(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Acta

Geschrieben am 14-02-2012

Bielefeld (ots) - Das Anti-Piraterie-Abkommen Acta läutet nicht
das Ende des Internets ein. Schlimmstenfalls ist es eine potenzielle
Bedrohung, weil unklare Formulierungen Befürchtungen Raum geben, dass
Acta schärferen Regeln zur Kontrolle von Internet-Nutzern den Boden
bereitet. Vor diesem Hintergrund muten die Proteste vom Wochenende
fast hysterisch an. Die Sorgen der User werden aber verständlich,
wenn man auf die Entstehungsgeschichte des Abkommens blickt. Das ist
nämlich hinter verschlossenen Türen entstanden. Am Verhandlungstisch
saßen Vertreter der Europäischen Union, der USA, Japans und acht
weiterer Staaten mit Lobbyisten von Apple, Google, Microsoft und
Hollywoods Filmindustrie. Eine illustre Runde, die geheim tagte: Die
Netzgemeinde musste draußen bleiben, ebenso die Weltorganisation für
geistiges Eigentum. Schließlich war es der EU-Agrarausschuss, der in
geheimer Sitzung den Ratifizierungsbeschluss fasste. Ein Schelm, der
Böses dabei denkt. Viele Netzaktivisten befürchten, dass die EU auf
Grundlage des Acta-Vertrags mit neuen Richtlinien das Internet
stärker reglementieren könnte. Das böse Wort »Netzsperren«, das im
Internet im Zusammenhang mit Acta kursiert, steht nicht (mehr) im
Vertragstext. Auch macht Acta Internet-Provider nicht zu
Hilfspolizisten. Die Formulierungen sind allerdings so schwammig,
dass - wer mag - daraus eine Verpflichtung der Provider ableiten
kann, illegale Inhalte zu filtern. Das Abkommen ist alles andere als
ausgereift. Dazu kommen Missverständnisse und Falschinformationen
rund um Acta, die es auszuräumen gilt. Wenn die Proteste vom
vergangenen Wochenende dazu beitragen, Acta-Befürworter und Gegner an
einen Tisch zu bringen, hat sich der Aufwand schon gelohnt. Geistiges
Eigentum hat einen Wert, sein Schutz ist eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe. Ein internationales Abkommen ist sinnvoll und überfällig.
Die Mehrzahl der Internet-Nutzer will Autoren, Künstler, Musiker,
Komponisten und andere Kreative nicht um ihren Lohn bringen, viele
glauben nur nicht, dass deren Interessen durch die
Unterhaltungskonzerne richtig vertreten werden. Schallplatte und CD,
Fotoabzüge und Filmmaterial haben ausgedient. Urheberrecht muss im
21. Jahrhundert, im Zeitalter der vernetzten Gesellschaft anders
definiert und geschützt werden als vor 20 Jahren. Die Debatte dazu
ist ebenfalls bereits überfällig. Abkommen, die in Geheimzirkeln
entstehen, sind hierfür aber völlig ungeeignet. Acta ist noch nicht
in Kraft, weiterer Diskussionsbedarf offensichtlich. Das ist eine
Chance. Sinnvoll wäre es, die unstrittigen Passagen zum Schutz vor
Plagiaten auszukoppeln. Der Teil aber, der sich mit dem Schutz
geistigen Eigentums im digitalen Umfeld beschäftigt, sollte mithilfe
der Netzgemeinde neu bewertet und sehr viel konkreter gefasst werden.
Internet-Aktivisten sollten derweil die Zeit nutzen, sich besser zu
informieren. Jetzt ist Acta nämlich nicht mehr geheim.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

378387

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Finanzlage Städte Osnabrück (ots) - Aufbau West Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst - das gilt auch für Deutschlands Kommunen. Während Städte wie München, Düsseldorf und Frankfurt satte Überschüsse erwirtschaften, werden vor allem in den Standorten der alten Industrien Kommunen als zu schwach abgeschrieben. Besonders hart trifft es das Revier in Nordrhein-Westfalen, das nach Schließung der letzten Zechen in Ödnis verfiel. Gelsenkirchen, Oberhausen oder Duisburg - die Tristesse dieser Städte schreit nach einem Aufbau West. Schon der Armutsbericht mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Westerwelle / Brasilien Osnabrück (ots) - Tiefere Beziehung Guido Westerwelle sieht in Deutschland einen Motor der Globalisierung. Damit dieser nicht ins Stottern gerät, will der Außenminister die Bundesrepublik besser an die Gestaltungsmächte, die Kraftzentren der Erde anschließen. Vor dem Hintergrund ist Westerwelles achttägige Südamerika-Reise zu sehen und ausdrücklich zu begrüßen. Gerade in Lateinamerika steckt kreatives Potenzial, wachsen starke Industriezweige, sind inspirierende Kulturen quicklebendig. Der deutsche Chefdiplomat eröffnete mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Sonderabgabe für Kinderlose Osnabrück (ots) - Polemik ist verfehlt Angela Merkel hat ein Machtwort gesprochen und die Sonderabgabe für Kinderlose in der Sozialversicherung abgelehnt. Die Kanzlerin beendet damit die unionsinterne Debatte. Auch deshalb wird sich der umstrittene Vorstoß nicht durchsetzen lassen. Ob die Zusatzzahlung richtig ist, mag dahingestellt sein. Gegen den Vorschlag spricht vor allem eine Benachteiligung der ungewollt Kinderlosen. Außerdem sind Belohnung und Förderung politisch geschickter als Strafe und Zwang. Aber die schrille mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Professoren-Besoldung Osnabrück (ots) - Wie gerufen Dienstrang, Verantwortung und Qualifikation: Das sind die wichtigsten gesetzlichen Kriterien für Alimentation und Besoldung von Beamten. Dass Hochschullehrer vor diesem Hintergrund nicht weniger verdienen sollten als zum Beispiel ein Studiendirektor, versteht sich eigentlich von selbst. Und doch musste erst das Bundesverfassungsgericht eingreifen, damit wieder Ordnung ins System kommt - eine schwere Schlappe für den Gesetzgeber. Es rächt sich jetzt, dass 2005 bei der Umstellung der Besoldung mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Politischer Rohrkrepierer Streit um Extra-Abgabe für Kinderlose Cottbus (ots) - An politischen Versuchen, Kinderlose wegen ihrer Kinderlosigkeit extra zu belasten, herrschte schon in der Vergangenheit kein Mangel. Im Jahr 1994 etwa trat die damalige CDU-Familienministerin Hannelore Rönsch mit einem "Zukunftsbeitrag" an die Öffentlichkeit. Wer kein Kind hat, sollte demnach 7,5 Prozent mehr Einkommensteuer zahlen. Im Jahr darauf schlug eine Grünen-Politikerin vor, Kinderlose stärker beim Rentenbeitrag abzukassieren. All diese Ideen verschwanden jedoch schnell wieder in der Versenkung. Und das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht