(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar "Eine historische Wahl" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 03-03-2013

"Die Kärntner haben Haider abgewählt, Niederösterreicher Pröll
absolut bestätigt" - Ausgabe 4.3.2013

wien (ots) - In Kärnten ist endgültig die Sonne vom Himmel
gefallen. Das System Jörg Haider ist eingestürzt. Standen bei der
vergangenen Landtagswahl 2009 noch viele seiner Landsleute im Banne
des plötzlichen Todes Haiders, so hat die Aufarbeitung seines Erbes
bei vielen zur Erkenntnis geführt: Er hat uns betrogen. Es dauerte in
Kärnten länger als anderswo, bis diese Einsicht sickerte. Schließlich
haben viele Kärntnerinnen und Kärntner von diesem auf populistischen
Versprechungen und realen Zuwendungen basierenden System profitiert
- das nicht zuletzt für die höchste Pro-Kopf-Verschuldung eines
Bundeslandes in Österreich verantwortlich ist. Die Dimension dieses
erdrutschartigen Verlustes verdient das Prädikat "historisch". Noch
nie hat eine Partei in Österreich mehr als zwanzig Prozent verloren.
So deutlich wie nie zuvor haben Wählerinnen und Wähler ihre
demokratischen Möglichkeiten genutzt, mittels Stimmzettel eine
bestimmte Politik abzuwählen. Das ist ein Signal, das über dieses
Bundesland und sogar das Land hinauswirkt. Die Kärntnerinnen und
Kärntner haben mit ihrem Votum gezeigt: Wir wollen kein auf
Korruption aufgebautes System mehr, für das in den Augen vieler die
Gebrüder Scheuch standen. Der Versuch der FPK, Parteichef Kurt
Scheuch im Wahlkampf in den Hintergrund zu rücken und mit Gerhard
Dörfler auf den Landeshauptmann-Nimbus zu setzen, ging nicht auf.
Dass Haiders Mutter und Schwester für das BZÖ eintraten, dürfte Josef
Buchers Kleinstpartei den Einzug in den Landtag ermöglicht haben.
Die ÖVP wurde von den Wählern in Kärnten für ihren klaren Bruch mit
der Vergangenheit belohnt. Dem ungleichen Duo an der Spitze, dem eher
ungelenk auftretenden Gabriel Obernosterer und dem aus Wien
entsandten Kulturmanager und Diplomaten Wolfgang Waldner, gelang es,
einen politischen Neubeginn glaubwürdig darzustellen. Die Rolle der
Grünen, insbesondere von Rolf Holub, bei der Aufdeckung der Kärntner
Skandale wurde honoriert. Dass die Grüne ihr Ergebnis mehr als
verdoppeln konnten, geht auf ihre fundierte Sacharbeit zurück und ist
ein weiteres Signal, dass die Kärntner die Korruptionsbekämpfung als
zentral ansehen. Und dass weitergemacht werden soll. Die SPÖ kann
sich über das Ergebnis in Kärnten freuen und darüber, dass sie mit
Peter Kaiser vermutlich den neuen Landeshauptmann stellt. Kaiser
stellt den neuen Typus Politiker dar, den sich die viele wünschen:
alles andere als glamourös. Aber das historisch schlechte Abschneiden
der Sozialdemokraten in Niederösterreich ist mehr als eine Spaßbremse
für die Sozialdemokraten. Gegen Erwin Pröll und die ÖVP ist in
Niederösterreich nicht anzukommen - dieses Fazit müssen alle ziehen,
die schon mehrfach gegen ihn angetreten sind und nicht verhindern
konnten, dass der übermächtige Landesvater zum dritten Mal in Folge
die absolute Mehrheit verteidigen konnte. Frank Stronach ist ein
Gegner für alle: Dass er in zwei Bundesländern fast aus dem Stand
zweistellige Ergebnisse erreichte, zeigt: mit ihm ist auch auf
Bundesebene zu rechnen. Pröll ist wie Kaiser der Wahlsieger an
diesem ersten Sonntag im so genannten Superwahljahr. Sein Gewicht und
damit Einfluss auf Bundesebene wird damit noch zunehmen. Sein Stern
überstrahlt vieles, was auch in Niederösterreich im Argen liegt wie
die zweithöchste Verschuldung zeigt.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

450152

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: zu Lebensmittel-/Futterskandal Frankfurt/Oder (ots) - "Pferd ist drin, wenn Rindfleisch draufsteht, Billig-Eier aus Bodenhaltung werden flugs zu teuren Bio-Eiern und Milchkühe bekommen verseuchtes Futter. Allen Fällen gemein ist, dass das staatliche Kontrollsystem erneut versagt hat. Dass da angesichts knapper Kassen, zu weniger Stellen und teils zu großer Nähe der Kontrolleure zu den zu Kontrollierenden einiges im Argen liegt, ist seit Jahren bekannt. Blieb aber ohne Folgen." Pressekontakt: Märkische Oderzeitung CvD Telefon: 0335/5530 563 cvd@moz.de mehr...

  • Märkische Oderzeitung: zu Friedrich/Roma Frankfurt/Oder (ots) - "Wer jetzt Beifall über einen Innenminister klatscht, der die Grenzen dicht halten will, der sollte auch einmal darüber nachdenken, wohin die Entwicklung in der EU läuft. Denn wenn die Freizügigkeit künftig nur noch für die Reichen und Schönen gilt, dann könnte auch so mancher Deutscher, dem es derzeit noch ganz gut, schon bald davon betroffen sein." Pressekontakt: Märkische Oderzeitung CvD Telefon: 0335/5530 563 cvd@moz.de mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Gute Führung ist eine Kunst Leitartikel von Hajo Schumacher über Macht, die Manager und Politiker dieser Zeit und den öffentlichen Druck. Berlin (ots) - Was haben der abgetretene Papst Benedikt und Telekom-Chef René Obermann, was WDR-Intendantin Monika Piel und die frühere Ober-Piratin Marina Weisband gemeinsam? Was vereint Linde-Boss Wolfgang Reitzle und FDP-Anführer Philipp Rösler? Alle gaben oder geben ihren Führungsposten auf, freiwillig, meist überraschend, ohne größere Not. Sie verzichten auf Ruhm und Einfluss, manche auf Geld, alle auf Popularität. Woher diese plötzliche Führungsmüdigkeit? Was bewog Rösler bereits im Alter von 35 Jahren, seine politische Laufbahn mehr...

  • Rheinische Post: Armut in der EU Kommentar Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Wenn in deutschen Städten die Unterkünfte für Flüchtlinge aus allen Nähten platzen, muss die Politik verantwortlich handeln. Sie darf dabei ausländerfeindlichen Stammtischparolen ebenso wenig nachgeben wie Weltbeglückungs-Idealisten, die die Aufnahmefähigkeit Deutschlands für unbegrenzt halten. Eine Grenzen-dicht-Rhetorik greift zu kurz. Differenzierung ist angezeigt. Das wirtschaftlich starke Deutschland muss zwar mehr schultern, aber es muss vor allem scharf trennen zwischen den Neuankömmlingen, die mit ihrer Schaffenskraft mehr...

  • Rheinische Post: Wir haben es satt Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Dioxin in Lebensmitteln, Pferde- statt Rindfleisch in Tiefkühlprodukten, Betrug mit angeblichen Bio-Eiern. Und jetzt auch noch Schimmelpilzgift, das in unsere Milch geraten sein könnte. Die Geduld der Verbraucher wird derzeit arg strapaziert. "Es ist genug, wir haben's satt", möchte man der Lebensmittelwirtschaft zurufen. Doch alles Wehklagen hilft nicht. Nötig ist zweierlei: Der Staat (Bund und Länder) muss seine Kontrollen verschärfen und skrupellosen Lebensmittel-Tricksern das Handwerk legen. Vielleicht muss mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht