(Registrieren)

Westfalenpost: Gefährliche Spaltung Von Harald Ries

Geschrieben am 16-06-2013

Hagen (ots) - Krieg, wie Claudia Roth meint? Sicher nicht. Aber
die Türkei steckt in einer dramatischen Krise. Von der Entspannung,
auf die man noch Ende vergangener Woche hoffen durfte, ist nichts
übrig. Der rücksichtslose Einsatz gegen das Protestlager im Gezi-Park
hat die Konfrontation auf eine neue, gefährliche Stufe gehoben. Weiß
die Regierung, was sie riskiert? Gar so lange liegen
bürgerkriegsähnliche Zusände und eine Serie von Militärputschen noch
nicht zurück.

Vermutlich vertritt Erdogan die Mehrheit der Volkes: konservativ,
religiös, patriarchalisch orientiert. Vermutlich sind die gebildeten,
westlich orientierten Städter, die jetzt auf die Straße gehen, in der
Minderheit. Das wäre kein Drama, so lange jede Gruppe nach ihren
Vorstellungen leben kann. Doch dieses Recht sieht die Opposition
bedroht - von schleichender Islamisierung und autokratischen
Tendenzen. Wer friedlichen Protest als Terrorismus bezeichnet und von
ausländischer Verschwörung faselt, offenbart den Verlust der
Maßstäbe, erweist sich als dialog- und damit demokratieunfähig.

Wenn Erdogan den Konflikt weiter anheizt, gefährdet er auch die
wirtschaftliche Zukunft seines Landes. Die Türkei braucht die jungen
Intellektuellen. Die werden sich von Polizeigewalt nicht dauerhaft
einschüchtern lassen. Dazu war der Modernitätsschub während Erdogans
Regierungszeit zu groß.

Dahinter kommt der Ministerpräsident nicht mehr zurück. Das
scheint er nicht wahrhaben zu wollen und treibt die türkische
Gesellschaft in eine fatale Spaltung. Passen also Islam und
Demokratie einfach nicht zusammen? Die Türkei war auf dem Weg, dieses
Vorurteil zu widerlegen und zum Vorbild für die muslimische Welt zu
werden. Erdogan bestätigt nun die primitive Weltsicht der
Islam-Gegner.



Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

469881

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Gute Wahl im Iran Düsseldorf (ots) - Von Klaus Peter Kühn Im Prinzip könnte es den Iranern fast egal sein, wer ihr Präsident ist. Denn in allen entscheidenden Fragen hat der Oberste Geistliche Führer Ali Chamenei das letzte Wort. Doch die verlorenen acht Jahre, in denen ein Präsident namens Mahmud Ahmadinedschad das Land international isolierte und in Grund und Boden wirtschaftete, haben gezeigt, dass der oberste Mullah eben doch nicht alles steuert. Die Iraner haben sich weder von der vermeintlichen Machtlosigkeit des Amtes noch von den knebelnden mehr...

  • Rheinische Post: Türkei - unversöhnlich Düsseldorf (ots) - Von Thomas Seibert Der politischen Kultur der Türkei fehlen Verständigungsbereitschaft und die Fähigkeit, die Interessen der anderen Seite als legitim anzuerkennen. Kompromisse gelten als Zeichen der Schwäche. Auch im Streit um den Gezi-Park war das so. Die Regierung war nicht bereit, die jüngsten Proteste als Ausdruck einer verbreiteten Unzufriedenheit mit Erdogans Politik zu respektieren und die Situation zu entschärfen. Umgekehrt schaffte es die Protestbewegung nicht, Erdogans Angebot eines vorläufigen Verzichts mehr...

  • Rheinische Post: Steinbrücks Befreiungsschlag Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck Rund 100 Tage vor der Bundestagswahl liegen die Nerven bei der SPD blank. Zu Recht. Die Partei liegt in den Umfragen konstant unter 30 Prozent. Eine satte Mehrheit der Deutschen, darunter auch viele Anhänger der SPD und der Grünen, wünscht sich, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt. Zudem sind die Spitzen-Genossen derart zerstritten, dass selbst die nahende Bundestagswahl nicht ausreicht, um zumindest den Schein der Geschlossenheit nach außen zu wahren. Das ist der größte anzunehmende Unfall mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Türkei Stuttgart (ots) - Erdogans Strategie der eisernen Faust scheint aufzugehen. Die Proteste gehen landesweit - sieht man von Istanbul und Ankara ab - zurück, die Umfragen stützen mehr denn je Erdogans AK-Partei. Nicht wenige in der Türkei erinnern sich daran, dass früher das Militär der letzte Garant des laizistischen Staates gegen politische Allmachtsfantasien war. Daher zeigt das politisch motivierte Niederknüppeln der nicht endenwollenden Proteste auch, wie konsequent Erdogan die Türkei umgekrempelt und seinen islamischen Vorstellungen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Willkommen im Paradies - Zum Wahlparteitag der Linken in Dresden Cottbus (ots) - Das immerhin hat die Linkspartei geschafft: Es herrscht Konsens darüber, sich nicht mehr selbst zerfleischen zu wollen. Zumindest bis auf Weiteres. Wer diese "Errungenschaft" gering schätzt, der sollte sich an den Bundesparteitag in Göttingen vor fast genau einem Jahr erinnern. Damals hatte der offene Hass zwischen westdeutschen Fundamentalisten und ostdeutschen Reformern die Linke beinah in die Spaltung getrieben. Umso deutlicher stand ihr Wahlkonvent am Wochenende im Kontrast zu den aggressiven Kampfhandlungen von mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht