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WAZ: Der Fall Hoeneß fängt jetzt erst an. Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 28-04-2013

Essen (ots) - Noch ist der Fall Hoeneß ein Eisberg. Noch ist das
allermeiste unter Wasser. Noch ist nicht absehbar, ob noch ein großer
Dampfer, der nicht Hoeneß heißt, daran zerschellt. Um den Eisberg
herum steigt einstweilen Nebel auf: Etwa der Versuch, Hoeneß
entlastend und krankheitserfinderisch für börsensüchtig, also
unzurechnungsfähig, also strafunfähig, zu erklären. Angesichts der
tragenden Funktion, die Hoeneß für seinen Fußballverein spielt(e),
ein Anliegen nicht frei von Komik. Weiter der Versuch der
Ruhmesprofiteure aus allen Lagern, in Windeseile den nun nicht mehr
ruhmreichen Hoeneß quasi eigentlich sozusagen nie auch nur getroffen
zu haben und wenn doch, so ganz bestimmt ausschließlich rein
zufällig. Sie wollten mit ihm im Aufzug nach oben fahren, auf seiner
Fahrt nach unten wollen sie ihn nicht mehr begleiten. Edel ist das
nicht, dafür aber auch nicht neu. Fest steht, dass Hoeneß wider
Willen zum Wahlhelfer der Opposition wird. Das Steuerabkommen mit der
Schweiz erscheint im Nachhinein als Versuch von Union und FDP,
wohlhabende Steuerhinterzieher zu schonen, selbst wenn dies anders
gedacht war. Auch der von Schwarz-Gelb zunehmend leidenschaftsloser
verteidigte Grundsatz der Straffreiheit bei Selbstanzeigen von
Steuerhinterziehern gerät in ein schiefes Licht. Bisher zieht der
Gerechtigkeits-Wahlkampf von SPD und Grünen nicht, mit dem Fall Uli
Hoeneß werden die Karten jetzt neu gemischt. Und Hoeneß selbst? Die
kalt-kapitalistische Erfolgs-Firma FC Bayern München wird sich nun
fragen, ob ihr Hoeneß tatsächlich noch mehr nutzt als schadet. Sie
kann gar nicht anders. Dafür werden schon die Vertreter jener
Dax-Unternehmen sorgen, die bei dem Fußballverein im Aufsichtsrat
sitzen. Hoeneß wird seine Funktionen dort bestenfalls ruhen lassen
dürfen. Moralisch ist der Fall Hoeneß irritierend mehrdeutig. Eine
solche Mischung aus sozialer und gieriger Haltung zugleich ist
einmalig und verstörend.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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