(Registrieren)

Rheinische Post: WestLB - Chaos in NRW

Geschrieben am 30-06-2011

Düsseldorf (ots) - Man kann viel darüber räsonieren, dass sich die
WestLB durch Unvermögen und Arroganz über Jahrzehnte hinweg selbst in
die Krise manövriert und immer wieder den Steuerzahler zur Kasse
gebeten hat. Die vergangenen Tage offenbaren ein anderes Problem: das
Unvermögen der Landespolitik, mit einem so komplexen Thema wie der
(Nicht-)Rettung einer Bank umzugehen. Die WestLB ist eben kein
Autobauer, dessen mögliche Pleite "nur" ein paar Tausend
Arbeitsplätze kostet. Die WestLB ist eine systemrelevante Bank. Das
heißt: Sie ist über ihre internationalen Geschäfte derart in das
globale Finanzsystem verwickelt, dass eine Pleite am Rhein
Sturmwellen bis in die Finanzzentren New York und Tokio auslösen und
die Weltwirtschaft in eine neue Rezession stürzen könnte. Wie schnell
das geht und wie schmerzhaft das ist, hat die Weltwirtschaft im Jahr
2008 erlebt, als die Investmentbank Lehman Insolvenz anmeldete. Um
das zu verhindern, haben sich die Eigentümer der Landesbank -
Sparkassen und Land - sowie die Bundesregierung vergangene Woche auf
einen Rettungsplan verständigt. Der ist wahrlich kein Glanzstück. Der
schwache Landesfinanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hat sich
von den NRW-Sparkassen über den Tisch ziehen lassen. Die Sparkassen,
die die Landesbank über Jahre nicht an die Fleischtöpfe ließen,
kommen relativ glimpflich davon, während das Land die größten Risiken
trägt. NRW allein wird Eigentümer der Service-Bank genannten RestLB,
in der alle unkündbaren Mitarbeiter und unverkäuflichen Teile der
Bank geparkt werden. Der Rettungsplan ist unzulänglich. Die
parlamentarische Abstimmung war von der SPD schlecht vorbereitet. Und
doch ist der Plan ohne Alternative, zumal gestern ein Ultimatum der
EU-Kommission auslief. Doch die Tragweite all' dessen scheint
insbesondere der Chef der CDU-Fraktion, Karl-Josef Laumann, nicht
erkannt zu haben. Obwohl er schon vor Tagen diskrete Nachhilfe in
Sachen Weltfinanzsystem von seinen Parteifreunden im
Bundesfinanzministerium erhalten hatte, glaubte er bis gestern Mittag
noch, sein parteipolitisches Süppchen kochen zu können. Ebenso
kurzsichtige Parteifreunde klopften ihm gar auf die Schulter: Endlich
fände die Opposition im Landtag mal statt. Andere setzten darauf,
dass die Linke im Landtag den rot-grünen Rettungsplan klammheimlich
doch noch möglich macht. Weniger staatspolitische Verantwortung bei
der CDU war selten. Erst eine erneute öffentliche Warnung von
Finanzminister Schäuble (CDU) und EU-Kommissar Almunia brachten
Geisterfahrer Laumann zur Vernunft. Bei einer erneuten Abstimmung kam
der Rettungsplan durch. Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis, dass
ausgerechnet das größte deutsche Bundesland derzeit von überforderten
Politikern geführt wird - in der Regierung, aber erst recht in der
Opposition.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

340364

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Koalitions-Grauen Düsseldorf (ots) - Wohl kaum eine Bundesregierung hatte zur Halbzeit ihrer Amtsperiode die Sommerpause so nötig wie die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel. Welches Thema die Beteiligten auch debattieren, welche Führungsrochade sie durchführen - am Ende bleiben Streit, Missgunst und Nickeligkeiten die Konstanten dieser so genannten bürgerlichen Regierung. Nur die (begründete) Angst vor Neuwahlen hält die "Wunschkoalition" zusammen. Der Koalitionsvertrag, ironischerweise mit dem Begriff "Zusammenhalt" überschrieben, mehr...

  • RNZ: Ohne Konzept - Kommentar zum Ende der Wehrpflicht Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier Auch wenn mancher in der Bundeswehr das Ende der Wehrpflicht bedauern mag: Es gab längst keine überzeugenden Argumente mehr für den Wehrdienst. Der Personalbedarf der Armee ging kontinuierlich zurück, zugleich konnten die Rekruten kaum noch sinnvoll beschäftigt werden. Daher existierte die Wehrgerechtigkeit allenfalls noch auf dem Papier. Die Art und Weise jedoch, wie der Übergang zur Freiwilligenarmee von der Politik übers Knie gebrochen wurde, könnte der Truppe in Zukunft erhebliche mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum beschlossenen Atomausstieg Bielefeld (ots) - 513 der 600 anwesenden Abgeordneten haben am Donnerstag der Atomgesetznovelle zugestimmt - das entspricht einem Anteil von 85,5 Prozent. Ein sattes Ergebnis für einen historischen Beschluss, den noch vor einem halben Jahr niemand überhaupt für möglich gehalten hätte. Ganze vier Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat der Bundestag in acht Gesetzen eine Energiewende auf den Weg gebracht, die in ihrem Anspruch und in ihrer Konsequenz, aber auch in ihren Anforderungen einzigartig ist in der Welt. Der 30. mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Griechenland Stuttgart (ots) - Die allermeisten EU-Staaten, darunter auch Deutschland, leben seit vielen Jahren weit über ihre Verhältnisse. Das ist der Kern des Problems. Trotz ständig steigender Einnahmen laufen die Ausgaben davon, weil sich die Politik in gespenstischer Weise von der Wirklichkeit entfernt hat. Zwei und zwei ist nicht zehn, auch wenn Parteitage etwas anderes beschließen. Und Staaten können sehr wohl pleitegehen, wie das Beispiel Griechenland zeigt. (...) Wer wirklich für diese Krise wird schmoren müssen, ist der Steuer- und mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Arbeit / Arbeitsmarkt Osnabrück (ots) - Vorsorge tut not Wie schön: Die Arbeitslosigkeit kennt angesichts des Wirtschaftsaufschwungs zurzeit nur eine Richtung, sie sinkt. Es gibt Regionen, in denen wird schon von Vollbeschäftigung gesprochen. Das alles ist hoch erfreulich, hat aber auch einen Haken: Je kleiner die Zahl der Erwerbslosen, desto größer die Sorge, Deutschland werde es bald an Arbeitskräften mangeln. Die Befürchtung erscheint umso berechtigter, als es neben der Wirtschaftslage einen zweiten wichtigen Arbeitsmarktfaktor gibt: die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht