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"Es ist Zeit für einen gemeinsamen transatlantischen Wissenschaftsraum" / Wissenschaftspartnerschaft mit Amerika ausbauen / Staatssekretär im BMBF wirbt für engere Zusammenarbeit (BILD)

Geschrieben am 15-11-2012

Berlin (ots) -

Die deutsche Bundesregierung will die deutsch-amerikanischen
Wissenschaftsbeziehungen intensivieren. "Es ist höchste Zeit, einen
gemeinsamen transatlantischen Raum von Wissenschaft und Forschung zu
schaffen", sagte der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium
Georg Schütte nach der Wiederwahl von Präsident Obama. Bei
Umwelttechnologien und Energieforschung schauten viele in Amerika auf
Deutschland, doch gelte diese Faszination auch umgekehrt. "Wir haben
die Chance zu einer Wissenschaftspartnerschaft, die das Vakuum füllt,
das auf anderen Gebieten zwischen unseren Ländern entstanden ist.
Eine Partnerschaft, die Lösungen findet für die Zukunft unserer
Energieversorgung, den Umgang mit den Folgen des Klimawandels, für
die demografischen Veränderungen, für die Fragen der Gesundheit sowie
der Mobilität und der zivilen Sicherheit", sagte Schütte in Berlin.
Präsident Obama hatte schon während seines Wahlkampfs die deutsche
Energiewende gelobt. Nach den Worten Schüttes wären vor allem
amerikanische Städte hervorragende Partner, um Konzepte für eine
nachhaltige Stadtentwicklung oder eine effektive
Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Es gelte, den transatlantischen
Dialog mit neuen Themen zu beleben.

Interview von bmbf-online mit Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im
Bundesforschungsministerium

bmbf-online: Herr Schütte, im amerikanischen Wahlkampf haben auch
Wissenschafts- und Innovationspolitik eine Rolle gespielt. Stimmt es,
dass der Blick dabei immer mehr nach Europa geht?

SCHÜTTE: Ja, grundsätzlich ist das immer stärker zu beobachten.
Nur ein Beispiel: Der Norden Virginias, die Region, die an die
Hauptstadt Washington grenzt, entwickelt sich zum Labor für
transatlantisches Lernen. Egal, ob es ums Energiesparen geht oder um
Regenwasseraufbereitung, um Leitsysteme für den öffentlichen
Nahverkehr oder um die berufliche Bildung - auf all diesen Gebieten
pflegen die Stadtväter der Northern Virginia Regional Commission
einen engen Austausch mit europäischen und deutschen Partnern, mit
Fachleuten in Stuttgart und Mannheim. In Sachen Nachhaltigkeit will
Virginia von Europa lernen. Und nicht nur Virginia. Viele in Amerika
schauen auf Deutschland, wenn es darum geht, Antworten auf die
Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Obenan stehen
Umwelttechnologien und Energiefragen. Interessiert verfolgen sie,
was der alte Kontinent an Wissenschaft und Forschung zu bieten hat,
in Unternehmen, Hochschulen und Politik. So lobte Präsident Obama
während seines Wahlkampfes die Energiewende.

bmbf-online: Dabei hat Amerika doch selbst einiges auf diesem
Gebiet zu bieten!

SCHÜTTE: Natürlich. Es ist eine Faszination, die auch umgekehrt
gilt. Deutsche Unternehmer und deutsche Verbraucher zeigen sich
beeindruckt von Kalifornien und dem Silicon Valley, jenem Ort, an dem
das Konzept der "Cluster", der Netzwerke aus Forschung und
Unternehmensgründungen im Hightech-Sektor, entwickelt wurde. Auch
heute gilt: Die Vereinigten Staaten sind das weltweit führende Land
bei der Förderung von Forschung und Entwicklung. Amerikanische
Forschungseinrichtungen, amerikanische Universitäten liegen bei der
Wissensgenerierung vorne. Und auch der nun wiedergewählte Präsident
Obama sieht Wissenschaft, Technologie und Innovation als die
entscheidenden Treiber für wirtschaftliches Wachstum, für die
Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze und für den Erhalt der
amerikanischen Wettbewerbsfähigkeit.

bmbf-online: Aber haben Amerikaner und Deutsche wirklich
gemeinsame Prioritäten, wenn es um Forschung und Wissenschaft geht?

SCHÜTTE: Amerika und Europa teilen den gleichen Gedanken: Wir
brauchen ein Wachstum an Innovationen, das sich in Produkten und
Dienstleistungen niederschlägt. Gemeinsam mit der Wissenschaft und
der Wirtschaft blickt die Bundesregierung in ihrer Hightech-Strategie
darum seit Jahren auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen
und damit auf die Forschungsfelder Klima/Energie,
Gesundheit/Ernährung, Mobilität, Sicherheit und Kommunikation - um
Lösungen zu entwickeln, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen
beruhen. Wir wissen, welche positiven Effekte eine kluge
Forschungsförderung hat. Mit einem F&E-Anteil am Bruttoinlandsprodukt
2010 von 2,82 Prozent liegt Deutschland im Vergleich mit anderen
europäischen Ländern in der Spitzengruppe. In den Vereinigten Staaten
betrug der Anteil 2,9 Prozent. In beiden Ländern ist die Tendenz
steigend. Und in beiden Ländern sind diejenigen, die Verantwortung in
der Politik tragen, überzeugt: Der Schlüssel für Zukunftsfähigkeit
und den Erhalt unseres Wohlstands liegt in Wissenschaft und Bildung.

bmbf-online: Warum arbeiten Amerikaner und Deutsche dann nicht
enger zusammen?

