(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Welthistorischer Paukenschlag Zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.

Geschrieben am 11-02-2013

Cottbus (ots) - Es ist ein Paukenschlag der Weltgeschichte: Papst
Benedikt XVI. hat seinen Rücktritt angekündigt. Eine Entscheidung,
die es so seit 800Jahren nicht mehr gab. Eine Entscheidung,
von der alle Experten überrascht waren - aber auch eine Entscheidung,
die das katholische Kirchenoberhaupt offenbar gut vorbereitet hat:
Der Besuch am Grab von Coelestin V., die Erhebung seines Sekretärs
Georg Gänswein zum Erzbischof und die Berufung des Regensburger
Erzbischofs Georg Ludwig Müller als Chef der Glaubenskongregation
erscheinen nun in einem neuen Licht. Der Papst hat in den vergangenen
Monaten sein Haus bestellt. Doch mit den Worten Benedikts hat am
Montag niemand gerechnet. Zu unglaublich, zu absurd erschien die
Vorstellung, der deutsche Gelehrte auf dem Stuhle Petri würde so wie
ein ferner Vorgänger sein Amt niederlegen. Und doch hat er es getan.
Aus Motiven, die Respekt verlangen und aller Ehre Wert sind. Benedikt
fühlt sich alt und schwach, will die Führung des "Schiffleins Kirche"
in jüngere Hände legen. Er fühlt sich dem Amt nicht mehr gewachsen
und hat erkannt, dass ein Anderer auf dem Stuhle Petri für die Kirche
möglicherweise besser wäre. So viel Selbsterkenntnis hat man selten.
Sicher steht dem Papst aus Bayern dabei auch das Ende seines
Vorgängers vor Augen: Stumm, fast schon als lebender Toter spendete
Johannes Paul II. seinen letzten Segen am Fenster des Vatikan. Ein
Leiden bis zum letzten Atemzug hätte der Tradition zufolge auch
Benedikt gedroht - doch das passt nicht zu einem Intellektuellen, wie
es der Papst aus Bayern war. Lieber tritt er freiwillig ab und
reformiert damit die Kirche. Denn die Konsequenzen, die das Handeln
Benedikts für die Zukunft des Papstamtes haben wird, sind noch gar
nicht absehbar. Eine ganze Generation kannte als Papst im Prinzip nur
Johannes Paul II., doch nun wird deutlich: Auch das Papstamt ist
abgebbar, Neubesetzungen sind möglich. Gerade auch, wenn die Kirche
in einer Krise steckt. Und davon kann in diesen Tagen durchaus die
Rede sein: Missbrauch und Piusbrüder, das Wegsterben und Weglaufen
der Gläubigen im Kernland Europa, die immer größeren Differenzen
zwischen katholischer Lehre und der Realpolitik. Es waren schwere
Aufgaben, vor denen Benedikt XVI. in den vergangenen Jahren stand -
doch gelöst hat er sie nicht. Die katholische Weltkirche war in
seiner Amtszeit eher noch skandalumrankter als unter seinem
Vorgänger. Immer wieder zeigte Benedikt eklatante Führungsschwäche,
sei es bei der chaotischen Rehabilitierung des Holocaust-Leugners
Richard Williamson, sei es bei der Art und Weise, in der er mit
seiner Karfreitagsfürbitte oder seiner Regensburger Rede Juden und
Muslime verärgerte. Ganz anders dagegen war Benedikt in seiner
Theologie: Ein brillanter Denker, dessen millionenfach verkaufte
Jesus-Bücher, die auch Menschen, die der Kirchen fern standen, zu
einer Beschäftigung mit den jahrtausendealten Überlieferungen des
Christentums anregten. Doch mit seinem Rücktritt zeigt Benedikt XVI.
vor allem Größe. Eine Größe, die mancher Andere nicht hat. Benedikt
tritt zurück, obwohl es ihm niemand nahegelegt hat. Wie oft haben
sich in den vergangenen Jahren und Monaten Politiker an ihr Amt
geklammert, bis selbst der berühmte Blinde mit dem Krückstock sehen
konnte, dass eigentlich schon alles verloren war. Benedikt hat aus
recht verstandener Verantwortung eine einmalige Entscheidung
getroffen. Eine Entscheidung, für die er Anerkennung und Respekt
verdient.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

446294

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Papst: Stuttgart (ots) - Sein Rücktritt setzt neue Maßstäbe. Es sind die richtigen. Als noch erstaunlich leistungsfähiger 85-Jähriger schaut dieser Papst voraus und handelt. Es ist der Moment seines Pontifikats, an dem sich Joseph Ratzinger am weitesten auf der Höhe seiner Zeit zeigt. Denn die Kirche braucht heute ein Oberhaupt, das enorme Anforderungen meistert. Entsprechend groß und vielfältig sind die Herausforderungen, Wünsche, Ansprüche der Gläubigen wie auch der Amtsträger, denen der Papst gerecht werden soll. Dem trägt Benedikt Rechnung. mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Respekt, Benedetto! Der Papst aus Bayern schreibt mit seinem Rücktritt Geschichte und stellt das Amt über sich selbst. Von Christine Schröpf Regensburg (ots) - Mit dem ersten Rücktritt eines Papstes in der Neuzeit drückt Benedikt XVI. seinem Pontifikat einen Stempel auf: In weltweit höchst schwierigen Zeiten für die katholische Kirche, macht er für einen Nachfolger Platz. Er stellt das Amt über sich selbst und beweist die Größe und Bescheidenheit, die er während seines gesamten Pontifikats gezeigt hat. Im Internet, das vermeintlich stets vor Religionshäme trieft, wurde in einem Leserkommentar auf den Punkt gebracht, was der Papst mit seinem Schritt so eindrucksvoll demonstriert mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Rüstungsexport nach Saudi-Arabien Stuttgart (ots) - Wer Kriegsgerät verkauft, der muss damit rechnen, dass der Käufer das Kriegsgerät einmal bestimmungsgemäß verwendet. Es hat daher gute Gründe, sich genau anzuschauen, wer Panzer, Gewehre, Boote oder Raketen geliefert bekommt. Ob Saudi-Arabien zu den Staaten gehört, die aus Deutschland mit Waffen beliefert werden sollten, das darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Zwar ist das Königreich ein zuverlässiger Öllieferant des Westens und bietet dem US-Geheimdienst CIA - wie jüngst bekannt geworden ist - geheime Basen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Schluss mit den Geheim-Deals Kommentar zu Rüstungsexporten Regensburg (ots) - Der mögliche neue Waffen-Deal nach Saudi-Arabien ist alles andere als eine runde Sache, sondern janusköpfig. In Bremen und Mecklenburg-Vorpommern freut man sich auf einen satten Auftrag für die dortigen Werften. Die Opposition im Bundestag echauffiert sich dagegen über die weitere kräftige militärische Unterstützung des Saudi-Regimes, das es mit den Menschenrechten nun wirklich nicht gerade ernst nimmt. Von der Unterstützung für das Terrornetzwerk El Kaida ganz zu schweigen. Und die Bundesregierung? Die hüllt mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Fall Gysi Stuttgart (ots) - Die Vorwürfe sind größtenteils nicht neu, denen sich der Linke-Fraktionschef Gregor Gysi ausgesetzt sieht. Im Kern dreht sich dieser nun schon Jahrzehnte andauernde Streit um die Frage, wie eng er als Rechtsanwalt in der DDR mit der Stasi zusammengearbeitet hat und ob er ihr gar als gewissenloser Informant gedient hat. Sollten in dieser neuen Runde der Bewertung alter Vorwürfe keine weiteren Beweise auftauchen, bleibt es deshalb eine Frage der Deutung, ob Gysi zu weit ging. Dennoch muss Gysi die jüngste Wendung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht