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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ägypten

Geschrieben am 11-09-2011

Bielefeld (ots) - Israel hat die arabische Revolte in Ägypten,
Tunesien oder Syrien stets mit gemischten Gefühlen betrachtet. Die
autoritären Herrscher in Syrien, Ägypten und Tunesien waren zwar
keine wirklichen Freunde des jüdischen Staats, doch sie hatten sich
relativ friedlich verhalten. Husni Mubarak (Ägypten) wurde zudem mit
US-Geldern bestochen, um Israel anzuerkennen, das Assad-Regime
(Syrien) hat die Golan-Frage nicht angerührt, und Israels Beziehung
zur Türkei war gut. Das System ist beschädigt. Israel sieht sich
erneut von Feinden umgeben - in Ägypten, Syrien, dem Iran und selbst
in der Türkei. Obwohl der »arabische Frühling« noch nicht vollendet
ist, steht heute bereits fest, dass die Stellung Israels in der
Region geschwächt wurde. Seit dem Niedergang der Mubarak-Regierung in
Kairo grassieren anti-israelische Ressentiments in Ägypten. Denn der
Hass auf Israel sitzt tief. Mubaraks »Freundschaft« mit den Israelis
wurde als heuchlerisch entlarvt: Der ägyptische Diktator zeigte sich
israelfreundlich, zugleich wiegelte er die Medien gegen Israel auf.
Diese Hetze ist beim Volk angekommen: Es greift die israelische
Botschaft an und provoziert eine Krise, die mit der Besetzung der
US-Botschaft in Teheran 1979 vergleichbar ist. Hier zeigt sich, wie
wenig Mubaraks israelfreundliche Politik von den Ägyptern
verinnerlicht wurde. Auch die Beziehung zur Türkei steckt nun in der
Krise: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will im
Streit um die türkische Gaza-Hilfsflotte den Internationalen
Strafgerichtshof anrufen; außerdem hat er den israelischen
Botschafter ausgewiesen und droht, Hilfsschiffe für den Gaza-Streifen
unter den Schutz der türkischen Marine zu stellen. Die
türkisch-israelische Krise ist zwar keine Folge des arabischen
Frühlings, doch Erdogans anti-israelischer Kurs kommt in Ägypten oder
Tunesien gut an. Vor der arabischen Revolte war Israels Position in
der Region stabiler. Die türkische Außenpolitik wird immer
selbstbewusster. Erdogan will die Türkei als regionale Führungsmacht
profilieren und setzt Akzente in der arabischen Revolte - gegenüber
Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien. So hat er jüngst mit dem
syrischen Diktator Assad gebrochen. Da Erdogans Macht auf großen
Wahlsiegen basiert, ist er der glaubwürdigste Politiker der Region.
Im Streit mit Israel kann er den außenpolitischen Verlauf der
arabischen Revolte beeinflussen. Da die Türkei und Israel bisher
halbwegs befreundet waren, muss sich Israel vor einer völligen
Isolierung hüten. Es wäre fatal, nur noch von Feinden umzingelt zu
sein. Israel sollte daher die Spannungen mit Ägypten und der Türkei
entschärfen und das verlorene Vertrauen wiederherstellen. Das geht
aber nur, wenn es Ägyptern, Palästinensern und Türken die Versöhnung
anbietet und sich für verursachte Schmerzen entschuldigt. Sollte dies
misslingen, könnten die Spannungen dramatisch eskalieren und Israels
Sicherheit gefährden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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