(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Europa ist mehr als Politik Uli Exner über Deutschland, die Griechenland-Krise und den Segen der europäischen Einheit

Geschrieben am 18-06-2011

Berlin (ots) - Man muss wieder mal "Stopp!" rufen und "Protest!" -
in diesen nervösen Tagen, in denen unsere wichtigsten Politiker ihr
wichtigstes Projekt, die einen volens, die anderen nolens zur
Disposition stellen. Was für eine Hybris. Welch ein Irrtum. Europa
ist nicht Brüssel, Europa ist nicht "die Politik", schon gar kein
Gipfel. Europa ist auch nicht der Euro. Europa sind die Menschen, die
hier leben. Die einen so, die anderen so - am Ende aber einig:
Freiheit. Frieden. Miteinander. Insofern ist es anmaßend und
unzulässig, wenn der Eindruck erweckt wird, die europäische Einigung
liege jetzt in den Händen derer, die gerade über Griechenland
verhandeln. Uber den Euro. Über die europäische Finanzordnung. Das
alles ist wichtig für unseren Wohlstand, für unsere Wirtschaft, für
unser Arbeiten, unser Leben. Aber die europäische Einheit steht nicht
auf dem Spiel, wenn man darüber verhandelt, ob Banken und
Finanzjongleure beteiligt werden sollen an der Bewältigung der
griechischen Krise, die natürlich auch eine europäische ist. Die aber
den grundsätzlichen Zusammenhalt der Länder dieses Kontinents, die
Friedfertigkeit der Menschen auch im schlechtesten Fall nicht
grundlegend wird erschüttern können. Die europäische Freundschaft,
das selbstverständliche, gleichberechtigte und wohlwollende Umgehen
der europäischen Völker miteinander ist ein Produkt unserer
Geschichte insgesamt, nicht nur eines der Diplomatie. Erst recht
nicht eines der Ökonomie. Wir gehören zusammen. Und nur in dieser
Zusammengehörigkeit geht es uns dauerhaft gut. Dieses europäische
Fundament, diese auch unter Schmerzen gewachsene Erkenntnis, ist zu
unserem großen Glück viel fester gefügt, als es viele wahrhaben
wollen. Europa ist mehr als Politik und Wirtschaft. Mehr als
Brüsseler Behörde. Europa ist längst Mensch. Kollektives Bewusstsein,
deutliche Mehrheit im Westen, große Hoffnung immer noch im Osten. Im
Zweifel ist dieses Europa, sind wir auch fähig, eine große Krise in
der Substanz unbeschadet zu überstehen. Eine solche große Krise zu
vermeiden allerdings, das ist die aktuelle Aufgabe der Politik. Dafür
sind Merkel, Sarkozy und ihre europäischen Kollegen gewählt. Dafür
müssen sie alles tun. Dafür müssen sie sich einigen und im Zweifel
auch die Finanzmärkte bändigen. Darum ist der EU-Gipfel in dieser
Woche auch immens wichtig. Wir brauchen Entschlossenheit,
Handlungsbereitschaft, im Zweifel sogar Leidensfähigkeit der
einzelnen beteiligten Länder. Kluge Gedanken, vielleicht auch Mut.
Aber, was immer dort auch beschlossen wird: Um den Bestand der
europäischen Einheit, des friedlichen Miteinanders, geht es in
Brüssel nicht. Die wird nämlich umso wichtiger, je schwieriger die
Lage ist. Nur allein steht man mit dem Rücken zur Wand. Wer
etwas anderes suggeriert, wer meint, die europäische Einheit wäre im
ökonomischen Zweifel disponibel, der irrt gewaltig. Der
versteht die Welt nicht. Und das ist ein Segen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

338216

weitere Artikel:
  • LVZ: Menschenrechtsbeauftragter Löning kritisiert Menschenrechtslage in Afghanistan Leipzig (ots) - Ein Jahrzehnt nach dem Beginn des bewaffneten Bundeswehreinsatzes in Afghanistan hat der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, eine kritische Zwischenbilanz gezogen. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sagte Löning, den Regierenden in Afghanistan "fehlt es an der Macht, teilweise auch am Willen, rechtsstaatliche Strukturen und grundlegende Versorgungsleistungen zu gewährleisten". Nach dem gerade beendeten Besuch des Bundesverteidigungsministers Thomas de Maizière (CDU) mehr...

  • Friedensnobelpreisträger und Ex-Staatspräsident Lech Walesa gibt dem LION eines seiner seltenen Interviews: "Der Friedennobelpreis hat mich unsterblich gemacht!" Köln (ots) - Friedensnobelpreisträger und Ex-Staatspräsident Lech Walesa (68) gibt der Mitgliederzeitschrift der deutschen Lions, dem LION, in einem seiner seltenen Interviews sehr offen. Zur ersten Mal äußert er sich dabei zu den Vorwürfen um seine mutmaßliche Stasi-Mitarbeit. Gegenüber Chefredakteur Ulrich Stoltenberg spricht er in Danzig außerdem über seine Kindheit, Glaube und Papst, Bildungschancen, Europapolitik, politischer Kampf, Energiesicherheit, Japan-Problematik und Computer. Das ganze Interview ist zu lesen unter www.lions.de mehr...

  • Der Tagesspiegel: Koalitionsabgeordnete stellen eigene Mehrheit für Griechenland-Hilfe in Frage Berlin (ots) - Berlin - In den Koalitionsfraktionen wächst der Widerstand gegen weitere Milliardenhilfen für Griechenland. Mit Blick auf die lediglich freiwillige Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Hilfe äußerten der CDU-Haushaltsexperte Klaus-Dieter Willsch sowie der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler Zweifel daran, dass die schwarz-gelbe Regierung im Bundestag eine eigene Mehrheit für ein zweites Hilfspaket aufbieten kann. Schäffler sagte dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag": "Wenn die Bundeskanzlerin nicht mehr...

  • Der Tagesspiegel: Thüringer Ministerpräsidentin Lieberknecht: Koalition muss für einfacheres Steuersystem sorgen Berlin (ots) - Berlin - Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hat eine radikale Vereinfachung des Steuersystems anstelle rascher Steuersenkungen gefordert. In einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" sagte die CDU-Politikerin, eine Senkung der Steuern halte sie nicht für vordringlich: "Viel offensiver sollten sich Union und FDP mit der dringend notwendigen Vereinfachung des Steuerrechts befassen." Die Politik müsse handeln, da die Menschen nicht mehr verstehen würden, "wofür sie welche Steuern zahlen mehr...

  • Westfalenpost: Laumann: Schulfrieden in NRW  muss länger als 10 Jahre halten Hagen (ots) - Hagen. CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann hält einen Schulkonsens in NRW noch vor der Sommerpause für möglich. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass ein Schulfrieden  länger als zehn Jahre halte, sagte Laumann der in Hagen erscheinenden Westfalenpost (Montagsausgabe). "Wir brauchen eine deutlich längere Sicherheit." Laumann reagierte damit auf das Angebot von Rot-Grün, in einem Schulkonsens über die Gemeinschaftsschule ein 10-jähriges Moratorium ohne neue Strukturdebatten zu vereinbaren.    Der CDU-Oppositionsführer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht