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WAZ: Merkels Endspiel - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 15-06-2012

Essen (ots) - Morgen wählen die Griechen - den Euro ab? So einfach
ist es nicht. Die Linksradikalen, vor denen in Europa jetzt alle
warnen, wollen die griechischen Reformbedingungen nachverhandeln.
Aber das wollen die Konservativen, die als die Braven gelten, ebenso.
Aber die Konservativen wollen: die Renten anheben, die
Arbeitslosenhilfe verlängern (um ein Jahr!), die Steuern senken und
die Staatsausgaben erhöhen. Und wer zahlt die Party? Die
Linksradikalen wiederum wollen den Superreichen, die dem griechischen
Volk ihre Steuern vorenthalten, die Abzüge erhöhen und Schlupflöcher
schließen. Fazit: Wer die Bösen sind in dem griechischen Rennen der
Populisten, ist überhaupt nicht klar. Womöglich löst diese Wahl nicht
ein einziges Problem. Es hat Gründe, weshalb niemand sich danach
drängt, Angela Merkel als Kanzlerin abzulösen. Ganz gleich, wer am
Sonntag gewinnt: Am Montag muss Merkel entscheiden, ob die Griechen
im Euro bleiben können oder eben nicht. Und wenn es zum "Grexit", zum
griechischen Ausscheiden kommt, wenn dann klar ist, man kann auch
herausfliegen aus dem Euro, wer und wie sollte dann Spanien schützen,
danach Italien und schließlich Frankreich? Deutschland, der einzig
zahlungsfähige der Musterschüler (zu denen auch Österreich, Polen und
Finnland gehören) etwa? Wie sollte Merkel dem deutschen Steuerzahler
oder Sparer erklären, für, sagen wir, französische Schulden gerade zu
stehen, wenn Frankreichs Präsident einem Teil seiner Landsleute
erlaubt, mit 60 in Rente zu gehen, während die Deutschen demnächst
bis 67 arbeiten müssen? Merkel hat als Regierungschefin eines
föderalen Staates wenig Probleme, sich eine politische Union Europas
vorzustellen, in der Macht von den Nationalstaaten, auch aus Berlin,
nach Brüssel verlagert wird. Zentralstaaten wie Frankreich, Spanien
und Italien ticken völlig anders. Für sie bedeutet politische Union,
dass die Deutschen zuerst ihre Mastercard mit ihnen teilen. Merkel
versteht darunter zuerst ein Stabilitätsbündnis nach deutschem
Muster, danach die Mastercard. Wie soll sich das alles
zurechtrappeln? Am Montag beginnt das Endspiel um den Euro. Es wird
Merkels härtestes Match.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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