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Lausitzer Rundschau: Gipfel der Erwartungen Zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Geschrieben am 03-07-2013

Cottbus (ots) - Die Kameras hatten Mühe, alle EU-Spitzenvertreter
gleichzeitig einzufangen, die sich da am Mittwoch im Kanzleramt
versammelten. Schließlich wollte jeder mit aufs Bild. Bislang dienten
solche Massen-Gipfel der Euro- und der Bankenrettung. Dass die extrem
hohe Jugendarbeitslosigkeit nun Europas Staatenlenker auf Trab
bringt, ist eine neue politische Erfahrung. Sie hätten sich schon
viel früher darum kümmern müssen. Wenn die Jugend die Zukunft eines
Landes ist, dann ist es um weite Teile des alten Kontinents denkbar
schlecht bestellt. EU-weit suchen 5,6 Millionen junge Leute einen
Job. Dabei gilt: Der Abbau der Jugendarbeitslosigkeit ist zunächst
einmal Sache jedes einzelnen EU-Mitglieds. In Südeuropa kommen junge
Leute auch deshalb kaum zum Zug, weil die Arbeitsmarktstrukturen
völlig verkrustet sind. Wer einen Job hat, ist oft unkündbar, wer
nicht, muss sich mit Gelegenheitsarbeit durchbringen oder bleibt
völlig auf staatliche Hilfe angewiesen. Das heißt nicht, Spanien,
Portugal oder Griechenland bei den dringend erforderlichen
Strukturreformen allein zu lassen. Vielmehr geht es um flankierende
Maßnahmen, für die das Spitzentreffen in Berlin immerhin einige
brauchbare Ansätze geliefert hat. Zunächst einmal ist es notwendig,
die noch funktionierenden Unternehmen in den europäischen
Krisenregionen zu stärken. Häufig können sie nicht investieren, weil
heimische Banken keine Kredite gewähren. Zum anderen muss die
Berufsausbildung neu organisiert werden. Die in Deutschland übliche
Kombination aus schulischer Theorie und betrieblicher Erfahrung
ermöglicht nicht nur eine umfassende Qualifizierung für junge Leute.
Das System der dualen Ausbildung ist auch für die Betriebe
passgenauer als die Berufsschule pur. Gerade eine solche Reform
bemisst sich allerdings nicht in Wochen, sondern in Jahren. Deshalb
macht es auch Sinn, wenn junge Arbeitslose aus Krisenstaaten zunächst
dort ihr Glück versuchen, wo Personal dringend gesucht wird
. Die Befürchtung, dass sämtliche jungen Talente dann auf alle Zeit
für ihre Heimatländer verloren sind, ist nur bedingt stichhaltig.
Nach der deutschen Wiedervereinigung lagen die neuen Bundesländer
wirtschaftlich brach und viele junge Ostdeutsche zog es gen Westen.
Inzwischen gibt es aber wieder einen gegenläufigen Trend. Allerdings
nur dort, wo eine Arbeitsperspektive für die Rückkehrer vorhanden
ist. So könnte sich der Kreis auch für heutige Krisenländer in Europa
langfristig schließen. Zweifellos ist das ein schmerzliches Szenario.
Doch Lamentieren hilft nicht weiter. Mit ihrem Gipfeltreffen in
Berlin haben die Staats- und Regierungschefs hohe Erwartungen
geweckt. Man darf gespannt sein, ob sie sich auch im Herbst noch alle
ins Bild drängen, wenn eine erste Bilanz über die Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit ansteht.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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