(Registrieren)

Reporter ohne Grenzen: Merkel muss von Putin freies Internet fordern

Geschrieben am 05-04-2013

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen ruft Bundeskanzlerin Angela
Merkel auf, bei ihrem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir
Putin am Sonntag (7. April) ihre Sorge um die zunehmende Kontrolle
des Internets in Russland zum Ausdruck zu bringen. "Die neuen Regeln,
die angeblich Kinder und Jugendliche schützen sollen, sind so
schwammig formuliert, dass sie leicht gegen Oppositionelle und
kritische Medien benutzt werden können", sagte ROG-Geschäftsführer
Christian Mihr in Berlin. "Es ist hochproblematisch, wenn einige
wenige Beamte darüber entscheiden, welche Seiten sich Nutzer
anschauen dürfen und welche nicht."

Seit November 2012 führt die russische Medienaufsichtsbehörde
Roskomnadsor eine schwarze Liste von Webseiten, die Internetprovider
im Land blockieren müssen (http://zapret-info.gov.ru). Offiziell
dient sie dem Jugendschutz und soll Pornografie und Themen wie
Drogenkonsum oder Selbstmord aus dem Netz fernhalten. Doch schon kurz
nach dem Start fanden sich darauf auch Seiten von Oppositionellen und
angeblichen Extremisten. So sperrte der russische Blog-Anbieter Live
Journal im Februar das Konto von Michael Jakowlew, dem
Oppositionsführer in Russlands siebtgrößter Stadt Omsk
(http://bit.ly/10ecilb). Kurz zuvor hatte der Youtube-Beitreiber
Google vor einem Moskauer Gericht gegen die Sperrung eines angeblich
jugendgefährdenden Videos geklagt (http://bit.ly/YgCk7S).

Mehr als 2000 Seiten finden sich Angaben der russischen
Piratenpartei zufolge inzwischen auf der schwarzen Liste
(http://rublacklist.net). Vor allem Seiten über Homosexualität und
"Extremismus", Glücksspiel und Drogen seien in den vergangenen
Monaten gesperrt worden, so der russische Journalist Andrej Soldatow.
Er hat sich mit seiner Webseite Agentura.ru auf Überwachung und
Geheimdienste spezialisiert und dokumentiert akribisch alle bekannten
Fälle von Internetzensur (http://bit.ly/16wCUnW). Soldatow berichtet
von einem Experiment in der Region Kostroma, wo lokale
Internetprovider ihren Nutzern nur noch Zugang zu einem "gesäuberten"
Internet anböten.

Doch es sind nicht nur strenge Internetgesetze, die die
Pressefreiheit in Russland bedrohen. Im März verabschiedete das
Parlament ein Gesetz, das den Gebrauch von Schimpfwörtern in den
Medien verbietet und dafür bis zu 5000 Euro Strafe vorsieht. Dies
hielt selbst die russische Regierung für so unpräzise, dass sie die
Abgeordneten bat, das Gesetz noch einmal zu überarbeiten. Im November
2012 hatten Abgeordnete der Regierungspartei Einiges Russland
versucht, das umstrittene Agentengesetz von
Nichtregierungsorganisationen auf Medien auszuweiten. Medien, die
über russische Politik berichten und sich zu 50 Prozent aus dem
Ausland finanzieren, müssten sich als ausländische Agenten
registrieren, forderten sie in ihrem Gesetzvorschlag.

Nur wenige Medien wagen in dieser Lage noch offene Kritik an der
Regierung. Zu ihnen gehören der Internet-Sender Doschd TV, die
Boulevard-Zeitung Moskowski Komsomolez, die Zeitung Nowaja Gaseta und
der Radiosender Echo Moskwy. Auf der ROG Rangliste der Pressefreiheit
steht Russland auf Platz 148 von 179 - nur zwei Plätze vor dem Irak.
Nowaja Gaseta-Chefredakteur Dmitri Muratow zeichnete zum 20-jährigen
Jubiläum seiner Zeitung ein entsprechend düsteres Bild: In Russland
habe die Presse ihre grundlegende Aufgabe aufgegeben, die Mächtigen
zu kontrollieren. "Heute kontrollieren die Medien eher die
Bevölkerung", so Muratow (bit.ly/14SyvwE).



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 60 98 95 33-55


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

456330

weitere Artikel:
  • SWR-Reporter Martin Durm zu Gast bei Frank Elstner / Er kehrte mit dem ARD-Reporter, Jörg Armbruster, aus Syrien zurück und erzählt bei "Menschen der Woche" von seinen Erlebnissen Baden-Baden (ots) - Der langjährige ARD-Fernsehkorrespondent, Jörg Armbruster, ist in Aleppo, Syrien, von einem Scharfschützen angeschossen worden und wurde dabei schwer verletzt. Nach einer Notoperation ist der 65-Jährige an die türkische Grenze gebracht worden. Mittlerweile befindet er sich in einem deutschen Krankenhaus. Im gleichen Auto saß sein SWR-Kollege, Hörfunkreporter Martin Durm. Er blieb unverletzt. Martin Durm ist kommenden Samstag, 6. April 2013, bei Frank Elstners SWR-Talkshow "Menschen der Woche", um 21.50 Uhr im SWR mehr...

  • neues deutschland: Zusätzliche Plätze für türkische Beobachter bei NSU-Prozess? Berlin (ots) - Im Konflikt um Presseplätze für türkische Medien beim bevorstehenden NSU-Prozess lenkt das Münchener Oberlandesgericht nun möglicherweise doch ein. Nach Informationen der Tageszeitung "neues deutschland" aus Kreisen des OLG werden momentan Vorbereitungen getroffen, um im Gerichtssaal zusätzliche Sitzplätze zu schaffen. Diese könnten dann Medien und politischen Beobachtern aus der Türkei zugeteilt werden, ohne dass die bisherige Vergabe der Presseplätze angetastet wird. Eine offizielle Bestätigung durch das OLG München mehr...

  • Sahra Wagenknecht: Maulheldendebatte um Steueroasen Berlin (ots) - "Den Kampf gegen Steuerhinterziehung darf man nicht den Maulhelden der Bundesregierung und auch nicht Peer Steinbrück überlassen. Die Bundesregierung macht sich lächerlich, wenn sie noch vor kurzem Schwarzgeld in der Schweiz durch einen Ablasshandel reinwaschen wollte und einen Tag nach der geplatzten Bombe zu den Steueroasen nach dem FBI für Steuerhinterzieher schreit", kommentiert Sahra Wagenknecht die anhaltende Diskussion zu den Offshore-Leaks. Die Erste Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE weiter: mehr...

  • Der Tagesspiegel: Tagesspiegel exklusiv: Bosbach befürchtet Aufwertung der NPD durch Verbotsverfahren Berlin (ots) - Berlin - Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sieht sich durch die jüngsten Probleme der NPD in seiner skeptischen Haltung gegenüber einem NPD-Verbotsverfahren bestätigt. "Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass sich die NPD im Siechtum befindet, erhebliche finanzielle Probleme hat und immer mehr Mitglieder verliert. Es ist zu befürchten, dass sie durch das anstehende Verbotsverfahren wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt", sagte Bosbach dem in Berlin erscheinenden mehr...

  • Europa-Terminvorschau vom 8. bis 14. April 2013 Berlin (ots) - Die EU-Terminvorschau ist ein Service der Vertretungen der EU-Kommission in Deutschland für Journalisten. Sie kündigt vor allem Termine der EU-Kommission, des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union und des Europäischen Gerichtshofes mit besonderer Bedeutung für Deutschland an. Kurzfristige Änderungen sind möglich! Montag, 8. April Hannover: EU-Kommissionsmitglied Antonio Tajani bei Hannover-Messe Antonio Tajani, EU-Kommissionsvizepräsident und Kommissar für Industrie und Unternehmen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht