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WAZ: Die Demokratie und ihre Idioten. Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 24-08-2012

Essen (ots) - Die Nachrichten aus dem braunen Schattenreich sind
erschreckend. Die Straftaten nehmen zu, ebenso die
Unterwanderungsversuche der Extremisten. So weit, so schlecht. Es
gibt in diesem Zusammenhang aber auch eine gute Nachricht:
Deutschland wird mit seiner Gefährdung fertig. Die wehrhafte
Demokratie erweist sich, auch wenn sie wie im NSU-Fall oder bei
islamistischen Salafisten einmal fehlerhaft agiert, als grundsätzlich
erfolgreich. Im Ausland wird das anerkannt. Wenn es, wie jetzt in
Nordrhein-Westfalen, groß angelegte Polizei-Aktionen gegen
Rechtsextremisten gibt, dann wird in der ausländischen Presse nicht
mehr eine braune Gefahr an die Wand gemalt und das alte Bild von
Deutschland als unsicherem Kantonisten beschworen, sondern es wird
zufrieden registriert, dass hierzulande die Gefahr konsequent
bekämpft wird. Nur so ist im übrigen erklärbar, dass Nachbarländer,
von Deutschland unter Hitler einst überfallen, heute, in der
Euro-Krise, nach einer deutschen Führungsrolle rufen. Deutschland
wächst inzwischen eine Bedeutung und Verantwortung zu, die nach dem
Jahrhundertverbrechen eigentlich auf immer verbaut war. In
Deutschland gibt es einen breiten, parteiübergreifenden Konsens
darüber, wie man mit Antisemitismus umgeht. Es ist nicht erkennbar,
dass dieser Konsens infrage gestellt würde, auch nicht in der
Beschneidungsdiskussion, die zwar viele Zeilen füllt, aber im Grunde
nachdenklich und mit Rücksicht auf die deutsche Verpflichtung
gegenüber dem jüdischen Volk geführt wird. Es gibt auch keine breite
rechtsradikale Bewegung, die Aussicht auf Einfluss hätte. Ein Blick
in die Niederlande, Schweden oder Finnland zeigt, dass dies keine
europäische Selbstverständlichkeit ist. Das Selbstbewusstsein einer
Demokratie erweist sich am Umgang mit ihren Idioten. Auf einen
rechtsradikalen Demonstranten kommen mindestens fünf
Gegendemonstranten, auch in Rostock-Lichtenhagen. Dort wird der
Bundespräsident an diesem Sonntag, 20 Jahre nach dem furchtbaren
Ereignis, reden. Und den Deutschen für ihr Demokratiewunder Mut
zusprechen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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