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WAZ: Deutschland als Euro-Sündenbock - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 07-04-2013

Essen (ots) - In südeuropäischen Ländern wird Angela Merkel auf
Demonstrationen als Hitlers Erbin beschimpft, in Deutschland tritt
eine konservative Partei an, die die D-Mark zurück will. Was das
miteinander zu tun hat? Die deutsche Kanzlerin, hierzulande bisher
angesehen vor allem wegen ihrer ruhigen Euro-Diplomatie, gerät von
außen wie innen immer stärker unter Druck. Das kann man ihr nicht zum
Vorwurf machen. Es wird eben immer schwieriger, in der Euro- Debatte
Maß und Mitte zu halten. Was wiederum an der Währung und am
Euro-Krisenmanagement liegt. Der Euro führt nicht die Völker
zusammen, sondern spaltet den alten Kontinent und hat Verwerfungen in
der Innenpolitik vieler Länder zur Folge, vielleicht auch in
Deutschland. Es wäre viel zu einfach, diese "Alternative für
Deutschland" als einen Haufen von gestrigen Spinnern abzutun. Das
sind die Euro-Skeptiker um den Parteigründer Bernd Lucke, einen
Volkswirtschaftsprofessor aus Hamburg, gerade nicht. Es sind
Konservative, denen Merkels sozialdemokratisierte Union nicht mehr
genug Heimat bietet, Wirtschaftsliberale und Deutschland-Patrioten,
die den Euro nicht so "alternativlos" finden wie Deutschlands
politische und wirtschaftliche Elite. Natürlich mag es in dieser
Partei Verrückte geben, aber wo gäbe es die nicht? Jedenfalls hat die
Partei das Potenzial, Schwarz-Gelb im Herbst um entscheidende Stimmen
zu bringen. In Italien, Spanien, Griechenland, Zypern und Portugal
machen viele verzweifelte Menschen Deutschland zum Sündenbock. Dabei
ist an ihrer Misere nicht Merkel Schuld - ein Kanzler Steinbrück
könnte es auch nicht viel anders machen als sie -, sondern es sind
deren Politiker und die wirtschaftlichen Eliten. Für ein aufgeblähtes
Bankensystem in Ländern wie Zypern kann ein deutscher Regierungschef
nichts. Ebenso wenig für überhöhte Löhne oder Reiche, die keine
Steuern zahlen. Der Euro ist falsch konstruiert, weil er
Währungsabwertungen nicht erlaubt und nicht verhindert hat, dass
Politiker sich der Währungsdinge bemächtigt haben. Aber weder die von
Südeuropäern geforderte Politik der offenen (deutschen) Geldbörse ist
eine Lösung noch die Rückkehr zur D-Mark. Merkel kann gar nicht
anders, als Kurs zu halten.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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