(Registrieren)

DER STANDARD - Kommentar "Vorwahl-Szenen" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 15-06-2012

Während sich Europa um den Euro sorgt, schachert Wien um Posten
Ausgabe vom 16./17.

Wien (ots) - In Europa machen sich Politiker Sorgen um die
Entwicklung des Euro, jene in Österreich um das Schicksal von Werner
Muhm, Klaus Schierhackl und Markus Beyrer. Im Schatten der Eurokrise
hat sich in Österreich eine Koalitionskrise zusammengebraut, bei der
es nicht nur um Posten geht, sondern um die Positionierung vor der
nächsten Wahl. In der SPÖ kursieren bereits Planspiele über eine
Vorverlegung der für Herbst 2013 vorgesehenen Wahl. Die Überlegungen
dabei: Die ÖVP steckt in einem Dauertief, die FPÖ im
Korruptionssumpf, der sich durch die Stiftungskalamitäten Martin
Grafs noch verdickt. Die Grünen konnten bisher nicht vom
Sauberkeitsnimbus profitieren.
Die SPÖ steht in Umfragen auf Platz eins, und Bundeskanzler Werner
Faymann fällt nicht weiter auf: Er entzieht sich weitgehend der
Aufgabe des Werbens für politische Standpunkte, der sich andere
Regierungschefs in Europa stellen. Auf die innenpolitischen
Baustellen schickt er seinen Staatssekretär Josef Ostermayer. Immer
wenn Ostermayer auftaucht (wie am Dienstag im Ö1-Morgenjournal), ist
Alarmstufe Rot in der Koalition; immer wenn Nationalbankgouverneur
Ewald Nowotny in der ZiB 2 auftaucht, gilt es, an der Euro-Front zu
kalmieren.
Dass sich auch die ÖVP auf die Wahl und die Zeit danach vorbereitet,
zeigt nicht nur ihre Blockade der Wiederbestellung von
Arbeiterkammer-Chef und Kanzlerberater Muhm für den Generalrat der
Nationalbank - gefeilscht wird auch um die Vertragsverlängerung des
ÖVP-nahen Asfinag-Vorstands Schierhackl, gegen den die SPÖ eine
frühere Mitarbeiterin des Finanzministeriums in Stellung bringt.
Durch den auch für die ÖVP völlig überraschenden fluchtartigen Abgang
von Verstaatlichtenholding-Chef Beyrer eröffnen sich nun neue
Möglichkeiten für das Postengeschachere. Der frühere
Schüssel-Sekretär hat sich den Problemen bei der Telekom und den
Fragen nach seinen vom Konzern finanzierten Jagdausflügen entzogen:
Österreich diskutiert über Beyrers Exit nach Brüssel, der Rest
Europas über Grexit, den Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone.
Eine Schlüsselrolle beim Feilschen kommt Finanzministerin Maria
Fekter zu, die bisher Muhms Bestellung blockiert hat und durch
Beyrers Abgang auch im Nationalbank-Generalrat in Zugzwang gerät.
Wenn, wie von Fekter bisher gewünscht, das Gremium verkleinert werden
soll, dürfte die ÖVP Beyrers Sitz nicht nachbesetzen. Mit Beyrers
Exit flammt der Streit zwischen ÖVP und SPÖ wieder auf, ob man die
ÖIAG angesichts der inzwischen überschaubaren Staatsbeteiligungen
noch braucht. Zumal die Jahresgage des Chefs von 20 Mitarbeitern
stolze 500.000 Euro beträgt.
Mit Auftritten, bei denen sich Fekter dem Ausland als "unguided
missile" präsentiert, positioniert sie sich innenpolitisch: als
Alternative zu Michael Spindelegger nach einem Wahldesaster der ÖVP.
Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner wartet auf seine
Chance. Die Grünen wiederum bringen sich durch ihr Mitgehen bei
Regierungsvorlagen wie dem Rettungsschirm ESM in Position für eine
Koalitionsbeteiligung und grenzen sich von der Rabiatopposition à la
FPÖ und BZÖ ab. Wie unsicher die FPÖ derzeit ist, zeigt
Heinz-Christian Strache zur Causa Graf: Er schwankt von verkappten
Rücktrittsaufforderungen zu Durchhalteparolen und zurück.
In Europa wartet man auf eine Lösung der Eurokrise, in Österreich auf
einen Wahltermin.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

401661

weitere Artikel:
  • WAZ: Merkels Endspiel - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Morgen wählen die Griechen - den Euro ab? So einfach ist es nicht. Die Linksradikalen, vor denen in Europa jetzt alle warnen, wollen die griechischen Reformbedingungen nachverhandeln. Aber das wollen die Konservativen, die als die Braven gelten, ebenso. Aber die Konservativen wollen: die Renten anheben, die Arbeitslosenhilfe verlängern (um ein Jahr!), die Steuern senken und die Staatsausgaben erhöhen. Und wer zahlt die Party? Die Linksradikalen wiederum wollen den Superreichen, die dem griechischen Volk ihre Steuern vorenthalten, mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Erste Lesung zum Betreuungsgeld ist ausgefallen Neu nachdenken ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Es war nicht die feine englische Art, mit der die Opposition die erste Lesung des Betreuungsgeldes im Bundestag verhinderte. SPD, Grüne und Linke benutzten einen Geschäftsordnungstrick aus der untersten Schublade, der nicht Schule machen sollte. Das gehört sich nicht, aber es ist auch nicht verboten. Den Widerstand gegen die erste Lesung hat die schwarz-gelbe Koalition zum Teil selbst verschuldet. Vor allem die Unionsfraktion hat darauf bestanden, das Gesetzgebungsverfahren im Turbotempo noch vor der Sommerpause mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Stadt Köln übt scharfe Kritik an Opernintendant Uwe Eric Laufenberg Oberbürgermeister Roters: "Unwürdiger Rundumschlag" - SPD-Fraktionschef Börschel: "Das sind Wahnvorstellunge Köln (ots) - Vertreter der Stadt Köln haben im "Kölner Stadt-Anzeiger " (Samstag-Ausgabe) Vorwürfe des Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg scharf zurückgewiesen. Ober-bürgermeister Jürgen Roters bezeichnet die Kritik des Intendanten als "unwürdigen Rundumschlag". SPD-Fraktionschef Martin Börschel spricht von "Wahnvorstellungen" des Intendanten. "Völlig haltlos" nennt Kulturdezernent Georg Quander Laufenbergs "Verdächtigungen", die er "auf das Schärfste" zurückweise. Laufenberg hatte in der Freitag-Ausgabe der Zeitung von Intrigen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Kita-Fachkräftemangel Bielefeld (ots) - Kinder sind das Kapital unserer Gesellschaft. Darin sind sich alle einig. Und warum wird damit dann so fahrlässig umgegangen? Diese Frage kann bislang niemand beantworten. Es fehlt an Erziehern. Prompt schlägt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor, Arbeitslose und ehemalige Schlecker-Mitarbeiterinnen zu Kita-Fachkräften umzuschulen. Ein Schlag ins Gesicht aller Erzieher, die sich mit Leidenschaft bei schlechter Entlohnung um die Zukunft unserer Gesellschaft kümmern. Die Politik verfolgt einmal mehr mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Hochschulen doppelt exzellent - Leitartikel von Joachim Fahrun Berlin (ots) - Berlins Wissenschaft ist spitze. Diese Position in Deutschland spiegelt sich in der neuen Runde der Exzellenzinitiative wieder. Neben der Freien Universität hat sich im zweiten Anlauf auch die Humboldt Universität den begehrten Status einer Elite-Hochschule gesichert. Die Gutachter würdigten, wie sich Berlins Vorzeige-Unis neu erfunden haben. Die FU schrumpfte sich von einer überfüllten, politisch konstant überhitzten Massenveranstaltung zu einer leistungsstarken, international vernetzten Bildungs- und Forschungsstätte. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht