(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Vergebliche zehn Jahre im Irak - Leitartikel

Geschrieben am 18-03-2013

Ravensburg (ots) - Ein Krieg kann sinnvoll und moralisch
vertretbar sein. Vor zehn Jahren, als US-Panzer durch die
südirakische Wüste auf Bagdad rollten, haben das viele Beobachter
geglaubt. Die Lichtblitze am Nachthimmel über Bagdad schienen wie
Vorboten eines besseren, friedlicheren Irak.

US-Präsident George W. Bush behauptete, es müsse Krieg geben, da
das Terrornetzwerk al-Kaida von Saddam Hussein unterstützt werde.
Dabei war jedem klar, der sich mit der Region beschäftigte, dass die
Kaida den whiskytrinkenden Saddam verachtete. Schwerer zu entkräften
war der Verdacht, Saddam verstecke Massenvernichtungswaffen im
Wüstensand. Aber auch das stimmte nicht.

Und dann waren da jene, die für den Krieg gegen Saddam Hussein und
seine Baath-Partei waren, weil sie den Irak kannten. Sie hatten die
Angst der Bagdader vor der Staatssicherheit gerochen. Menschen, die
einem nur im Freien und allein von ihren Erlebnissen mit dem
Mukhabarat, dem folternden Geheimdienst, erzählten. Viele Irakkenner
haben, als das Saddam-Denkmal auf dem Fardous-Platz gestürzt wurde,
gehofft, die Freude auf den Gesichtern der Bagdader werde lange
währen.

Alle haben sich geirrt. Weit über 100000 Menschen sind in diesem
Krieg ums Leben gekommen, mehr als 4000 US-Soldaten gefallen. In
seiner Hochzeit kostete der Krieg eine Milliarde US-Dollar pro Woche.
Zehn Jahre später ist der Irak, durch den Euphrat und Tigris fließen
und in dem der Turm zu Babel gebaut wurde, kein freies Land. Und der
Nahe Osten wirkt nach dem Sturz des Diktators nicht sicherer als
vorher.

Der größte Irrtum war aber, zu meinen, der Bush-Administration
gehe es um den Irak und die Iraker. Die schlampige Vorbereitung auf
die Zeit nach Saddam Hussein hat ein US-Präsident zu verantworten,
der sich damit rühmte, dass er nicht viel lese und abends gerne früh
zu Bett gehe.

Zehn Jahre später steht die bittere Einsicht: Der Sturz Saddam
Husseins war so sinnvoll, wie der anschließende Krieg sinnlos
scheint.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

453319

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Mütter werden weiter vertröstet - Kommentar Ravensburg (ots) - Was die Union da als Durchbruch feiert, ist in Wirklichkeit ein Armutszeugnis. Es ist nur eine erneute, wenn auch etwas konkretere Absichtserklärung, Mütter mit vor 1992 geborenen Kindern endlich besserzustellen. Nun ist es wirklich alles andere als gerecht, dass Mütter für die Erziehung eines Kindes, das nach 1992 geboren wurde, dreimal soviel erhalten wie für ein Kind, das vor 1992 geboren wurde. Das haben seit dem Jahr 2003 allein drei CDU-Bundesparteitage und acht CDU-Landesparteitage festgestellt - und versprochen, mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Inklusions-Schule Es läuft wenig rund BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Den einen kann es gar nicht schnell genug gehen, anderen wiederum ist das bisherige Tempo schon viel zu schnell. Daraus den Schluss zu ziehen, die Vorbereitungen der Landesregierung für die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention hinsichtlich der Rechte von Menschen mit Behinderungen liefen gut, weil Schulministerin Sylvia Löhrmann derzeit zwischen den Extremen liege, ist falsch. Rund läuft derzeit wenig. Zwar werden immer mehr junge Menschen mit den unterschiedlichsten Handicaps in den Regelunterricht übernommen, mehr...

  • Westfalenpost: Westfalenpost - Kommentar zur Personalsituation in den Polizeidienststellen Hagen (ots) - Der Mensch lebt gerne dort, wo er sich sicher fühlt. Die für die Entwicklung einer Region so wichtigen Fachkräfte und jungen Familien ziehen dort hin, wo ihr subjektives Sicherheitsgefühl befriedigt wird. Binsenweisheiten, die aber im Zuge knapper Haushaltskassen gar nicht mehr so selbstverständlich sind. Und es beunruhigt, wenn sich Polizeibeamte - in diesem Fall vom Bund Deutscher Kriminalbeamter - nachhaltig Sorgen um die Sicherheit der Bevölkerung auf dem Land machen. Weil die heimischen Polizeidienststellen und mehr...

  • Westfalenpost: Westfalenpost - Kommentar zur Beamten-Besoldung Hagen (ots) - Ministerpräsidentin Hannelore Kraft rudert zurück: Im Wahlkampf hatte sie den Beamten versprochen, sie nicht von der Tarifrunde im öffentlichen Dienst abzukoppeln. Jetzt verordnet sie oberen Gehaltsgruppen eine Nulldiät. Die Beamten fühlen sich verraten. Kraft muss sich vorhalten lassen, dass ihre frühere Zusage von Anfang an nicht haltbar war. Mit Blick auf die Schuldenbremse wäre die Landeskasse überfordert, wenn die Tarifanhebung der Angestellten auch auf gut verdienende Beamte übertragen würde. Das Sonderopfer mehr...

  • Weser-Kurier: Zur zyprischen Schuldenkrise schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Der Rettungsplan für die Pleite-Insel Zypern ist ein riskanter Tabubruch: Zum ersten Mal sollen Sparer per Zwangsabgabe zur Sanierung eines Krisenstaates herangezogen werden. Eigentlich sollte es dabei um Gerechtigkeit gehen. Die Insel steht im Ruf, ein Dorado der Schwarzgeldwäsche für reiche Russen zu sein. Und Oligarchen sollte der Steuerzahler in Deutschland und anderswo nicht retten müssen. So entstand die Forderung nach einer Bürgerbeteiligung. Das ist ein Vertrauensbruch sondergleichen. Denn in der gesamten EU mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht