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NRZ: Wieder einmal die Banken gerettet - Kommentar zum Schuldenschnitt von Peter Hahne

Geschrieben am 09-03-2012

Essen (ots) - Es ist vollbracht: Nach monatelangem Gezerre haben
sich Griechenlands private Gläubiger auf einen Schuldenschnitt
eingelassen bei dem sie auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen
verzichten. Athen bekommt damit nicht nur weitere Milliarden
zugesteckt, sondern vor allem mehr Zeit um seinen maroden
Staatshaushalt und seine kaum wettbewerbsfähige Wirtschaft in Schuss
zu bringen. Gute Banken, böse Griechen? Nichts wäre indes weiter von
der komplizierten Realität entfernt. Denn mehr noch als die kleinen
Leute in Griechenland dürften auch diesmal wieder die europäischen
Banken profitieren. Vordergründig verzichten Geldhäuser, Hedgefonds
und Versicherungen zwar auf klotzige Milliardensummen. Indes
verzichten sie nur, weil ihre Forderungen ohnehin längst
uneinbringlich waren. Ohne Rettungspakete, ohne politischen
flankierten Schuldenschnitt hätten sie keinen Cent mehr gesehen.
Griechenland ist pleite, und deshalb ist es auch müßig, über den Grad
der Freiwilligkeit des Schuldenerlasses zu diskutieren. Im Kern ging
es wie bei allen anderen Rettungspaketen auch diesmal darum, das
Ausfallrisiko griechischer Staatsanleihen ein Stück weit von den
Banken auf die Steuerzahler abzuwälzen. Dazu passt, dass die
Europäische Zentralbank den privaten Geldhäusern eine Billion Euro zu
Minizinsen bereitstellt, die sie mit ansehnlichen Renditen in
europäische Staatsanleihen investieren können. Unterm Strich fahren
die Banken so ziemlich gut mit der Rettungspolitik. Es stimmt
natürlich: Griechenland hat bei der Euro-Einführung gelogen,
betrogen, und die günstigen Zinsen für Konsum auf Pump missbraucht.
Horrende Leistungsbilanzdefizite, korrupte Eliten, ein faktisch
gescheiterter Staat - das alles beschreibt heute zutreffend die
griechische Realität, und dafür ist Griechenland verantwortlich. Und
doch sollte niemand so tun, als rette das reiche Europa den armen
Süden aus reiner Nächstenliebe. Wir retten unsere Banken, wir retten
unsere Wirtschaft, wir retten unsere Renten - und ja, wir retten auch
die europäische Idee. Hoffentlich.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042616


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