchen
widerspricht, sondern auch ihre ständige kulturelle Zensur.

Freilich - nur mit Ankündigungen der Kanzlerin können sich die
besorgten Wähler auch nicht abspeisen lassen. Schröder hat bei Irak
tatsächlich nein gesagt, Merkel aber bei ihrem
Acht-Punkte-Internetprogramm noch gar nichts erreicht. So wie nicht
ausgemacht ist, dass bessere Datenschutzabkommen mit den USA
gelingen, so ist fraglich, ob man überhaupt eine eigene europäische
Internet-Industrie aufbauen kann. Der Ankündigung muss also eine
konkrete politische Praxis folgen; der nächste EU-Gipfel schon könnte
sich damit beschäftigen. Merkel sollte dafür sorgen, dass er es tut,
falls sie ernst genommen werden will.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz-newsline.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

475897

weitere Artikel:
  • Berliner Zeitung: Kommentar zum Drohnenskandal des Verteidigungsministers Berlin (ots) - Dieses trickreiche Lavieren ist gerade das Gegenteil von jener Glaubwürdigkeit und Geradlinigkeit, die den CDU-Politiker de Maizière einst auszeichneten. Würde er diesen Prinzipien noch folgen, gäbe es nur eine Möglichkeit für einen Konservativen vom Schlage Thomas de Maizières: Rücktritt. Pressekontakt: Berliner Zeitung Redaktion Telefon: +49 (0)30 23 27-61 00 Fax: +49 (0)30 23 27-55 33 bln.blz-cvd@berliner-zeitung.de mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Klaus Töpfer kritisiert "Diktat der Kurzfristigkeit" - Interview Ravensburg (ots) - Liebe Kollegen, Die Schwäbische Zeitung (Ravensburg) veröffentlicht am Samstag, 20. Juli 2012, folgende Information: frei zur Veröffentlichung bei Quellennennung bei Rückfragen: 0751/2955 - 1510 (Herr Plate) Klaus Töpfer kritisiert "Diktat der Kurzfristigkeit" Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat ein radikales Umsteuern in der Wirtschafts- und Umweltpolitik gefordert. Im Gespräch mit der in Ravensburg erscheinenden Schwäbischen Zeitung (Samstagsausgabe) sagte mehr...

  • DER STANDARD-Kommentar "Der braune Bodensatz" von Alexandra Föderl-Schmid "Auch in diesem Wahlkampf wird auf antisemitische, rassistische Slogans gesetzt" - Ausgabe 20.7.2013 wien (ots) - Der Wahlkampf dümpelt in der sommerlichen Hitze vor sich hin. Zehn Wochen vor der Nationalratswahl Ende September war man versucht zu glauben, es könnte diesmal eine politische Auseinandersetzung in Österreich stattfinden, die ohne Griff in die unterste Schublade auskommt: in der keine ausländerfeindlichen oder antisemitischen Sprüche zum Stimmenfang verwendet werden. Der Chef der Freiheitlichen, Heinz-Christian Strache, mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur »Prism«-Affäre Bielefeld (ots) - »Ich weiß, dass ich nicht weiß« - übrigens ohne 's' hinter dem 'nicht' - lautet einer der zentralsten Sätze der klassischen Philosophie. Was Sokrates seit knapp 2500 Jahren der Menschheit zur Bedenken aufgibt, gilt nicht - und nichts - im politischen Berlin des Jahres 2013. Angela Merkel musste sich am Freitag bohrenden Fragen zur »Prism«-Affäre stellen. Nichtwissen wurde ihr dabei nicht zugebilligt. Welchen Kenntnisstand hat sie über die massenhafte Ausforschung vertraulicher Kommunikation? Gerne hätten die Journalisten mehr...

  • Rheinische Post: Warnung aus Detroit = Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Detroit, einst die reichste Stadt der USA und bis heute ein wichtiges Industrie-Zentrum, ist pleite. Es ist nicht der erste Bankrott einer US-Kommune, aber in dieser Größenordnung - es geht um einen Schuldenberg von 18,5 Milliarden Dollar - darf man wohl von einem historischen Ereignis sprechen. In Detroit kam alles zusammen: jahrzehntelanges Missmanagement, der Verfall der einst blühenden Metallindustrie und dann die Finanzkrise, die der Stadt den Todesstoß versetzte. Die Verhältnisse sind zwar nur bedingt vergleichbar mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht