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Autohersteller kämpfen in Brüssel für ein Verschmutzungsprivileg von Benzinmotoren

Geschrieben am 18-11-2011

Berlin (ots) - Pressemitteilung

BMW, Daimler und Volkswagen wollen nach Informationen der
Deutschen Umwelthilfe im Verbund mit weiteren Autobauern zehn mal
schlechtere Partikelgrenzwerte für Benzin gegenüber Dieselmotoren
durchsetzen - Umweltschutzorganisation kritisiert: Autobauer stellen
Profitgier über Schutz von Mensch und Umwelt - DUH droht
Autoindustrie mit Kampagne gegen ungefilterte Pkws mit
Direkteinspritzer-Benzinmotoren

Am kommenden Montag (21.11.2011) entscheidet der Technische
Ausschuss für Fahrzeuge (Technical Committee Motor Vehicles, TCMV)
der EU-Kommission über Grenzwerte für die Partikelanzahl bei neuen
Benzin-Motoren mit Direkteinspritzung. Im Vorfeld der Sitzung warf
die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) den europäischen
Automobilherstellern vor, sich bei Otto-Motoren für eine Aufweichung
der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Grenzwerte einzusetzen. Mit
einem massiven Lobbydruck seitens der Autoindustrie solle die
erlaubte Partikelzahl um das Zehnfache verschlechtert werden und
sechs Jahre später in Kraft treten gegenüber dem bereits seit dem 1.
September 2011 geltenden Grenzwert für Dieselfahrzeuge. Den Versuch
der Autoindustrie, den Einsatz erprobter Abgasreinigungstechnologien
zu verhindern, kritisierte die Umweltschutzorga¬nisation scharf.

"BMW, Daimler und Volkswagen überbieten sich gegenseitig mit so
genannten grünen Konzeptfahrzeugen und vom Steuerzahler finanzierten
Flotten sauberer Elektroautos. Für ihre Serienfahrzeuge gilt eine
andere Maxime - hier kämpfen sie für ein 'Recht auf
Luftverschmutzung' für ihre neuen Direkteinspritzer-Ottomotoren",
sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Falls sich die
Automobil-Lobby tatsächlich gegen die EU Kommission und das Parlament
durchsetzen sollte, wird die Deutsche Umwelthilfe eine
Aufklärungskampagne starten, um die Autokäufer vom Kauf der
Feinstaubschleudern abzuhalten."

Der hohe Ausstoß ultrafeiner Partikel bei Benzinfahrzeugen ist
eine direkte Konsequenz der Direkteinspritzung. Zwar verursacht diese
Technologie einen geringeren Kraftstoffverbrauch und damit auch
weniger CO2-Emissionen. Sie hat jedoch auch eine dem Dieselmotor
ähnliche Verbrennung der ultrafeinen eingespritzten
Kraftstoff-Kügelchen mit einer großen Zahl besonders kleiner und
damit gesundheitsgefährdender Verbrennungspartikel zur Folge. "Die
unsichtbaren Teilchen gelangen über die Lungenbläschen ins Blut, wo
sie nachweislich zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen",
sagt Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der
Deutschen Umwelthilfe. "Abhilfe schaffen können zum Beispiel so
genannte geschlossene Partikelfilter, wie sie bei Dieselfahrzeugen
schon seit einigen Jahren Standard sind."

Die EU Kommission hat im Sommer 2011 die Festlegung analoger
Grenzwerte für die Partikelanzahl bei Benzin-Fahrzeugen vorgeschlagen
und eine dreijährige Übergangszeit ab Ende 2014 akzeptiert. Die DUH
wertet dieses Entgegenkommen der EU-Kommission als schweren Fehler.
Das zeige die neue Forderung der Automobilhersteller, die inzwischen
für sechs weitere Jahre ohne Regelung kämpfen. Auch setzten sie sich
für Grenzwerte ab 2017 ein, welche die heutigen Vorgaben für
Dieselmotoren um das zehnfache überschreiten.

"Die Fahrzeughersteller glauben offenbar, dass es ausreicht,
ehemalige Spitzenpolitiker als Ökoberater anzustellen und
Nachhaltigkeitsberichte auf Umweltschutzpapier zu drucken", so Jürgen
Resch. "Wenn man bei Serienfahrzeugen aber nicht die verfügbare
Technik zur Reinigung der Abgase vor ultragiftigen Rußpartikeln
einsetzt, verspielen insbesondere BMW, Daimler und Volkswagen
jegliche Glaubwürdigkeit."

Seit Sommer 2011 hatte die Deutsche Umwelthilfe wiederholt auf die
hohen Gesundheitsrisiken von Fahrzeugen ohne Partikelfilter
hingewiesen. Die Hersteller widersetzen sich entsprechenden
Grenzwerten jedoch nach wie vor und begründen die Verzögerung des
Filtereinbaus mit dadurch steigenden Kosten. Der Internationale
Verkehrsexperte Axel Friedrich hält das für verantwortungslos und
unlogisch: "Die Technologie zur Minderung der Emissionen ist längst
verfügbar und verursacht nach Angaben von Experten und Herstellern
nur zwischen 40 und 100 Euro Mehrkosten pro Fahrzeug. Die Erfahrungen
zeigen, dass die Kosten mit der Einführung weiter sinken.

Die DUH fordert die Automobilindustrie auf, ihre für Gesundheit
und Umwelt schädliche Verweigerungshaltung endlich aufzugeben.
Stattdessen sollte sie bereits heute die vorhandenen technischen
Möglichkeiten nutzen, um die massiven Rußemissionen bei
Direkteinspritzer-Benzinmotoren herauszufiltern.



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung, Deutsche
Umwelthilfe e.V.Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 240086772, Mobil: 01511 6225862, E-Mail: saar@duh.de

Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
Mobil: 0152 294 83857, E-Mail: axel.friedrich.berlin@gmail.com

Daniel Eckold, Pressesprecher, Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: eckold@duh.de


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