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HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zur Atomdebatte

Geschrieben am 15-03-2011

Hamburg (ots) - Die Beantwortung der Frage "Wie stehen Sie zur
Atomenergie?" zählt zu den Schlüsselfragen unserer Zeit. Jeder
halbwegs engagierte Mensch muss sich hierzu positionieren und so sein
politisches Fundament preisgeben. Denkt er eher lang- oder
kurzfristig, eher grundsätzlich oder abwägend? Hält er das minimale
Risiko eines Super-GAU für vertretbar, um Stromstandards zu sichern
und CO2-Emissionen zu minimieren? Oder findet er, dass vieltausende
Jahre strahlendes Material erst gar nicht zur Entfaltung kommen darf,
solange unklar ist, wie vieltausende Jahre sichere Entsorgung
garantiert werden kann? Kurzum: Sieht er in der Atomkraft eine
Brückentechnologie oder eine moderne Büchse der Pandora?
Jahrzehntelang wurde über das Thema erbittert gestritten, am Ende
siegte die Pandora-Position, und zwar völlig zurecht.
Parteiübergreifend bestand Einigkeit, dass Atomkraft in Deutschland
keine Zukunft haben soll. Ein seltener Konsens, getragen von
politischer Weitsicht und der Verantwortung gegenüber der Nachwelt.
Der Rest war Abwicklung, Geschachere vor allem, um ein paar
Laufzeit-Jahre, ein paar Betreiber-Milliarden mehr oder weniger. Zig
Studien wurden in Auftrag gegeben, Szenarien entworfen (was, wenn ein
Flugzeug ins AKW kracht?), Risiken ausgelotet und ausgeschlossen. In
letzter Zeit hatte es gar den Anschein, als erlebe die Atomkraft
vielerorts eine Renaissance. Der Impetus, die den Ausstieg erwirkte,
drohte im allgemeinen Feilschen um Lobbyinteressen und Emissionswerte
zu verblassen. Die gegenwärtige Reaktion Berlins auf die
schrecklichen Vorkommnisse in Japan allerdings führt die politische
Vernunft als Kriterium schwarz-gelber Atompolitik vollends ad
absurdum. Kaum steht das Wahlvolk unter dem Schock der Bilder aus
Fernost, steuert die Regierung um und kündigt an, die selbst soeben
initiierten längeren Laufzeiten für AKWs zurückzunehmen und die
Sicherheitsfrage ganz neu zu stellen. Ihre Botschaften des Tages:
Vergesst einfach, was wir euch gestern erzählten - wir haben nämlich
selbst keine Ahnung, wie sicher unsere AKWs wirklich sind. Und uns
interessiert auch nicht so sehr das Wohl der Nachwelt, als vielmehr
der Erfolg bei den kommenden Landtagswahlen. Es ist schlimm zu sehen,
wie bedrohlich die per se unkalkulierbare Atomtechnologie im
Ernstfall sein kann. Umso unerträglicher, mit welch durchsichtigem
Aktionismus Merkel, Westerwelle & Co. der Macht der Bilder begegnen.



Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de


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