SCHÜTTE: Sie haben recht: In den nächsten Jahren wird sich
entscheiden, ob wir im Westen in der Lage sind, gemeinsam ein Konzept
für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln. Darum müssen
wir der transatlantischen Partnerschaft jetzt neuen Schwung
verleihen. Es ist höchste Zeit, einen gemeinsamen transatlantischen
Raum für Wissenschaft und Forschung zu schaffen. Sicher: Die
transatlantische Agenda hat sich in den Jahren nach dem Mauerfall und
nach den Anschlägen des 11. September entscheidend verändert.
Amerikas Blick richtet sich mehr und mehr auf den Pazifik -
sicherheits- und auch wirtschaftspolitisch. Und die Europäer
beschäftigen sich vor allem mit sich selbst, gerade jetzt, in Zeiten
der Finanz- und Wirtschaftskrise. Doch gerade jetzt haben wir die
Chance, im Interesse beider Seiten, den breiten transatlantischen
Dialog mit neuen Themen zu beleben. Wir haben die Chance zu einer
Wissenschaftspartnerschaft, die das Vakuum füllt, das auf anderen
Gebieten zwischen unseren Ländern entstanden ist. Eine Partnerschaft,
die Lösungen findet für die Zukunft unserer Energieversorgung, den
Umgang mit den Folgen des Klimawandels, für die demografischen
Veränderungen, für die Fragen der Gesundheit sowie der Mobilität und
zivilen Sicherheit. Es wäre eine Partnerschaft, die eben nicht aus
der Vergangenheit heraus lebt, sondern die ihre Lebendigkeit speist
aus den Herausforderungen der Zukunft. Nach wie vor gilt der Satz von
Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Kongress der Vereinigten
Staaten: Einen besseren Partner als Amerika gibt es für Europa nicht,
und einen besseren Partner als Europa gibt es für Amerika nicht. In
Wissenschaft und Forschung können wir auf der Basis gemeinsamer Werte
neue Wege dieser Partnerschaft gehen.

bmbf-online: Das klingt nach einem flammenden Plädoyer! Woran
denken Sie konkret?

SCHÜTTE: Welche Chancen die enge Zusammenarbeit bietet, zeigt sich
im Forschungsalltag: So arbeiten amerikanische Wissenschaftler beim
Deutschen Elektronen-Synchronom (DESY) und am großen
Teilchenbeschleuniger der Europäischen Organisation für Kernforschung
(CERN) mit. Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und den USA
arbeiten an der Satelliten-Mission GRACE, um ein neues Modell des
Erdgravitationsfeldes mit bisher unerreichter Genauigkeit zu
erstellen. Sie wollen wissen: Schmelzen die Eiskappen an den Polen?
Steigen die Meeresspiegel an? Auch deutsches Forschungs- und
Entwicklungs-KnowHow ist in den USA gefragt: Fraunhofer USA, die
Tochter der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft, Europas größter
Einrichtung für angewandte Forschung, verfügt mittlerweile über
mehrere Forschungscenter in Amerika, die mit zahlreichen
amerikanischen Forschungseinrichtungen kooperieren, darunter
Elite-Universitäten. Dabei werden gemeinsam mit Auftraggebern aus der
Industrie neue Produktionstechniken, Medikamente oder
Software-Konzepte entwickelt. Es geht um Biotechnologie, Solarenergie
und Lasertechnik. Und es geht um Marktzugangschancen auch für
deutsche Unternehmen.

bmbf-online: Und die Menschen?

SCHÜTTE: Forschungskooperation fußt auf Vertrauen und persönlichen
Kontakten. 1737 deutsche Wissenschaftler gingen 2010 in die USA - so
viele wie in kein anderes Land. 1539 Amerikaner forschten im gleichen
Jahr an deutschen Hochschulen. Zudem wächst die Zahl der
Auslands-Studenten. Auch in den Vereinigten Staaten ist ein
zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung internationaler
Studienerfahrung zu beobachten.

bmbf-online: Das klingt zwar einleuchtend. Aber haben Sie auch
ein Projekt im Auge, das nun als erstes angeschoben werden könnte?

SCHÜTTE: Noch einmal: Nun ist der richtige Zeitpunkt, um neue
Impulse zu setzen. Es besteht die einmalige Chance,
Innovationsvorsprünge auszubauen und gemeinsam unsere
Wettbewerbsfähigkeit in der globalisierten Welt zu stärken.
Möglichkeiten gibt es wahrlich genug. So ließe sich das vor zwei
Jahren unterzeichnete amerikanisch-deutsche Rahmenabkommen zur
Forschungskooperation mit dem amerikanischen Regierungsprogramm
"Partnerschaft für nachhaltige Kommunen" (PTC) verbinden.
Amerikanische Städte und Gemeinden wären hervorragende Partner, um
gemeinsam Konzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung oder eine
effektive Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Mit transatlantischem
Erfindergeist und transatlantischem Ideenreichtum ist viel zu
gewinnen.



Pressekontakt:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Strategische Kommunikation; Internationale Presse
Frau Gabriele Hermani
Hannoversche Straße 28-30
10115 Berlin
Tel: 030 / 1857-5491
E-Mail: ls4@bmbf.bund.de


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