(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur SPD/Rente

Geschrieben am 24-09-2012

Bielefeld (ots) - Seit heute ist klar, weshalb niemand aus der
Troika noch Lust hat, SPD-Kanzlerkandidat zu werden. Mit dem Thema
Altersversorgung kann jeder nur verlieren. Das gilt für Sigmar
Gabriel, der sein Rentenkonzept nur dadurch retten konnte, dass er
den kritischen Teil vertagte. Aber auch für Frank-Walter Steinmeier
und Peer Steinbrück kann die Sorge der Deutschen um ihren Ruhestand
zum Killerthema werden. Gabriels gestriger Versuch, das rote Tuch mit
dem Aufdruck »Rente mit 67« verblassen zu lassen , bleibt ein
Ablenkungsmanöver. Er wollte zumindest den Eindruck erwecken, auch
künftig könnten viele schon mit 65 in den Genuss von Ruhegeld kommen.
Allerdings, das Fünf-Milliarden-Wahlgeschenk wird nur wenige
erreichen. Die Berücksichtigung von Versicherungsjahren statt
Beitragsjahren soll nach SPD internen Berechnungen letztlich 200 000
Versicherten aus Industrie und Handwerk einen Vorteil bringen.
Geringverdiener, Langzeitarbeitslose und auch Akademiker mit ihren
auf ein Versicherungsjahr reduzierten Studienzeiten haben dagegen von
Gabriels Vorstoß nichts zu erwarten. Im Flügelstreit der SPD geht es
daher auch um einen anderen Punkt: die Absenkung des Rentenniveaus
von 51 auf künftig 43 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens.
Diese knallharte Sparmaßnahme, die alle und jeden künftigen
Rentenbezieher trifft, ist die zweite Ruhegeldkürzung angesichts der
demographischen Entwicklung - und sie ist längst Gesetz. 2007 hat die
Große Koalition das Rentensystem auf die künftigen Belastungen
eingestellt. Alle drei SPD-Granden haben als Bundesminister der
Großen Koalition bei Kanzlerin Angela Merkel dafür die Hand gehoben.
Im kommenden Bundestagswahlkampf muss die SPD fürchten, dass ihr
statt des verhassten Renteneintrittsalters mit 67 eben diese andere,
bislang ausgeblendete Zahl um die Ohren fliegt: Nur noch 43 Prozent
Rente vom früheren Durchschnittseinkommen, da wird Wahlkampf
schmerzensgeldpflichtig. Schon geht in SPD-Kreisen die Furcht von
einem »zweiten Hartz IV« um. Denn alle wissen, dass die
Wahlniederlage bei der Bundestagswahl 2009 mit gerade noch 23 Prozent
der Stimmen nicht allein Steinmeier angekreidet werden kann. Gleich
gestern grätschte die Konkurrenz von der Linkspartei mit ihren stets
getoppten Forderungen in die ungeschützte Flanke der
Sozialdemokraten. Mit noch mehr Sorge blickt das Willy-Brandt-Haus
auf den linken Flügel der SPD und die Gewerkschaften. Sie wollen
nicht Gabriels Umweg über eine gestärkte betriebliche
Altersvorsorgung mitgehen, um künftige Lücken zu schließen. Sie
verlangen die Rücknahme der Zahl 43 im Gesetz auf 51 Prozent.
Unmöglich, weiß die Troika: Steinmeier hält das für Harakiri,
Steinbrück kann auch rechnen und Gabriel hat erkannt, dass es besser
ist, sich einen schlanken Fuß zu machen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

419309

weitere Artikel:
  • WAZ: Anzeigepflicht ist noch kein Schutz - Kommentar von Sigrid Krause Essen (ots) - Darf ein Arzt die Polizei alarmieren, wenn er in der Praxis oder beim Notfalleinsatz ein Kind mit blauen Flecken am ganzen Körper trifft? Oder mit verbrannten Fußsohlen? Wenn ein Kind auf Berührungen panisch, auf freundliche Fragen gar nicht reagiert? Oder wenn es trotz mehrfacher Einladung nicht zur Vorsorgeuntersuchung auftaucht? Ja, dann darf ein Arzt nicht nur das Jugendamt oder die Polizei informieren - er muss es sogar tun, wenn es die begründete Sorge gibt, dass dem Kind weitere Gewalt droht. Das neue Kinderschutzgesetz, mehr...

  • Westfalenpost: Autoindustrie Hagen (ots) - Wer in diesen Tagen Radio hört, kommt an den verlockenden Angeboten der Autohersteller nicht vorbei. Peugeot, Mini, Audi und selbst Porsche locken mit Spaß beim Fahren und Kaufen - weil die Zugaben und Rabatte mal wieder Rekordmarken erreichen. Der Kunde scheint Sieger zu sein.

    Doch so einfach ist es nicht. Längst hat die Eurokrise auch die deutschen Premium-Hersteller erreicht. Zwar können BMW, Audi, Mercedes, VW und Porsche die europäische Absatzschwäche noch mit Zuwächsen in den USA und Asien kompensieren, gleichwohl mehr...

  • WAZ: Schwarzarbeit ist Alltag - Kommentar von Julia Emmrich Essen (ots) - Mit Umfragen zu rechtswidrigem Verhalten ist es wie mit Umfragen zum Liebesleben: Die Ergebnisse sind oft mehr Wunsch als Wirklichkeit. Das dürfte auch für die Forsa-Befragung gelten, die jetzt ergab, dass in jedem zehnten deutschen Haushalt schon mal jemand "schwarz" geputzt, die Kinder gehütet oder den Rasen gemäht hat. Im Umkehrschluss hieße das: Neun von zehn Haushalten schaffen alles allein, melden alles ordentlich an oder beschäftigen Mitarbeiter von Agenturen. Kaum zu glauben. Die Praxis zeigt: In Familien mit mehr...

  • Westfalenpost: SPD und Renteneintrittsalter Hagen (ots) - Teile der SPD haben sich weder mit der Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre noch mit der Absenkung von 51 auf 43 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens bis 2030 abgefunden. Beides wurde in der Koalition mit der CDU/CSU beschlossen, an beidem halten die drei möglichen Kanzlerkandidaten fest. Das Konzept des Parteivorsitzenden Gabriel, das eine Rente mit 65 nach 45 Versicherungsjahren ermöglicht, in denen man auch arbeitslos gewesen oder Kinder erzogen haben kann, ist der Versuch eines Kompromisses mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR · BETREUUNGSGELD Ulm (ots) - Scheinkompromisse in Koalitionsverhandlungen holen die beteiligten Parteien irgendwann in der Legislaturperiode ein - beim Betreuungsgeld ist es nicht anders. CDU und FDP haben um des lieben Friedens willen die Kröte geschluckt, die ihnen die CSU nach der Wahl 2009 serviert hat. Geschmeckt hat sie ihnen schon damals nicht und verdaut haben sie die schwere Kost bis heute nicht. Der von breiter gesellschaftlicher Mehrheit getragene Tenor ist, dass dieses Gericht nicht taugt. Das lässt sich in einer Koalition, die die bürgerliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht