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Heimlich versenktes Atom-U-Boot droht Arktis zu verseuchen "Report Mainz", heute, 25. September 2012, 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 25-09-2012

Mainz (ots) - Der Arktischen See droht eine Atomkatastrophe. Ein
defekter Atomreaktor eines 1981 heimlich versenkten U-Boots könnte
bald durch das Eindringen von Meerwasser außer Kontrolle geraten. Das
berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" (heute, 21.45 Uhr,
Das Erste).

Das sowjetische Atom-U-Boot K-27 liegt in 33 Meter Tiefe auf dem
Grund der Kara See, in der Bucht von Stepovoy, östlich von Nova
Zemlia. Die russische Nordmeerflotte hatte es nach einem Störfall,
bei dem neun Seeleute tödlich verstrahlt wurden, heimlich und unter
Bruch des Völkerrechts versenkt. Nach Angaben des Staatlichen
Russischen Instituts für Strahlenschutz (IBRAE) entweichen seit 1981
jährlich 851 Millionen Becquerel Radioaktivität aus dem 110 Meter
langen Boot. Nach Recherchen von "Report Mainz" erwarten Beamte des
russischen Umweltministeriums nicht kontrollierbare Kettenreaktionen
an Bord der K-27. Was das bedeutet, erklärt Wolfgang Renneberg, der
bis Ende 2009 die Abteilung Reaktorsicherheit im
Bundesumweltministerium leitete: "Die Brennstäbe werden
möglicherweise zerstört. Es werden größere Löcher in die Bootshaut
gerissen. Das heißt: Das radioaktive Material, was im Kern ist, kann
im schlimmsten Fall vollständig und zwar sehr kurzfristig freigesetzt
werden. Das ist eine Katastrophe."

"Report Mainz" beruft sich auf eine interne Vorlage des Russischen
Umweltministeriums für den Kreml. Das 152-seitige Dokument wurde im
Sommer 2011 als Entwurf für einen Staatsratsbericht verfasst und
liegt "Report Mainz" exklusiv vor. Dem Dokument zufolge müsse die
K-27 bis spätestens 2014 gehoben werden. Die Beamten warnen: Im
Reaktor der K-27 bestehe eine "hohe Wahrscheinlichkeit einer
unkontrollierten Kettenreaktion wegen hochangereichertem
Kernbrennstoff".

Auch die K-159, ein in der Barentssee im Jahr 2003 versunkenes
sowjetisches Atom-U-Boot, muss dem Dokument zufolge spätestens bis
2014 gehoben werden. Andernfalls, so das Papier, bestehe die "Gefahr
einer Umweltkatastrophe durch fehlende Schutzbarrieren". Offiziellen
russischen Angaben zufolge enthält dieses Atom-U-Boot 6,6 Billiarden
Bequerel Radioaktivität. Zum Vergleich: Der gesamte, im Schacht Asse
eingelagerte Atommüll enthält nach Angaben des Öko-Instituts
Darmstadt 3,7 Billiarden Becquerel.

Unveröffentlichte Unterwasseraufnahmen der K-159 - die "Report
Mainz" exklusiv vorliegen - zeigen große Löcher im Rumpf des U-Bootes
sowie die geöffneten Luken. Die zitierten kritischen Passagen aus der
Vorlage des Umweltministeriums sind im veröffentlichten Bericht des
russischen Staatsrats nicht mehr enthalten. Offiziell räumen
russische Behörden bislang nur "potentielle Gefahren" ein, nicht aber
akute.

Die EU-Kommission erklärt auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im
Juli: "Die Kommission ist sich der von den versunkenen Atom-U-Booten
und radioaktiven Abfällen ausgehenden Gefahr bewusst, die sie als
besorgniserregend einstuft." Das Bundesumweltministerium antwortete
dagegen am 28. August auf eine Anfrage: "Der Bundesregierung liegen
keine Untersuchungen vor, die auf Gefahren hinweisen."

Die Barentssee ist weltweit das wichtigste Fanggebiet für
Kabeljau. Auch Deutschland bezieht Kabeljau aus der Barentssee.
Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion
im Bundestag, bewertet den internen Bericht aus dem russischen
Umweltministerium als alarmierend: "Ich halte diese Informationen für
extrem beunruhigend. Man muss sie ernst nehmen und ich glaube, dass
Handlungsdruck besteht, auch für die europäischen Staaten. Ich
erwarte von der Bundesregierung, dass sie hier aktiv wird, und wenn
sie sich dazu selbst erst noch informieren muss, dann sollte sie das
schleunigst tun."

Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen
Fischindustrie und des Fischgroßhandels, erklärt in "Report Mainz":
"Wir fordern hier einfach verstärktes Monitoring, verstärkte
Kontrollen auch auf hoher See, um sicherstellen zu können, dass keine
Gefahr von diesen Fischen ausgeht."

Weitere Informationen finden Sie unter www.swr.de/report. Zitate
gegen Quellenangabe frei. Fragen bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-33351.


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