(Registrieren)

HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu USA-Abzug aus Afghanistan

Geschrieben am 23-06-2011

Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Thomas Frankenfeld

Der Tod von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden war für US-Präsident
Barack Obama in mehrfacher Hinsicht ein politisches Geschenk. Er ließ
jene Kritiker verstummen, die Obama Verzagtheit im Krieg gegen den
Terrorismus vorwarfen - und er lieferte dem Präsidenten die
Möglichkeit, einen entscheidenden Teilsieg in Amerikas militärischem
Engagement am Hindukusch zu verkünden. Auf einen solchen Erfolg hatte
Obama gewartet, um aus der Position des Siegers den Abzug aus
Afghanistan verkünden zu können. Die hohen Ziele der
Bush-Administration, aus Afghanistan einen Hort der Demokratie und
Freiheit zu machen, sind hoffnungslos zerstoben. Das Ziel ist
verfehlt. Inzwischen verhandelt Washington unter dem Tisch mit den
Taliban - wohl wissend, dass sie noch da sein werden, wenn die
letzten US-Truppen längst abgezogen sind. Das amerikanische Volk ist
mehrheitlich kriegsmüde und will nicht mehr akzeptieren, dass
Abermilliarden Dollar in Afghanistan versickern, während die eigene
Infrastruktur dringend modernisiert werden muss. Die Entscheidung des
US-Präsidenten gegen den Rat seiner Militärs entspringt politischem
Pragmatismus. Obama hat natürlich seine Wiederwahl im Auge, aber auch
die Tatsache, dass dieser von seinem Vorgänger geerbte Krieg Amerika
weit mehr schadet als Afghanistan nutzt. Der zehnjährige Waffengang
beginnt allmählich selbst die ungeheuren Ressourcen der USA zu
zerrütten. 120 Milliarden Dollar kostet die USA das Abenteuer am
Hindukusch pro Jahr - während der US-Staatshaushalt demnächst an
seine Schuldengrenze von 14,29 Billionen Dollar stößt. Amerikas Macht
schrumpft relativ und verfügt nicht über unbegrenzte Mittel, wie
Obama einräumt. Doch angesichts eines Landes wie Afghanistan, das in
archaischen Strukturen verharrt, in weiten Teilen radikalislamisch,
wütend anti-westlich und unglaublich korrupt ist, hat der Satz des
US-Senators Joe Manchin besonderes Gewicht: "Wir versuchen ein Land
aufzubauen, das womöglich gar nicht von uns aufgebaut werden will."
Diese bittere Wahrheit gilt ebenso für das militärische und
finanzielle Engagement Deutschlands.



Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

339120

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Kunststiftung Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Die nachhaltigen Zweifel des Landesrechnungshofes an der Korrektheit des Verfahrens zur Besetzung des Direktorenpostens der 2005 gegründeten Kunststiftung sind sachlich berechtigt, juristisch relevant und politisch brisant. Brisant im Hinblick auf die Besetzung einflussreicher und gut dotierter Landesposten, die nachvollziehbar und zweifelsfrei zu geschehen hat. Juristisch relevant im Hinblick auf die Gleichbehandlung aller von einer Ausschreibung anzusprechenden Interessenten. Absolventen von Fachschulen waren hier mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Afghanistan Halle (ots) - Das Signal ist eindeutig: Rette sich, wer kann! Es handelt sich trotz aller rhetorischen Kosmetik um eine politisch-militärische Kapitulationserklärung. Auch die größte Streitmacht, die der Westen seit langem aufgeboten hat, kann einen Guerilla-Krieg gegen einen quantitativ wie rüstungstechnisch hoffnungslos unterlegenen Gegner in einem der ärmsten Länder der Welt nicht gewinnen. Denn Guerilla-Kriege sind nicht zu gewinnen. Das lernten die Russen in Afghanistan. Das erfuhren die Amerikaner in Vietnam. Für die Bundeswehr mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Haushalt Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Kein Doppeletat, weil das Parlament dann kaum noch Einfluss hat, lautet die Botschaft des gestrigen Tages. Bullerjahn und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) droht ein politisches Debakel mit Ansage - noch innerhalb ihrer 100-Tage-Schonfrist. Erfolgreiche Politik sieht anders aus. Aber wen wundert's angesichts des zuletzt miserablen Erscheinungsbilds der Landesregierung. Bullerjahn will mit dem Kopf durch die Wand und verprellt seine Kollegen. Unterdessen erzählt der Ministerpräsident, wie lieb sich alle im Kabinett mehr...

  • Landeszeitung Lüneburg: Streitkultur als Stärke / Politologe Prof. Greven sieht Grüne auf gutem Weg Lüneburg (ots) - Stresstest für die Grünen: Die Partei-Spitze will Ja zum schwarz-gelben Ausstiegskonzept sagen, die weiteren Pläne zur Energiewende aber als ungenügend ablehnen. Zwar überwiegt vor dem morgigen Sonderparteitag in Berlin bei den Landesverbänden die Zustimmung zum grünen Leitantrag, aber es liegen knapp 50 Änderungsanträge und 25 weitere Anträge vor. Kritik kommt von der Parteijugend und der Anti-Atom-Bewegung. Der Hamburger Politologe Prof. Dr. Michael Th. Greven sieht die Grünen aber nicht gespalten. Wem gehört mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur Steuerpolitik Ulm (ots) - Mehr Netto vom Brutto - das klingt verheißungsvoll. Die FDP, die sich diesem Motto verschrieben hat und, wie ihr Parteichef Philipp Rösler kürzlich sagte, nun endlich liefern will, mag frohlocken. Die Bundeskanzlerin kommt ihr entgegen. Jetzt (noch) nicht, sondern mutmaßlich 2013 sollen die Bürger steuerlich entlastet werden, also im Jahr der nächsten planmäßigen Bundestagswahl. "Aufbau Gelb" scheint das Projekt zu heißen, mit dem Angela Merkel verhindern will, dass ihr der Koalitionspartner mit kläglichen Umfragewerten von mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht